Im kommenden Jahr wird Ulrich Knöller 80 Jahre alt. Und damit ist es für ihn an der Zeit, zumindest ein kleines bisschen kürzerzutreten. Mit dem Gedanken, den Vorsitz des Königsbronner Kulturvereins, den er mit aus der Taufe gehoben und seit 2007 geleitet hat, abzugeben, ging er schon länger um. Offiziell wurden die Pläne innerhalb der rührigen Truppe vor einigen Monaten.
Und so begann die Suche nach einem Nachfolger. Gefunden hat ihn der Kulturverein in dem 40 Jahre alten Ochsenberger Tobias Kinzler. Spaßeshalber sagt Ulrich Knöller ja gerne, die Jugendgruppe des Vereins beginne ab 60 Jahren. Darin steckt ein wahrer Kern: Der Altersdurchschnitt ist hoch. Und so gehört Kinzler sicherlich zu den ganz jungen Mitgliedern des Kulturvereins. „Wobei wir das Glück haben, dass sich seit einiger Zeit auch vermehrt junge Leute engagieren“, betont Kinzler. Die meisten von ihnen kamen über die 2022 eröffnete Hausbrauerei zur Truppe. Einige helfen als Servicekräfte aus. Und auch Kinzler fand so den Weg zum Verein: „Ich hatte an einer Führung durch die Brauerei teilgenommen und viele Detailfragen gestellt, weil ich mich auch privat für die Technik rund um Zapfanlagen interessiere“, erinnert sich Kinzler. Der Kulturverein zögerte nicht lang und rekrutierte den Ochsenberger vor zwei Jahren direkt als Bierbrauer.
Eine große und zeitintensive Verantwortung
Vom einfachen Mitglied und Bierbrauer zum Vorsitzenden eines 300 Mitglieder starken Vereins? Das ist ein großer Schritt und eine Entscheidung, die sich Kinzler nicht leicht gemacht hat. In der Zeit von den ersten Überlegungen bis hin zum festen Entschluss, sich zur Wahl zu stellen, habe es mehrere Treffen mit Ulrich Knöller gegeben. „An sich hatte ich schon Lust, diese Verantwortung zu übernehmen“, sagt Kinzler, „die Frage war nur, ob ich das zeitlich hinbekomme.“ Der Ochsenberger ist studierter Maschinenbauer, arbeitet mittlerweile aber als Software-Entwickler.
Nun war von Anfang an klar, dass der 40-Jährige als neuer Vorsitzender nicht ins kalte Wasser geworfen werden sollte. Beim Kulturverein sollte es vielmehr ein langsames Hineingleiten ins lauwarme Wasser sein: Knöller steht Kinzler, der bei der Hauptversammlung im Oktober einstimmig zum neuen Vorsitzenden gewählt wurde, nach wie vor zur Seite. Die beiden treffen sich regelmäßig und telefonieren häufig. Zudem hatte auch Ulrich Knöller stets betont, dass der Kulturverein Königsbronn keine „One-Man-Show“ sei, sondern ein großes Team aus Ehrenamtlichen, die sich gegenseitig unterstützen.
Führungen des Kulturvereins sind sehr beliebt
Knöller selbst wird seinem Kulturverein auch weiterhin treu bleiben: Der 79-Jährige freut sich darauf, künftig mehr Zeit dafür zu haben, selbst Besucherinnen und Besucher durch die Kulturdenkmäler zu führen, die der Verein in den vergangenen Jahren saniert und renoviert hat. Und das ist auch notwendig: „Wir kommen mit den Führungen kaum mehr hinterher“, sagt Knöller. Und auch der neue Vorsitzende Kinzler bestätigt: „Mittlerweile kommen die Besucher aus ganz Württemberg und weit darüber hinaus.“ Werbung mache der Kulturverein überregional so gut wie keine. Dass es in Königsbronn für kulturgeschichtlich Interessierte sehr viel zu entdecken gibt, hat sich offenbar über Mund-zu-Mund-Propaganda herumgesprochen.
Für Ulrich Knöller, der all das gemeinsam mit seinem Kulturverein aufgebaut hat, könnte es jedenfalls keine schönere Anerkennung geben. Und für Tobias Kinzler, der die Truppe gemeinsam mit allen Helferinnen und Helfern in die Zukunft führen will, könnte es kaum bessere Voraussetzungen geben.
Der Königsbronner Kulturverein
Der Kulturverein Königsbronn wurde 2007 gegründet und zählt derzeit rund 300 Mitglieder. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, alte und kulturhistorisch wertvolle Gebäude in Königsbronn wieder herzurichten und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehörten in der Vergangenheit unter anderem die Feilenschleiferei, das Flammofengebäude oder die alte Pfisterei. Derzeit läuft die Renovierung eines alten Bienenhauses in Ochsenberg. Aus Zeitgründen verschoben werden musste das Aufstellen eines alten Wasserkastens bei der Hammerschmiede. Das Projekt soll so bald wie möglich wieder in Angriff genommen werden.
Zum Kern des Kulturvereins gehören die Bautrupps, die in viel Eigenleistung anpacken. Unterstützt wurden die Projekte in der Vergangenheit von der Gemeinde Königsbronn und von der Leader-Gruppe Brenzregion.
Ulrich Knöller wurde im September dieses Jahres unter anderem aufgrund seiner Verdienste als Vorsitzender des Kulturvereins zum Königsbronner Ehrenbürger ernannt.
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