Was für einige, wenige Radfahrer eine zukünftige Erleichterung sein soll, stellt für viele Betroffene wochenlange Einschränkungen dar. Seit Montag, 17. März, laufen die Bauarbeiten für eine neue Querungshilfe und einen neuen Radweg an der B19, am südlichen Ortseingang von Königsbronn. Die daraus resultierende Verkehrsführung sorgt für Unmut unter den Anwohnern der Heidenheimer Straße und der Wiesenstraße. In einer HZ-Umfrage zeigt sich nun, wie die betroffenen Königsbronner mit der Situation umgehen.
Überraschung und Ärger über die kurzfristige Information
Für viele Anwohner kam die Baustelle und die damit verbundene Umleitung über die Wiesenstraße völlig unerwartet. Mariano und Christine Faraci aus der Heidenheimer Straße berichten, sie seien „aus allen Wolken gefallen“, als sie erst wenige Tage vor Beginn der Bauarbeiten davon erfuhren. Besonders befremdlich fanden sie, dass die Baustellenschilder bereits aufgestellt wurden, bevor eine offizielle Mitteilung an die betroffenen Anwohner herausging.
Die kurze Vorlaufzeit habe ihnen keine Möglichkeit gegeben, sich auf die Veränderungen vorzubereiten oder Einspruch zu erheben. „Wir kommen uns allein gelassen und vor den Kopf gestoßen vor“, erklärt Christine Faraci. Vor allem die Parkplatzsituation sei für sie problematisch, da sie keine private Parkmöglichkeit hätten und nun auf alternative Lösungen ausweichen müssten – eine Aufgabe, die ihrer Meinung nach die Gemeinde hätte übernehmen müssen.
Auch Nicole Honold aus der Wiesenstraße zeigt sich überrascht: „Die Anwohner wurden im Vorfeld nicht mit ins Boot genommen, was die Bauarbeiten und Umleitung angeht.“ Sie habe erst durch das Teeren von Straßenschäden in Vorbereitung der Umleitung davon erfahren und sei verwundert gewesen, dass die Gemeinde keine frühzeitige Kommunikation mit den Bürgern gesucht habe.
Unsichere Verkehrslage und rücksichtsloses Fahrverhalten
Neben der Informationspolitik ist die neue Verkehrssituation selbst ein großes Problem für viele Anwohner. Durch die Einbahnstraßenregelung werde der Verkehr durch Straßen gelenkt, die für ein so hohes Aufkommen nicht ausgelegt seien.
Margit und Martin Wacker, die seit 27 Jahren an der Heidenheimer Straße wohnen, hatten zunächst Bedenken, ob sie ihre Garage weiterhin problemlos nutzen könnten. Diese Sorge habe sich zwar als unbegründet erwiesen, doch andere Probleme seien geblieben. Besonders gefährlich sei die Situation für Fußgänger und Kinder, da viele Autofahrer die Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h nicht einhielten.
„Die Lkws und Pkws halten sich nicht an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten“, erklärt Margit Wacker. Ein Lkw sei sogar bereits falsch in die Baustelle hineingefahren, was Fragen über die Deutlichkeit der Beschilderung aufwerfe. Auch das Ein- und Ausparken aus der eigenen Garage sei nun mit einem erheblichen Risiko verbunden, da der Verkehr stetig an ihnen vorbeirase.
„So schnell wie die Leute hier durchfahren, dauert es nicht lange, bis es knallt. Die schießen mit 60 km/h in die Kurve“, vermutet Christine Faraci. Sie befürchtet außerdem, dass Krankenwagen oder Feuerwehr im Notfall nicht rechtzeitig durchkämen und sogar Lieferfahrzeuge den Verkehr blockieren könnten, da es keine geeigneten Haltezonen gebe.
So schnell wie die Leute hier durchfahren, dauert es nicht lange, bis es knallt. Die schießen mit 60 km/h in die Kurve.
