Es ist die Horrorvorstellung eines jeden Hundehalters: Der eigene Hund frisst einen mit Gift, Rasierklingen oder Stecknadeln präparierten Köder. Das kommt zwar selten vor, aber es passiert – jüngst offenbar auch in Königsbronn: In den sozialen Medien machten in der vergangenen Woche Warnungen vor Giftködern in einem Königsbronner Wohngebiet die Runde. Ein Hund soll dort im Bereich zwischen Wilhelm-Hauff-Straße, Gerokstraße und Pestalozzistraße Rattengift aufgenommen haben und daran gestorben sein.
Mischlingshündin in Königsbronn gestorben
Zwischendurch war von zwei verstorbenen Hunden die Rede, offenbar aber, so beschreibt es die betroffene Hundehalterin, handle es sich dabei um nur einen Hund – ihre achteinhalb Jahre alte Mischlingshündin. „Die Nachricht verbreitete sich so schnell und ging über mehrere Ecken, über Whatsapp und Facebook. Da entstand am Ende der Eindruck, es seien zwei Hunde betroffen“, so die Halterin.
Der Vorfall habe sich am vergangenen Mittwoch ereignet. Ihr Mann sei morgens mit ihrer Hündin spazieren gegangen – eine etwas kleinere Runde, Frauchen selbst sei an diesem Morgen stark erkältet gewesen. „Wir können den Bereich, in dem es passiert sein muss, deshalb auch recht gut eingrenzen“, sagt die Halterin. Davon, dass die Hündin etwas aufgenommen hat, haben weder ihr Mann noch sie zunächst etwas mitbekommen. „Ich muss aber auch sagen, dass unsere Hündin quasi ein Staubsauger war“, sagt die Königsbronnerin: „Und gerade jetzt, kurz vor der Läufigkeit, hatte sie ihre Nase immer am Boden.“
Eine erste Veränderung am Verhalten ihrer Hündin sei ihr dann nachmittags bei der zweiten Gassirunde des Tages aufgefallen: „Sie hat zwar ihr Geschäft gemacht, wollte aber nicht so richtig laufen.“ Die Hundehalterin wollte abwarten, am nächsten Tag gegebenenfalls zum Tierarzt fahren, sollte es sich nicht bessern. „Ich dachte mir nichts Großartiges dabei, vielleicht hatte ich sie ja mit meiner Erkältung angesteckt. Das soll vorkommen.“ Zu Hause habe die Hündin normal getrunken und sich eine Liegestelle gesucht. „Sie war schon immer sehr zäh“, sagt die Königsbronnerin. „Nach dem Motto ‚ein Indianer kennt keinen Schmerz‘ hat sie nie richtig angezeigt, wenn ihr etwas weh tat.“
Tierarzt konnte nur noch erlösen
Zur abendlichen Gassirunde gegen 21 Uhr dann habe es die Hündin nur noch bis zur Haustür geschafft. „Da ist sie plötzlich zusammengebrochen und nicht mehr aufgestanden.“ Gemeinsam mit ihrem Mann habe sie ihr Haustier dann zum Tierarzt gebracht – doch es war zu spät: „Sie hatte bereits Blut im Bauchraum, der Kreislauf versagte.“ Sie musste erlöst werden. Der Tierarzt habe aufgrund der Symptomatik Blut genommen und einen Gerinnungstest gemacht, der eine Vergiftung mit Rattengift nahegelegt habe.
Polizei rät zur Anzeige
Die Königsbronnerin sei noch zwei Tage lang die Strecke abgelaufen und habe Hecken und Büsche kontrolliert – gefunden habe sie nichts. Auf Nachfrage heißt es vonseiten der Polizei-Pressestelle in Ulm, dass es schwierig sei, einen Täter oder eine Täterin zu ermitteln, wenn nicht beispielsweise Zeugen etwas Verdächtiges beobachtet haben. „Dennoch schadet es in keinem Fall, eine Anzeige zu erstatten“, so eine Polizei-Sprecherin. „Allein schon deshalb, weil wir dann die Möglichkeit haben, den Vorfall publik zu machen und so andere Hundehalter zu warnen.“ Und: „Es ist nicht so, dass Ermittlungen in solchen Fällen grundsätzlich nicht zu einem Erfolg führen können.“
Tatsächlich hat die Polizei immer wieder mit präparierten Ködern zu tun, die nicht nur Hunde schwer verletzen oder sogar töten können. Erst Ende vergangener Woche hatte beispielsweise ein Unbekannter im Donautal bei Ulm rund 20 Wurstköder ausgelegt, die mit Stecknadeln präpariert worden waren. Glücklicherweise hatte eine Hundehalterin die Köder entdeckt und der Polizei gemeldet, die nun in dieser Sache ermittelt und Zeugen sucht.
Das raten Tierärzte bei Vergiftungen
Die Bundestierärztekammer hat auf ihrer Homepage Ratschläge für Hundehalterinnen und Hundehalter für den Fall einer Vergiftung veröffentlicht: In einem Gebiet, in dem vor Giftködern gewarnt wird, sollten die Hunde nur an der Leine geführt werden. „Abhängig vom Gift und von der Giftmenge erkennt man eine Vergiftung sofort oder wenige Stunden nach Giftaufnahme. Allerdings gibt es auch einige wenige Gifte, bei denen zwischen Aufnahmezeitpunkt und Auftreten der ersten Symptome einige Tage liegen können“, heißt es in einer Mitteilung. Dazu gehört auch Rattengift. Grundsätzlich gilt: Beim Verdacht auf eine Vergiftung müsse das Tier unbedingt von einem Tierarzt oder einer Tierärztin behandelt werden.
Symptome, die bei einer Vergiftung auftreten können, seien starkes Speicheln, Zittern, Apathie oder starke Aufregung, Schwäche, Kreislaufprobleme (Kollaps mit Bewusstlosigkeit), Erbrechen, Würgen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Blut im Erbrochenen, im Kot oder im Urin (bei Rattengift). Außerdem könnten Atembeschwerden bis hin zur Atemnot auftreten oder Veränderung der Pupillen und der Mundschleimhaut.
Rattengift im Speziellen führt eine massive Störung der Blutgerinnung durch Hemmung der Vitamin-K-Synthese in der Leber herbei, sodass das betroffene Tier nach und nach innerlich verblutet.
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