Die Preise für Feuerwehrfahrzeuge steigen immer weiter. Kostete ein Hilfsgruppenlöschfahrzeug 20 (HLF 20) beispielsweise im Jahr 2009 noch rund 350.000 Euro, waren es 2023 schon mehr als eine halbe Million Euro. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Das mussten jetzt auch die Königsbronner Gemeinderäte feststellen.
Die Zanger Feuerwehr braucht ein neues HLF 10, das bisherige Fahrzeug ist laut dem stellvertretenden Kämmerer Matthias Bölstler nur noch „bedingt einsatzbereit“. Bereits 2022 hatte der TÜV bei einer Untersuchung Bedenken gegen den Weiterbetrieb angemeldet. Dass eine Neubeschaffung anstehen würde, ist also schon länger klar, wie enorm sich die Preise für die Einsatzfahrzeuge aber entwickeln würden, damit hatte offenbar niemand gerechnet. 450.000 Euro waren ursprünglich im Haushaltsplan 2024 für die Beschaffung eingestellt, die europaweite Ausschreibung brachte jetzt aber ein ganz anderes Ergebnis: Mehr als 708.000 Euro soll das neue HLF 10 kosten. Eine Diskrepanz von fast 60 Prozent.
Bernd Eppli (SPD): „Diese Erhöhung ist einfach nur unanständig“
Bei einer derart enormen Abweichung von der ursprünglichen Kostenschätzung hätte die Gemeinde durchaus die Möglichkeit, die Ausschreibung aufzuheben und neu auszuschreiben. Ob sich die Ergebnisse da bessern würden, ist eher unwahrscheinlich. Und so beschloss der Gemeinderat, das Fahrzeug für den aufgerufenen Preis zu beschaffen, die Mehrkosten sollen über zwei Projekte finanziert werden, die aufgrund abgelehnter Förderbescheide in diesem Jahr nicht umgesetzt werden können. Wenngleich sie zustimmten, machten die Gemeinderäte ihrem Ärger aber deutlich Luft: Bernd Eppli (SPD) beispielsweise ist selbst Vertriebsleiter bei den Königsbronner Hüttenwerken und zeigte keinerlei Verständnis für die Preissteigerungen: „Wir in unserem Unternehmen sind auch energie- und materialabhängig, auch wir mussten unseren Kunden in den vergangenen Jahren einiges zumuten. Aber diese Erhöhung ist einfach nur unanständig.“
In den sauren Apfel und in die Tischkante
Ähnlich äußerte sich Edith Wagner (UWB): „Bei dieser Summe bleibt einem einfach nur die Spucke weg, aber die Zanger brauchen ein Auto und wir müssen in den sauren Apfel beißen.“ Und auch Engelbert Frey zeigte sich verärgert über eine derartige Preissteigerung im Bereich der essenziellen Daseinsfürsorge: „Dabei ist es leider nicht verwunderlich, dass uns das nach jahrelanger Erfahrung mit Monopolisten erneut zu denken geben muss.“
Dietrich Kölsch (CDU), der angesichts der teuren Beschaffung „in die Tischkante beißen“ könne, wollte wissen, ob die vom Land Baden-Württemberg vorgesehenen Bündelausschreibungen zeitnah Realität werden könnten und man darüber gegebenenfalls einen besseren Preis erzielen könnte. Hier musste der stellvertretende Kämmerer Bölstler enttäuschen: Die Planungen des Landes seien noch nicht so weit. „Zudem macht eine solche Bündelausschreibung das Verfahren erfahrungsgemäß nicht unbedingt einfacher für uns.“
Und so blieb dem Gemeinderat am Ende also nichts anderes übrig, als die Beschaffung des HLF 10 zu beschließen. Immerhin, so Michael Bruch (UWB), gebe man das Geld für „etwas Sinnvolles“ aus, nachdem in der Vergangenheit auch schon hohe Summen in Planungen investiert worden seien, die am Ende in der Schublade gelandet seien.
Alle Kommunen von Preisexplosion betroffen
Die Preissteigerungen im Bereich der Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge treffen natürlich nicht nur die Königsbronner. Auch der Steinheimer Gemeinderat musste sich kürzlich mit der Beschaffung eines Transportfahrzeugs beschäftigen, das voraussichtlich 400.000 Euro kosten würde. Die Gemeinde überlegt eine gemeinsame Beschaffung mit Gerstetten und will darüber hinaus prüfen, ob es anstatt eines neuen „Gerätewagen-Transports“ auch nicht einfach ein mit Sirene und Funk ausgestatteter, einfach Lastwagen tun würde.
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