Vom 19. bis 22. September

35. Waldarbeits-Weltmeisterschaft: So trainiert das deutsche Team in Ochsenberg

Die World Logging Championship 2024 steht an: Das deutsche Team trainiert für die in Wien stattfindende Weltmeisterschaft im Königsbronner Ortsteil Ochsenberg und geht als Mitfavorit ins Rennen.

„Der Teufel steckt im Detail“ – bei dieser Aussage würden die wenigsten Menschen an Bäume denken. Ausgenommen von ein paar kleinen Ästen und Zweigen haben Buche, Eiche, Lerche und Co. kaum Filigranes an sich. In einem speziellen Zusammenhang können Millimeter und Bäume jedoch in gemeinsamer Synergie für großen Jubel oder für ebenso große Enttäuschung sorgen: bei den Waldarbeitsmeisterschaften. Vom 19. bis 22. September kommt die Crème de la Crème des Nischensports in Wien zusammen, um den diesjährigen Weltmeister zu ermitteln. Deutschland geht nicht nur als Mitfavorit ins Rennen, sondern hat auch monatelanges, hartes Training hinter sich – und das in Ochsenberg.

Trainingslager in Ochsenberg

Bevor es also ins große und laute Wien geht, bereitet sich das „Team Germany“ im ruhigen und beschaulichen Ortsteil von Königsbronn vor, wobei Stille für die Tage des Trainings nicht geboten werden kann. Schon Hunderte Meter vor dem Übungsplatz bei Ochsenberg hört man das laute Aufheulen der Motorsägen. Markus Wick, verantwortlicher Teamchef der Nationalmannschaft, kommt aus Gerstetten und ist seit 24 Jahren Mitglied der deutschen Teamführung: „Der Wald und alles darum herum ist mein Leben. Für mich ist es, diese Leidenschaft zu meinem Beruf zu machen, etwas ganz Besonderes“. Vor etwa 30 Jahren rutschte er vom normalen Forstbetrieb in den Sport rund um die Kettensäge – und sitzt nebenbei auch im Aufsichtsrat von ForstBW.

Wick ist nicht das einzige Mitglied der Nationalmannschaft, das von der Ostalb stammt: Luis Kolb, deutscher Meister der diesjährigen U-24-Meisterschaften, kommt aus Bartholomä und wird auch für Deutschland an den Start gehen. Zudem ist der Burgberger Thomas Schneider als ehemaliger Junioren-Weltmeister des Jahres 2018 aus dem Team Germany gar nicht mehr wegzudenken. Komplettieren werden das diesjährige Weltmeisterschaftsteam die beiden ehemaligen Einzel-Weltmeister Marco Trabert und Uli Huber aus Bayern.

Wir wollen Weltmeister werden.

Markus Wick, Teamchef der deutschen Nationalmannschaft

So ist die regionale Nähe zum Trainingsstützpunkt der Mannschaft nicht nur der Grund für die Auswahl des Standortes Ochsenberg, sondern auch die Nähe zum forstlichen Maschinenbetrieb in Ochsenberg und dem Ausbildungszentrum in Itzelberg. Der Übungsplatz von heute war in vergangenen Jahren schon häufiger Austragungsort verschiedener regionaler und überregionaler Meisterschaften. In den letzten Wochen sahen die Mitglieder und Betreuer des deutschen Teams also hier die perfekte Möglichkeit, um sich auf den anstehenden Wettbewerb vorzubereiten – und das in ihrer Freizeit. „Die ganze Infrastruktur ist für professionelles Training gemacht. Es ist einer der professionellsten Stützpunkte in ganz Europa. Und das ist auch wichtig: Wir wollen schließlich Weltmeister werden“, sagt Wick.

