Die Rudolf-Magenau-Schule ist schon seit vielen Jahren Vorreiter in Sachen Ganztagsbetreuung an Grundschulen. Bereits ab dem Schuljahr 2006/07 konnten Eltern für ihre Kinder an vier Wochentagen zusätzliche Betreuungsstunden in Anspruch nehmen. Im Schuljahr 2014/15 erhielt die Schule zudem die Anerkennung als Ganztagsschule gemäß den Vorschriften des Schulgesetzes. Das bedeutete zusätzliche Personalstunden, sodass kostenlose Betreuung von Montag bis Donnerstag von 7 Uhr bis 15.30 Uhr möglich war. Mittagessen gab es zuletzt an allen fünf Wochentagen, täglich aus regionalen Zutaten von Mitgliedern der Landfrauen frisch zubereitet und zu einem äußerst günstigen Preis.
Die Liste an Aktivitäten, aus denen die Kinder an den Nachmittagen auswählen konnten, war lang und reichte von der Lernwerkstatt über den schuleigenen Gemüsegarten und eine Theaterklasse bis hin zur Haustier-AG. Zumindest war all das bis zum letzten Schuljahr so.
In diesem Schuljahr nun wurden nicht genügend Schülerinnen und Schüler für die Ganztagsbetreuung angemeldet und das hat einschneidende Folgen. Die Schule hat den Status als Ganztagsschule verloren und damit auch die Finanzierung zusätzlicher Lehrer- und Betreuungsstunden.
Eltern sind die Regelungen zu wenig flexibel
Die Krux an der Sache war offenbar, dass viele Eltern die Bedingungen der Ganztagsschule als zu wenig flexibel empfunden haben. Laut Vorgabe des Schulgesetzes muss das Angebot an mindestens drei Wochentagen genutzt werden, und das Kind darf dann auch nicht vorzeitig aus der Betreuung abgeholt werden. Die Akzeptanz dieser starren Regelung habe in den letzten Jahren abgenommen, erklärt Bürgermeister Jürgen Mailänder, der diese Erfahrung auch aus anderen Kommunen kennt. Im laufenden Schuljahr habe man dann nicht mehr die Mindestanzahl an Kindern erreichen können.
Laut Vorgabe des Kultusministeriums müssen mindestens 25 Mädchen und Jungen an der Ganztagsbetreuung teilnehmen, und zwar unabhängig davon, ob eine Schule mehrere Hundert Kinder besuchen oder eben – wie in Hermaringen – nur rund 90 Kinder. Ab 25 Kindern genehmigt das Ministerium neun Zusatzstunden, die entweder von Lehrern oder auch von zusätzlichen Betreuungskräften übernommen werden können. Ab 29 Kindern können sogar zwei Gruppen gebildet werden, sodass das Kultusministerium 18 Zusatzstunden finanziert. Die standen an der Rudolf-Magenau-Schule bisher zur Verfügung und ermöglichten das breit gefächerte Angebot.
Gemeinderat muss über weitere Finanzierung beraten
Die neue Situation sei eine „Herausforderung“ für die Gemeinde, so Bürgermeister Mailänder. Durch den Verlust des Status als Ganztagsschule sei nun die Kommune wieder selbst am Zug, das Betreuungsangebot zu regeln und zu finanzieren. Man werde versuchen, ein „passgenaues und flexibles Ganztagsangebot auf die Beine zu stellen“, und sei auf der Suche nach Betreuungskräften, damit den Kindern auch künftig verschiedene Aktivitäten angeboten werden könnten. Allerdings müssten sich die Eltern darauf einstellen, dass eine kostenlose Betreuung ab dem nächsten Schuljahr nicht mehr möglich sein werde.
Zum einen steht es um die finanzielle Situation der Kommune ohnehin nicht zum Besten, zum anderen wäre das auch ungerecht gegenüber den Eltern der Krippen- und Kindergartenkinder, die für die Betreuung bezahlen müssen.
In seiner nächsten Sitzung am 13. März wird der Gemeinderat darüber beraten, wie die Ganztagsbetreuung an der Hermaringer Schule ab dem nächsten Schuljahr aussehen könnte und wie sie finanziert werden soll. Dazu gibt es wohl Überlegungen zu einem Modell, bei dem Eltern an beliebig vielen Tagen Betreuungsmodule vor Beginn der Schule, über Mittag und an den Nachmittagen buchen können. Maximal wären das an fünf Tagen die Woche 15 Module. Der Preis könnte bei zehn Euro pro Modul liegen, sodass der maximale Betrag pro Monat bei 150 Euro läge.