Wo sonst hauptsächlich Häuser und Wohnungen zur Miete oder zum Kauf angeboten werden, findet sich derzeit auch ein großes unbebautes Grundstück in Königsbronn: Auf dem Portal immobilienscout24.de vermittelt ein Heidenheimer Makler-Büro im Auftrag des aktuellen Eigentümers das Areal für eine mögliche Wohnbebauung. Laut der Angaben auf der Internetseite ist das gesamte Wiesen-Grundstück 7450 Quadratmeter groß und könnte beispielsweise für Mehrfamilienhäuser oder ein Pflegeheim zur Verfügung stehen. Letzteres gibt es freilich bereits mit dem Awo-Altenzentrum in direkter Nachbarschaft an der Brenzstraße.
Attraktiv ist die Lage allemal - zumindest auf den ersten Blick: Das Gebiet liegt direkt an der Brenz und in der Nähe der Georg-Elser-Schule, des Paul-Reusch-Kindergartens und der Sportanlagen. Auch Bahnhof und Netto-Markt sind nicht weit entfernt.
Preis von 1,5 Millionen Euro ist der Gemeinde zu hoch
Der Gemeinde Königsbronn ist das Kaufangebot zwar bekannt, Interesse hat sie selbst aber nicht daran. Auf Nachfrage teilt Bürgermeister Jörg Weiler mit, dass der aufgerufene Kaufpreis von fast 1,5 Millionen Euro für die Gemeinde zu hoch sei.
Ob es bereits andere Interessenten für das Grundstück gibt, ist nicht bekannt: Das zuständige Makler-Büro antwortet auf diese Frage nicht, auch die beiden großen Wohnbauunternehmen im Landkreis halten sich bedeckt: Der Firma Hebel Wohnbau ist das Angebot zwar bekannt, äußern möchte sie sich derzeit aber nicht näher dazu. Die Kreisbau Heidenheim hat eine entsprechende Anfrage bislang gänzlich unbeantwortet gelassen.
Fest steht allerdings, dass ein zukünftiger Käufer seine Pläne mit der Gemeinde Königsbronn absprechen muss: Laut Bürgermeister Weiler gibt es für das Areal derzeit nur in einem Teilbereich einen Bebauungsplan, und zwar als Gemeindebedarfsfläche. Für den Rest gibt es noch keine Festsetzungen. Diese müssten dann in Form eines neuen Bebauungsplans folgen. Da wiederum hätte dann auch unter anderem der Königsbronner Gemeinderat ein Wörtchen mitzureden.
Areal als Überflutungsflächen bei Hochwasser ausgewiesen
Geklärt werden müssen in einem solchen Verfahren dann auch die Fragen nach dem Hochwasserschutz, die sich unter anderem aus der Lage des Grundstücks direkt oberhalb der Brenz ergeben. Der Bereich, in dem das Areal liegt, läuft unter dem Namen "Sumpfwiesen". Und das wohl nicht ganz ohne Grund: In weiten Teilen ist das Gebiet am Fluss und im Einzugsgebiet des Ochsenberggrabens in der Hochwassergefahrenkarte der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg als Überflutungsfläche bei stärkerem Hochwasser ausgewiesen.
Gebiete, die als Überflutungsflächen für 100-jährliche Hochwasserereignisse oder Extrem-Hochwasser ausgewiesen sind, gelten automatisch als Überschwemmungsgebiete und dürfen zunächst generell nicht bebaut werden. Das bestätigt auch das Umweltministerium Baden-Württemberg auf Nachfrage. Wie so oft, gibt es aber auch hier Ausnahmeregelungen, die eine Bebauung nach einer entsprechenden Risikoabwägung und unter bestimmten Voraussetzungen dennoch möglich machen würden. Insbesondere müsste gewährleistet sein, dass durch eine Bebauung keine negativen Folgen für Grundstückseigentümer flussauf- oder flussabwärts zu erwarten wären. Auch ein bestehender Hochwasserschutz dürfte nicht beeinträchtigt werden.
Was zeigt eine Hochwassergefahrenkarte?
Eine Hochwassergefahrenkarte zeigt die möglichen Überflutungsflächen bei unterschiedlichen Hochwasserszenarien. Dabei wird unterschieden zwischen HQ10, HQ50, HQ100 und HQ-Extrem.
Die Abkürzung HQ steht dabei für die Abflussmenge bei Hochwasser und setzt sich zusammen aus H für Hochwasser und Q, der Abflusskennzahl. Die Zahl dahinter gibt an, in wie vielen Jahren ein solches Ereignis statistisch vorkommen kann (Jährlichkeit). Ein HQ100 kommt also statistisch gesehen einmal in 100 Jahren vor.
Ein HQ-Extrem ist statistisch gesehen seltener als alle 100 Jahre, ein Extremereignis also. Es kann aber auch dann vorkommen, wenn zum Beispiel Dämme brechen oder Schutzanlagen überlastet sind.