Die Disziplinen im Überblick

Insgesamt fünf Disziplinen kommen auf das deutsche Team in Wien zu. Dabei dreht sich alles um Schnelligkeit und Präzision. Beim Kettenwechsel, der ersten Parcoursdisziplin, wird eine stumpfe Kette mit einer neuen scharfen Kette an der Motorsäge ausgetauscht. „Unsere Schnellsten machen das in sieben Sekunden“, sagt Markus Wick. Mit dem Kombinationsschnitt kommt eine weitere Parcoursdisziplin auf die deutsche Mannschaft zu: An einem aufgestelltem Holzstamm muss erst von unten und anschließend von oben ein Stück abgetrennt werden. Dabei kommt es auf den genauen Winkel der Abtrennung an, mit so wenig wie möglich Abweichung.

Markus Wick, Teamleiter der deutschen Nationalmannschaft, beim Training in Ochsenberg. Foto: Rudi Penk

Ähnlich sieht der Ablauf bei der dritten und letzten Parcoursdisziplin, dem Präzisionsschnitt aus, nur liegt diesmal der Baumstamm auf einer etwa drei Zentimeter dicken Unterlage aus Sägemehl. Wieder muss ein Stück Holz abgeschnitten werden, ohne die Unterlage zu durchtrennen: „Wenn man die Unterlage ganz durchtrennt, gibt es keine Punkte. Von totalem Ausscheiden bis zum Spitzenplatz reichen Millimeter“, sagt Wick.

Bei der nächsten Disziplin zählt nun die Schnelligkeit: die Entastung. „Für jeden Teilnehmer gibt es 30 Äste an einem Baumstamm, die so schnell wie möglich abgetrennt werden müssen. Marco Trabert aus unserem Team ist der schnellste ,Aster' der Welt. Er meistert alle 30 Schnitte in etwa zwölf Sekunden“, sagt Wick. Die Königsdisziplin ist die Zielbaumfällung. Dort muss der Athlet erst unter Zeitdruck den Schwerpunkt des Baumes ausmachen, bevor der Zielstock aufgestellt wird, der getroffen werden muss. Anschließend wird der Baum mit möglichst viel Präzision gefällt, damit der Zielstock getroffen wird. „Dabei kommt es auch auf Zentimeter an“, sagt Wick.

Das Wochenende in Wien

Von Donnerstag, 19. September, bis Sonntag, 22. September, sind die deutschen Vertreter in Wien im Einsatz. Insgesamt 26 Länder nehmen bei der „World Logging Championship 2024“ teil. Deutschland und die beiden Teams der Nachbarländer Österreich und Schweiz gelten als Favoriten auf den Titel. „Wir haben ein starkes Team und natürlich die Ambitionen, den Titel zu holen. Ich würde uns schon zum Favoritenkreis dazuzählen“, so Markus Wick. Doch ein Selbstläufer wird das nicht: „Vor allem in den Parcoursdisziplinen sind die Österreicher sehr stark“, ergänzt Wick.

In die endgültige Vorbereitung geht das deutsche Team jedoch ganz entspannt: Zusammen reisen sie schon ein paar Tage vor Turnierstart nach Wien und verbringen gemeinsam Zeit. „Wir wollen nicht aus dem Auto hüpfen und direkt loslegen“, sagt Wick. Das Wort „Teambuilding“ ist dem 53-Jährigen sehr wichtig: „Wir sind nicht nur Kollegen, wir sind Freunde. Doch bei der Meisterschaft zählt Leistung, und zwar von jedem. Wir sind keine Einzelspieler. Wir gewinnen zusammen oder verlieren zusammen“, so der Teamchef.

Die Weltmeisterschaft verfolgen

Die 35. Waldarbeits-Weltmeisterschaften werden vom 19. bis 22. September ausgetragen und starten am Donnerstag um 18 Uhr mit der Nationenparade der ungefähr 105 Teilnehmer auf der Wiener Donauinsel. Das Event kann sowohl vor Ort als auch im Stream verfolgt werden: Der Eintritt in Wien ist bis auf das Catering komplett kostenlos und der Dachverband der internationalen Waldarbeitsmeisterschaften (ialc) wird einen Stream auf der eigenen Homepage zur Verfügung stellen.

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