Pläne für die Ortsdurchfahrt B19

Königsbronner Ortsdurchfahrt: Großes Interesse an möglichen Veränderungen

Bei einer Veranstaltung in der Königsbronner Hammerschmiede wurden Bürgerinnen und Bürger über die Planungen für die Ortsdurchfahrt informiert. Was ihnen erklärt wurde und was die drängendsten Fragen waren.

Dass das Thema Ortsdurchfahrt die Königsbronner umtreibt, war am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung in der Hammerschmiede deutlich zu erkennen. In der proppenvollen Halle stellte die Gemeindeverwaltung gemeinsam mit dem Planungsbüro G+H vor rund 400 Interessierten erstmals öffentlich Pläne vor, wie gegen den drohenden Verkehrskollaps auf der B19 vorgegangen werden könnte.

Sowohl Moderator Hendrik Rupp als auch Bürgermeister Jörg Weiler machten gleich zu Beginn der Veranstaltung deutlich, dass die Vorschläge nur mittelfristige Lösungen sein sollen und das endgültige Ziel nur ein Tunnel oder eine weiträumige Umfahrung des Ortskerns sein kann. „Für Königsbronn hat eine kurz- und mittelfristige Verbesserung der Situation höchste Priorität, um die Lebensqualität zu verbessern“, betonte Weiler: „Langfristig ist es sicherlich eine Umfahrung.“

Verkehrsfluss soll verbessert werden

Die Überlegungen, deren Kern zwei Kreisverkehre im nördlichen Bereich Königsbronns darstellen, erläuterte Wolfgang Groll, Geschäftsführer des G+H Ingenieurteams. „Es geht darum, den Verkehrsfluss durch den Ort zu verbessern und damit die Belastungen zu verringern“, erläuterte er, betonte aber auch, dass dadurch die Zahl der Fahrzeuge nicht abnimmt. Mittels eines großen Kreisverkehrs im Bereich der Kreuzung mit der Zanger Straße und eines kleineren bei der Einmündung der Zahnbergstraße könne der Verkehr deutlich besser fließen als im jetzigen Zustand, in dem eine Ampelanlage häufig für Staus sorgt. Die beiden Kreisverkehre würden nur 300 Meter auseinanderliegen, doch zwischen ihnen wäre ein Abbiegen aus der Wilhelm-Hauff-Straße nur nach Norden und aus der Zeppelinstraße nur nach Süden möglich, die Fahrspuren der B19 würden getrennt. Als „Königsbronner Fahrradkette“ bezeichnete Groll das Modell, weil die beiden Kreisel aus der Vogelperspektive betrachtet Kettenblatt und Ritzel darstellen könnten, die aufgeteilte Bundesstraße die Kette.

Über zahlreiche weitere Veränderungen in der Ortsdurchfahrt, wie Verlegung von Bushaltestellen, Querungshilfen, Linksabbiegespuren, das Versetzen von Ampeln, durchgehende Radwege und weitere Maßnahmen könnte der Verkehrsfluss zudem weiter verbessert werden. Über eine Länge von 1,9 Kilometern habe man die Ortsdurchfahrt unter die Lupe genommen und in drei Abschnitte unterteilt, so Groll. „Die B19 ist jetzt schon zeitweise an ihrer Kapazitätsgrenze und es wird in Zukunft noch mehr Verkehr geben. Deshalb müssen wir versuchen, die Situation zu verbessern und damit Verkehrssicherheit und Lebensqualität erhöhen sowie eine noch stärkere Zerschneidung des Ortes vermeiden.“ Hintergrund ist, dass sich täglich knapp 20.000 Fahrzeuge durch die Ortsdurchfahrt zwängen, „bis 2035 ist mit einem Zuwachs um 6,5 Prozent zu rechnen“, so der Planer. Er machte auch kein Hehl daraus, dass mit einer Umgestaltung des Ortes sehr viele Bauarbeiten und auch der Abriss einiger Gebäude entlang der Bundesstraße einhergehen, um mehr Raum für Straße und Radwege zu schaffen.

Während einer Pause bei der Veranstaltung hatten die Besucher die Möglichkeit, Fragen schriftlich zu formulieren, die dann vorgelesen und beantwortet wurden. Wobei auf die am häufigsten gestellte Frage zunächst Schweigen von Seiten der Verantwortlichen herrschte, das mit Lachen aus dem Publikum quittiert wurde:

Wie wird der Verkehr während der Bauarbeiten umgeleitet?

