Forstwirtschaft

Neue Aufgaben für den Ochsenberger Maschinenbetrieb

Der Ochsenberger Maschinenbetrieb ist eine von nur drei vergleichbaren Einrichtungen von Forst BW in Baden-Württemberg. Seit 2018 wurde er aufwendig saniert und umgebaut.

Neue Aufgaben für den Ochsenberger Maschinenbetrieb

Am Rand von Ochsenberg, direkt am Wald, steht seit rund 50 Jahren eine u-förmige Ansammlung von Gebäuden, fast täglich fahren hier schwere Forstmaschinen ein und aus. Vor Ort spricht man ganz einfach vom Maschinenhof, die offizielle Bezeichnung ist „Forstlicher Maschinenbetrieb Ochsenberg“, und dieser ist eine von nur drei vergleichbaren Einrichtungen des Landesforstbetriebs Forst BW in Baden-Württemberg. In den vergangenen Jahren wurde der Maschinenbetrieb für mehrere Millionen Euro saniert und zum Teil neu ausgestattet.

Die Aufgaben des Maschinenbetriebs waren schon immer vielfältig. Früher wurden hier spezielle Forstmaschinen vorgehalten, die in der gesamten Region benötigt wurden. Dazu gehörten beispielswiese drei sogenannte Entrindungszüge, mit deren Hilfe Baumstämme noch vor Ort im Wald geschält wurden. Im Laufe der Zeit wurden solche Aufgaben freilich mehr und mehr an private Forstunternehmen ausgelagert. Dies führte dazu, dass sich die Aufgaben des Maschinenbetriebs veränderten.

Maschinen aus Ochsenberg in weitem Umkreis unterwegs

Zum einen sind heute in Ochsenberg mehrere Harvester und Forwarder stationiert. Harvester fällen, entasten und zerteilen Bäume in einem Arbeitsgang, Forwarder transportieren das Holz danach an die nächste Waldstraße. Die sechs Fahrer arbeiten in mehreren Forstbezirken in einem Umkreis, der bis Esslingen, Ellwangen und Ulm reicht. Wenn beispielsweise nach schweren Unwettern viele Maschinen benötigt werden, werden die Ochsenberger Fahrzeuge auch weiter entfernt eingesetzt. Zuletzt wurden sie aus der Gegend um Ravensburg angefordert, wo ein Sturm Tausende Bäume umgeworfen hatte. Für den Transport der Spezialmaschinen verfügt der Betrieb über einen eigenen Tieflader-Lkw.

Im Simulatorraum: Norbert Puhr (links) und Dr. Hans Untheim. Markus Brandhuber

Zu den zentralen Einrichtungen des Maschinenbetriebs gehört die Werkstatt, in der die Fahrzeuge gewartet und repariert werden. „Wir versuchen, so viel wie möglich selber zu reparieren“, sagt Norbert Puhr. In einem eigenen Werkstattraum werden ausschließlich Hydraulikleitungen für unterschiedliche Zwecke gebaut.

Die Ochsenberger sind Spezialisten für die Arbeit auf weichen Böden

Der Ochsenberger Maschinenbetrieb ist landesweit spezialisiert auf die Holzernte auf weichen Böden und damit auf Untergründen, die besonders empfindlich sind. Daher arbeitet man auch mit dem Unterkochener Kettenhersteller Rud zusammen, um sogenannte Bänder zu entwickeln, die über die Reifenpaare der Forstmaschinen gezogen werden und unter anderem für geringeren Druck auf den Waldboden sorgen sollen.

Die Expertise der Ochsenberger setzt Forst BW zudem in der Aus- und Fortbildung ein. Unter anderem können Forst-Azubis im Simulatorraum ausprobieren, wie es sich anfühlt, eine der komplexen Holzerntemaschinen zu bedienen. Auch als Testbetrieb für Arbeitsverfahren und neue Produkte fungiert der Maschinenbetrieb.

Noch relativ neu in Ochsenberg ist die Schreinerwerkstatt der sogenannten Spezialpartie, die zuvor in einer ehemaligen Pflanzschule bei Steinheim ansässig war. Dort arbeiten insgesamt neun Menschen mit gesundheitlichen Problemen. Sie können weiterhin im Betrieb bleiben, ohne in der körperlich belastenden Holzernte tätig zu werden, sie bauen Ruhebänke, Hochsitze, Möblierungen für Schutzhütten und sogar große Insektenhotels. In einem eigenen Kleinsägewerk produziert das Team genau die Holzsortimente, die es braucht.

Der Forstbetrieb will das Outsourcing teilweise umkehren

In Zukunft sollen noch weitere Aufgaben hinzukommen. „Wir wollen Aufgaben wieder ins Haus holen, Stichwort Insourcing“, sagt Dr. Hans Untheim, der Leiter des in Itzelberg ansässigen Forstbezirks Östliche Alb. Mit Hilfe von Anbaugeräten an Traktoren sollen die Männer der Spezialpartie unter anderem Waldwege pflegen oder Wegränder mulchen. Die Spezialpartie ist dabei dem Forstbezirk zugeordnet, während der eigentliche Maschinenbetrieb übergeordnet zum Landesbetrieb gehört und von Jürgen Pfau verantwortet wird. Insgesamt arbeiten rund 20 Menschen in beiden Einrichtungen.

Der gelernte Schreiner Jürgen Neumann leitet die Werkstatt der Spezialpartie. Markus Brandhuber

Um die Gebäude den veränderten Anforderungen anzupassen, aber auch, weil die Substanz teils schlicht in die Jahre gekommen war, wurde der Maschinenbetrieb ab 2018 umgebaut und saniert. Die erste Bauphase bis 2020 galt quasi dem Tiefbau: Kanäle wurden saniert, die Abscheideranlage der betriebseigenen Tankstelle wurde erneuert, außerdem ließ man die nicht mehr benötigten Montagegruben in den Werkstätten zuschütten. Ungeplant war damals hingegen die Erneuerung der Hackschnitzelheizung, die den Großteil des Komplexes mit Wärme versorgt.

Im zweiten Bauabschnitt wurden sämtliche Flachdächer erneuert, außerdem ließ das Land asbesthaltiges Fugenmaterial entfernen. Zudem wurden weite Teile des Innenausbaus erneuert. In diesem Zuge erhielt die Schreinerwerkstatt eigene Sozialräume, auch der Simulatorraum kam neu hinzu. Zuletzt erneuerten Zimmerleute das Dach über der Tankstelle und im hinteren Bereich des Betriebshofs das große Schleppdach, unter dem Material gelagert wird. Eine endgültige Abrechnung liegt zwar noch nicht vor, die Verantwortlichen gehen jedoch davon aus, dass die ursprünglich veranschlagten 1,7 Millionen Euro für Umbau und Sanierung deutlich übertroffen werden.