Hammerschmiede Königsbronn

„Stimmen der Berge“: Schlagerweisheiten, so heiß wie ein Vulkan

Kult-Schlager-Party in der Hammerschmiede: Die „Stimmen der Berge“ und der „größte Projektchor Königsbronn“ heizten mächtig ein.

„Stimmen der Berge“: Schlagerweisheiten, so heiß wie ein Vulkan

„Rainer, fahr ab“ war einer der legendären Sätze der ZDF-Hitparade. Das Publikum am Montagabend in der vollbesetzten Hammerschmiede in Königsbronn bedurfte einer solchen Aufforderung nicht: Von Anfang an fuhren sie ab auf das, was auf der Bühne geboten wurde. Dort standen nämlich wieder einmal die Tenöre Thomas A. Gruber, Benjamin Grund, Stephan Schlögl und Bariton Daniel Hinterberger, die „Stimmen der Berge“. Und sie boten eine Kult-Schlager-Party, auf die Dieter Thomas Heck neidisch geworden wäre.

Was immer die vier Sänger auch anstimmten, das Publikum folgte bereitwillig, auch wenn das hieß, dass man bereits im Frühtau zu Berge schwindelnde Höhen in der Perle Tirols erklimmen musste, um schöne Schäferinnen und andere vielbesungene Bergbewohnerinnen zu treffen. Das waren beileibe nicht die einzigen Helden, die zu neuen Ehren kamen: Da waren auch noch Michaela, die immer noch den letzten Tanz nur für sich beanspruchen könnende Marie, der Mandolinen um Mitternacht spielende Pedro, das Mädchen nach Maß und die neue Liebe, die – das ist eine zeitlose Schlager-Weisheit – wie ein neues Leben ist.

Das Publikum in der Hammerschmiede zeigte sich äußerst textsicher. Foto: Rudi Penk

Apropos Schlagerweisheiten: Das Publikum, das beileibe nicht nur aus Königsbronnern bestand, sondern aus Heilbronn, Bayern, ja, sogar der Schweiz angereist war, hatte all jene Fachbegriffe parat, die im Schlager unverzichtbar sind: „Oh hoho oh yeah“  beim Loblied auf den Konditoreibesuch, aber bitte mit Sahne, „Hejo Hejo ho“, mit dem es bei den fahrenden Musikanten anheuern könnte, „Holla hia hia holla di holla di ho“ des noch immer blau blühenden Enzian, beim markigen „Hossa“, ohne das ein mexikanisches Fest gar nicht denkbar wäre, und natürlich beim unverwüstlichen „Dam Dam“, das im Gegensatz zu Marmor, Stein und Eisen wohl unkaputtbar ist. Wer allerdings denkt, darin seien die Textkenntnisse erschöpft, der irrt sich gewaltig: Die Texte sitzen, und vermutlich könnte man die Zuhörer um Mitternacht wecken, und sie würden leidenschaftlich und textsicher mitgehen in die kleine Kneipe zum griechischen Wein, bedauern, dass sie noch niemals in New York waren oder dass man nicht immer siebzehn sein kann, aber mit der sicheren Gewissheit, dass rote Lippen dauerhaft zum Küssen da sind. Und das sang es aus Leibeskräften mit – über nahezu vier Stunden lang, die die „Stimmen der Berge“ nicht müde wurden, sage und schreibe 64 Lieder zu singen. Nicht immer ganz, manches als Medley, nicht immer mit Playback, manches zur Gitarre, aber immer mit den so wohlklingenden Harmoniegesängen und immer mit dem Publikum vereint.

Königsbronns Bürgermeister Jörg Weiler als Handtuch-Versorger

Da wurde, obwohl nie der Himmel versprochen wurde, über die Luftaufsichtsbaracke hinweg über den Wolken geschwebt, und da flog das Publikum sogar ganz alleine weiter, ganz wie „Butterfly“ im gleichnamigen Hit, der auch im Programm war wie auch „Ein bisschen Frieden“ und „Aber Dich gibt’s nur einmal für mich“, Chianti-Wein wurde ausgeschenkt und noch ein Flascherl Wein oder auch ein Gläschen, in das die Sorgen ruhig geschüttet werden konnten. Das Publikum hielt es irgendwann nicht mehr auf den Sitzen, sondern tanzte gerne den letzten Sirtaki, die Herz-Schmerz-Polka und natürlich Samba. Und weil es da vor allem auf der Bühne so heiß wie ein Vulkan werden kann, hatte Bürgermeister Jörg Weiler eigens Handtücher mitgebracht, mit denen die Erstversorgung der Sänger gesichert war – und das hätte ihm beinahe einen Heiratsantrag der vier „schönsten Männer aus Bayern“ – Stimmen der Berge über Stimmen der Berge – eingebracht.

Eingebracht hat dieser Abend auch anderen vieles: dem Kinderprojekt Rumänien, zu dessen Gunsten das Benefizkonzert veranstaltet wurde, Ellen Oberdorfer und ihrem Team die Bestätigung, dass sie den „größten Projektchor Königsbronn“ initiiert haben, und letzterem selbst: dem Publikum nämlich, das, ob jung, nicht mehr ganz so jung, ob Mann, ob Frau, einen wahren Wohlfühlabend zum Mitmachen erlebte. „Die brauchen uns gar nicht“, hatte Benjamin Grund angesichts der Sangesfreudigkeit des Publikums scherzend bemerkt. Irrtum: Als würde man sich einfach so in der Hammerschmiede treffen, um einen Hit nach dem anderen zu singen. Da braucht man schon die Musiker, auf die man so richtig abfahren kann.

Weitere Auftritte der „Stimmen der Berge“

Auf die nächsten Auftritte der „Stimmen der Berge“ in der Gegend muss gar nicht lange gewartet werden: Am 30. September treten sie zusammen mit dem Bezirksmännerchor des Eugen-Jaekle-Chorverbands in Giengen auf. Am 8. Dezember geben sie in Königsbronn ein Weihnachtskonzert. Und schon am 19. August gibt es ein Wiederhören mit einer “Stimme der Berge”: Dann gibt Tenor Stephan Schlögl in Königsbronn einen klassischen Liederabend mit Hits aus Oper und Operette.