Im Rausch der Geschwindigkeit

Stefan Haslauer aus Zang will Deutschlands schnellsten Audi TT haben

Stefan Haslauer ist leidenschaftichler Autoschrauber. Seit zwei Jahren tunt der Zanger einen handelsüblichen Audi TT für Viertelmeilerennen. Er hat sich das Ziel gesetzt, Deutschlands schnellsten Audi TT zu besitzen. Wie die Chancen stehen und warum das Hobby nicht ganz ungefährlich ist.

Stefan Haslauer aus Zang will Deutschlands schnellsten Audi TT haben

Nicht selten wird Stefan Haslauer von Passanten, die an seiner Garage vor dem Einfamilienhaus in Zang vorbeilaufen, gefragt, ob er mit Autoteilen und Kfz-Zubehör handelt. Denn in den Regalen und manchmal auf dem kompletten Boden verstreut liegen Motoren, Reifen, Turbolader und vieles mehr. Jenen Leuten erklärt er dann, dass er ein Hobby-Autoschrauber ist – und dies alles andere als halbherzig. Es vergeht wohl kein Tag, an dem er keinen Fuß in die Garage setzt, die nur für einen Zweck gebaut wurde und zwar, um sie als Werkstatt zu nutzen. Denn der 34-Jährige verfolgt ein rasantes und ehrgeiziges Ziel: Er möchte den schnellsten Audi TT in Deutschland vorweisen können und nimmt hierfür an Viertelmeilerennen teil. Wie das gelingen soll? Mit Geduld, Know-how und jeder Menge Spaß.

Um zu verstehen, wohin er will, muss man wissen, woher er kommt: Sein erstes größeres Objekt war ein Passat, bei dem das Hauptaugenmerk beim Schrauben noch mehr auf der Optik lag. Beim zweiten Fahrzeug – einem Golf 2 VR 6 Turbo mit 500 PS – beschäftigte sich Haslauer erstmals intensiv mit der Technik. „Doch sobald die Autos fertig waren und es nur noch ums Fahren ging, haben sie mich gelangweilt und ich war auf der Suche nach dem nächsten.“ Heute – 46 „Alltagsfahrzeuge“ später – besitzt er sein ganz eigenes Traumauto, das er liebt zu fahren. Auch wenn es nur auf der Rennstrecke möglich ist, eine Straßenzulassung hat es nicht.

Der Zanger strebt 1400 PS an

Seit knapp zwei Jahren schraubt Haslauer an dem Audi TT, Baujahr 2006, mit ursprünglich 250 PS herum. Rund 800 PS hat er aus dem Fahrzeug bereits herausgeholt, 1400 PS sollen es mal werden. Eine große Rolle spielt das Gewicht und wie dieses auf die Achsen und Räder verteilt ist. „Das Auto muss so leicht wie möglich sein“, so der Zanger. Alles Überflüssige, wie die Rückbank, Vordersitze oder Innenverkleidung, flogen deshalb entweder komplett raus oder wurden durch eine leichtere Alternative ersetzt. Der Fahrersitz besteht aus spartanischem Aluminium und befindet sich in einer Art Schutzkabine aus drei Millimeter dicken Stahlstangen. „Wenn’s um die Sicherheit geht, wird also nicht an Gewicht gespart“, erklärt der Familienvater. Um das Maximum an Geschwindigkeit aus dem Auto herauszuholen, müsse man sich zu helfen wissen. Manchmal bleiben die Originalteile, beispielsweise die Kurbelwelle, verbaut, mal muss man nach Ersatzteilen innerhalb der VW-Familie, zu der Audi zählt, suchen. So gehörte etwa der Motorblock einst einem Golf IV (204 PS). Laut Haslauer seien Werksteile bisweilen besser geeignet, als man sich vorstellen könne.