Christine Faraci, Anwohnerin der Heidenheimer Straße
Lärm, Erschütterungen und Angst vor Schäden
Besonders belastend ist die Situation entlang der Wiesenstraße, die zuvor eine ruhige Wohngegend war und nun täglich von hunderten Autos und Lkws befahren wird. Nicole Honold beklagt nicht nur den Lärm, sondern befürchtet auch strukturelle Risiken: „Das ganze Haus wackelt, wenn die Lkws vorbeifahren.“
Da das Gebiet früher ein Sumpfgebiet war, sieht sie die Gefahr, dass der Untergrund der massiven Verkehrsbelastung nicht standhalten könnte. „Ich mache mir Sorgen, dass Risse an meinem Haus entstehen könnten“, so Honold. Besonders kritisch sieht sie die Situation für Familien mit kleinen Kindern: „Ich würde meine Kinder hier nicht mehr draußen spielen lassen. Das ist viel zu gefährlich mit dem Verkehr.“
Gerhard und Hanne Früholz, ebenfalls langjährige Anwohner der Wiesenstraße, teilen diese Sorgen. Sie seien „sehr sauer“ gewesen, als sie von dem Bauvorhaben erfuhren. „Die Straße ist nicht für so viel Verkehr ausgelegt und wird das auf Dauer nicht aushalten“, betonen sie. Nachdem sie sich an die Gemeinde gewandt hatten, wurde ihnen zwar zugesichert, dass für mögliche Schäden das Land Baden-Württemberg oder das Rathaus aufkommen würde, doch die Unsicherheit bleibe.
Ein weiteres großes Problem sei die Lärmbelastung: „Von morgens um halb acht bis spätabends haben wir keinen Moment Ruhe“, klagt Hanne Früholz. Besonders die Lkws seien störend, und viele Fahrer hielten sich nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Die Straße ist nicht für so viel Verkehr ausgelegt und wird das auf Dauer nicht aushalten.
Ehepaar Früholz, Anwohner der Wiesenstraße
Skepsis gegenüber dem Radweg-Projekt
Neben den akuten Problemen stellt sich für viele Anwohner auch die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Bauvorhabens selbst. Margit Wacker, Nicole Honold und das Ehepaar Früholz sind sich einig: „Der Radweg wird nicht gebraucht.“ Martin Wacker ergänzt: „Hier fahren fast keine Radfahrer.“ Auch Gerhard Früholz hält den Radweg für überflüssig und äußert den Verdacht, dass bei der Planung keine Rücksicht auf die Anwohner genommen worden sei.
Forderungen der Anwohner und mögliche Lösungen
Trotz aller Kritik versuchen einige Anwohner, konstruktive Lösungen vorzuschlagen. Margit und Martin Wacker regen an, die Heidenheimer Straße dauerhaft zur Tempo-30-Zone zu machen, um die Lärmbelastung und das Unfallrisiko zu reduzieren. Gerhard Früholz könnte sich eine alternative Umleitung über Ochsenberg vorstellen, verstehe aber, dass die Gemeinde nur wenige Möglichkeiten habe. Dennoch seien sich viele Anwohner einig, dass es eine frühzeitigere Einbindung der Bürger hätte geben müssen.
Nicole Honold bringt ihren Unmut auf den Punkt: „Muss man sich einfach fügen, ohne dass auf die Anwohner Rücksicht genommen wird?“ Eine Frage, die viele Betroffene weiterhin beschäftigt und die möglicherweise noch für Diskussionen sorgen wird.
Warum wurden die Anwohner so kurzfristig informiert?
Wie Ortsbaumeister Jörg Bielke bei der vergangenen Gemeinderatssitzung in Königsbronn erklärte, wurde die Gemeinde selbst erst am Dienstag vor dem Baubeginn über das Vorhaben vom Regierungspräsidium informiert. Dadurch sei den Verantwortlichen wenig Zeit geblieben, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen und die Anwohner zu informieren. Ihnen sei, so Bielke, durchaus bewusst, welche Konsequenzen das für die Betroffenen hätte. Aus diesem Grund werde man die Situation am Donnerstag noch einmal überprüfen und gegebenenfalls nachkorrigieren.