Die kurzfristige Ratlosigkeit der Experten auf dem Podium machte deutlich, dass solche Überlegungen noch weit weg sind. „Da müssen wir natürlich großräumig umleiten und in Abschnitten bauen, das gibt sicherlich nochmal ein Thema“, so Groll. „Die Bauphase bedeutet natürlich massive Einschränkungen für Monate oder Jahre“, ergänzte Königsbronns Ortsbaumeister Jörg Bielke. „Aber wenn wir uns darüber Gedanken machen, sind wir schon 20 Schritte weiter.“

Warum wird es auch nach einem Umbau der Ortsdurchfahrt Ampeln geben, die den Verkehrsfluss stoppen?

Um Fußgängern und Radfahrern das Überqueren zu ermöglichen. „Es ist dabei zu beachten, dass die Abstände nicht zu groß sind, sonst werden die Überwege nicht akzeptiert. Der Vorteil von Ampeln liegt darin, dass meist mehrere Menschen gleichzeitig die Straße überqueren, dadurch wird der Fuß- und Radverkehr gestärkt“, so Heiko Engelhard, leitender Baudirektor bei Straßenbauamt Ellwangen, das fürs Regierungspräsidium für Königsbronn zuständig ist.

Wären Mehrspurigkeit der B19 und eine bessere Ampelsteuerung eine Alternative?

„Fußgängerampeln reagieren auf Anforderung, wenn sie benötigt werden“, erklärte Groll. Mehr Spuren auf der Ortsdurchfahrt benötigten zudem deutlich mehr Platz als vorhanden sei.

Würde die Kapazität der Kreisel überhaupt ausreichen, um den Verkehr zu bewältigen?

In den Spitzenstunden zweimal am Tag könnten auch die Kreisel zu Konflikten führen, erläuterte Groll. „Aber an den restlichen 22 Stunden des Tages wird die Kapazität auf jeden Fall ausreichen.“

Wären die jetzt vorgestellten Verbesserungen nicht kontraproduktiv, wenn man langfristig eigentlich eine weiträumige Umfahrung im Sinn hat?

„Wir versuchen, dass der Verkehr nicht vollkommen zum Erliegen kommt“, so Bürgermeister Weiler. Beim Bundesverkehrswegeplan, in dem etwa Tunnel aufgeführt sind, werde in Dekaden gerechnet. Auch das Regierungspräsidium sehe, dass die Situation in Königsbronn brisant ist. „Wir wollen uns nicht darauf verlassen, dass in ein paar Jahrzehnten vielleicht ein Tunnel kommt und kurzfristig nichts tun. Was wir jetzt vorhaben, ist ein erster Schritt und er ist sinnvoll. Ich habe lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach“, so Weiler. Das bestätigte auch Engelhard: „Wir müssen jetzt alles in die richtige Richtung drehen, damit wir bald eine Verbesserung haben. Warten ist für Königsbronn keine Alternative.“

Noch ein weiter Weg

Mit der Vorstellung der Planung ist zwar ein erster Schritt getan, doch bis es zu Baumaßnahmen kommt, ist es noch ein weiter Weg. So gilt es, verkehrliche Nachweise zu erbringen, ob die Planung überhaupt funktionieren würde, es muss entschieden werden, ob die Kreisverkehr-Lösung akzeptiert wird. Für eine Genehmigung und auch die Finanzierung ist letzten Endes das Regierungspräsidium zuständig, da die Ortsdurchfahrt eine Bundesstraße ist.

Erforderlich sind auch Baugrundgutachten, Verhandlungen mit betroffenen Grundstückseigentümern, Kostenberechnungen, der Abschluss der Entwurfsplanung, eine Genehmigungsplanung, Baubeschluss, Ausschreibungen, eine Ausführungsplanung und viele weitere Verfahren. All dies nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.

Die Verantwortlichen sind jedoch guter Dinge, dass schon in diesem Jahr mit zwei Querungshilfen am nördlichen und südlichen Ortseingang begonnen werden kann. Diese sollen es Radfahrern erleichtern, die Bundesstraße zu überqueren und Radwege zu nutzen.

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