In seiner Garage beziehungsweise Werkstatt in Zang steht Haslauer eine eigene Hebebühne zur Verfügung. Rudi Penk

„Es geht darum, Dinge ‚kaputtzuprobieren‘ und entsprechend zu ändern“, so Haslauer lachend. Ein Hobby, das ganz schön ins Geld geht. Ein paar Beispiele: Statt normalen Sprit muss leistungsfähigeres Bio-Ethanol getankt werden. Kostenpunkt: drei Euro auf den Liter. Das Motoröl kostet sogar 45 Euro pro Liter – und es müssen ständig Ölwechsel vorgenommen werden. Es gibt nicht ohne Grund einen bekannten Witz unter Gleichgesinnten: „Kannst du vom ‚Drag Racing‘ Millionär werden? Ja, wenn du vorher Milliardär warst.“ Kostengünstige Lösungen zu finden, lautet die Devise. Im Gegensatz zu anderen Rennfahrern hat Haslauer nämlich keine zahlungskräftigen Sponsoren im Rücken. Und auch nicht die Möglichkeit, sein Auto in näherer Umgebung in der Praxis zu testen. Viertelmeile-Rennstrecken in der Umgebung gebe es nicht – das einzige Viertelmeilerennen in der Gegend, das „Flugplatzblasen“ in Neresheim-Elchingen, sei ebenfalls Geschichte.

Von Null auf 100 in 2,63 Sekunden

Die Jungfernfahrt fand daher erst bei einem richtigen Rennen statt, vor wenigen Wochen im 540 Kilometer entfernten Oschersleben. Dies war auch für den Fahrer eine Premiere. Haslauer erzählte von seiner Aufregung im Vorfeld. „Mein Fuß hat gezittert. Aber am Start war ich die Ruhe selbst.“ Mit weiteren Rennen folgten erste Teilerfolge: Mittlerweile ist der Audi TT auf der 402 Meter langen, geraden Fahrbahn schon nach 2,63 Sekunden bei 100 km/h angelangt, und nach weiteren 3,93 Sekunden bei 200 km/h. Zum Vergleich: Ein Bugatti Veyron brauche von Null auf 100 2,84 Sekunden und ein Porsche 918 Spyder 4,6 Sekunden, um von 100 auf 200 km/h zu beschleunigen.

Weniger ist mehr: Unnötiges Gewicht wurde aus dem Innenraum entfernt, aber wenn es um die Sicherheit des Fahrers geht, spielt die Waage keine Rolle. Rudi Penk

Auch wenn es für den Titel bislang nicht gereicht hat, ist Haslauer „unheimlich stolz“ auf die Leistung. Zumal er alles in der Freizeit managt und ihm andere Kfzler anfangs mit Argwohn begegneten. Aber Sätze wie „Das funktioniert nie“ würden ihn umso mehr anspornen. Nun heißt es, weiter optimieren, an Rennen teilnehmen und hoffentlich auf der Drag-Race-Liste nach oben wandern. Aktuell belegt er europaweit Platz 300. Tatkräftige Unterstützung bekommt er von seinem Freund Nico Wyrambik, der ihn auf Rennen begleitet.

Ehefrau Weena sieht das Hobby gelassen

Was sagt eigentlich seine Frau Weena zum nicht ganz ungefährlichen Hobby ihres Mannes? „Sorgen mache ich mir keine. Ich vertraue darauf, dass er das Auto aufgrund seiner jahrelangen Erfahrung gut gebaut hat und vernünftig genug ist, bei Problemen rechtzeitig zu halten oder gar nicht erst zu starten.“ Weena war es auch, die ihren Partner davon überzeugte, nach dem abgebrochenen BWL-Studium eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zu absolvieren. „Er redet ohnehin 24 Stunden am Tag von Autos“, so die junge Mutter lachend. Stefan Haslauer ist der lebende Beweis dafür, dass wenn etwas Freude macht, es leicht von der Hand geht. Wegen guter Noten durfte er seine Lehre zweimal verkürzen und schloss sie überaus erfolgreich ab.

„Autos waren schon immer meine große Leidenschaft. Ich wusste zwar lange nicht, welches Auto ich will, aber ich wusste, wie es sich anfühlen soll“, so Haslauer.

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