Königsbronner Klosterkirche

Warum Bachs Weihnachtsoratorium in Königsbronn Appetit auf mehr machte

Der Auftakt von Bachs Weihnachtsoratorium in Königsbronn am Samstagabend ließ die Zuhörer "jauchzen und frohlocken".

Warum Bachs Weihnachtsoratorium in Königsbronn Appetit auf mehr machte

Die überschwängliche Freude über Christi Geburt, die alle Menschen einbezieht und ganz und gar mitreißt, in keinem Werk kommt sie wohl besser zum Ausdruck als in Bachs Weihnachtsoratorium, dessen „Jauchzet, frohlocket“ den unbändigen Freudentaumel in Tempo und Rhythmus so glänzend widerspiegelt.

So verfielen auch die Zuhörer am Samstagabend in der Klosterkirche diesem Zauber. Das machte möglich die Evangelische Kantorei Schnaitheim mit Frauenchor, Jugendchor und Projektsängerinnen und eine ganze Menge Mitstreiter. Die Sinfonietta der Musikschule Oberkochen-Königsbronn war mit von der Partie, ebenso die Ansbacher Hoftrompeten. Und als Solisten waren Magdalena Hug (Sopran), Kerstin Wagner (Alt), Martin Höhler (Tenor) und Uli Bützer (Bass) gewonnen worden. Die Gesamtleitung hat Kantor Hans-Martin Braunwarth inne.

Lieber in Häppchen aufgeführt

Das wohl am meisten aufgeführte Werk zur Weihnachtszeit umfasst sechs Kantaten und dauert insgesamt zweieinhalb Stunden. Das hätte man so in der Gesamtheit aufführen können, aber das hatte Bach ja bei der Uraufführung auch nicht vorgesehen. So hatte sich auch Kantor Hans-Martin Braunwarth dafür entschieden, es in Häppchen zu servieren. So kamen in Königsbronn zur Aufführung die Kantaten eins – die Darstellung der Geburt Christi – und drei – Beschluss der Weihnachtsgeschichte mit der Anbetung der Hirten im Stall – mit Ausschnitten aus Kantate zwei – Verkündigung der Engel an die Hirten. Die Zuhörer bekamen also nicht nur das „Jauchzet, frohlocket“ in all seinem Glanz zu hören, sondern auch die Weihnachtsgeschichte nach Lukas – beides bestens geeignet, um sich auf den ersten Advent einzustimmen.

Das gesamte Konzertstündchen hatte also nicht nur die Strahlkraft des berühmten Auftakts, sondern auch die schlichte Besinnlichkeit der bekannten Worte aus dem Evangelium. Darüber hinaus bestach es mit Lieblichkeit und Eleganz, die den verschiedenen Teilen innewohnt und die Schlichtheit der Worte Lukas‘ bestens unterstrich. Das gelang ebenso eindrucksvoll wie das voluminöse Strahlen, die Wucht, die in verschiedenen Teilen zum Ausdruck kommt, mit der Bach der Größe des Ereignisses auf wunderbare Weise die musikalische Entsprechung zukommen ließ. Dass er dabei in weiten Teilen Musik verwendet hatte, die er bereits zu anderen Anlässen geschrieben hatte, wie das seinerzeit durchaus üblich war, das ist heute kaum noch bekannt und schon gar nicht zu hören: Das Weihnachtsoratorium hat einen ganz eigenen Stellenwert und ist populär wie eh und je, so populär, wie es die verwendeten Fest- und Huldigungsmusiken vielleicht gar nicht mehr wären.

Einkehr anstatt Hektik und Stress

Die Strahlkraft der einzelnen Teile und die großartige Art des Vortrags aller Künstler gaben einen wahren Rahmen der Einkehr und Konzentration auf das kommende Ereignis, das ja in heutigen Zeiten gerne von Hektik, Stress und Betriebsamkeit überlagert wird, sodass sowohl Jauchzen und Frohlocken zu kurz kommen könnten. Umso mehr genossen die Zuhörer die Wohltat des mit Können und spürbarer Begeisterung dargebrachten Vortrags, zumal dieser gänzlich pur seine Wirkung entfalten konnte. Keine Begrüßung, keine Ansprachen, kein Dank – allein das Werk durfte glänzen und die Herzen öffnen. Dass für die zu öffnenden Geldbeutel – der Eintritt war kostenlos, Spenden erwünscht – ein Richtwert im Programm angegeben war, auch diese Worte hätten vielleicht besser eingespart werden sollen. Großzügig macht die Adventszeit, und befeuert wird dies durch den Genuss, den die vielen Mitwirkenden bescherten, der eher befremdlich wirkenden Höhenangabe der Spende hätte es nicht bedurft.

Dennoch soll das Konzert nicht geschmälert werden: Es war ein wunderbarer Beginn sowohl der Adventszeit als auch der Reihe selbst. Auf die hatte der Auftakt richtig Appetit gemacht.

Weitere Aufführungstermine

Am Sonntag, 17. Dezember, werden in der Pauluskirche Heidenheim die Kantaten eins, zwei und sechs aufgeführt, also die Darstellung der Geburt Christi, die Verkündigung des Engels an die Hirten und die Anbetung der Weisen aus dem Morgenland. Die Kantaten vier mit der Namensgebung Jesu und fünf mit der Ankunft der Weisen aus dem Morgenland und den Nachforschungen des Herodes kommen am Montag, 1. Januar, in der Stadtkirche Giengen zur Aufführung. Beginn ist jeweils um 18 Uhr.