Es gibt Menschen, die wollen ins Rampenlicht und auf die große Bühne. Sie stehen gerne im Mittelpunkt und für das, was sie leisten, fordern sie auch Anerkennung ein. Und dann gibt es eben Menschen wie Ulrich Knöller: Sie hätten die große Bühne, das Lob und die Anerkennung verdient, sind aber viel zu bescheiden, um all das einzufordern und manchmal sogar zu bescheiden, um es richtig anzunehmen. Es sei denn, man zwingt sie zumindest ein klein wenig dazu.
Nun hat der Königsbronner Gemeinderat Ulrich Knöller – für viele Königsbronner einfach nur „der Gus“ – ein klein wenig gezwungen: Seit Mittwochabend ist er nämlich Ehrenbürger der Gemeinde und es gibt derzeit wohl kaum jemanden, der diesen Titel mehr verdient hätte als er. Deutlich machte das auch der ehemalige Hauptamtsleiter und langjährige Weggefährte Knöllers, Joachim Ziller, in seiner Laudatio.
Viele sichtbare Spuren in Königsbronn hinterlassen
Wer sehen will, was Knöller vor allem gemeinsam mit seinem Kulturverein in den vergangenen Jahren geleistet hat, der muss einfach nur mit offenen Augen durch den Ort gehen: die Pfisterei, das Flammofen-Gebäude, die Feilenschleiferei, die Hausbrauerei – um nur einige wiedererweckte Denkmäler zu nennen, die ohne den Verein wohl immer noch ein Schattendasein fristen würden. Natürlich hat Knöller all dies nicht alleine geleistet, sondern gemeinsam mit etlichen Helferinnen und Helfern, Unterstützerinnen und Unterstützern. „Lieber Gus, ich weiß, die Würdigung ist dir unangenehm“, so Ziller in seiner Laudatio: „Du sagst zu Recht, das alles habe ich doch nicht alleine geschaffen.“
Doch es gebe einen Grund, warum gerade er an diesem Abend als Ehrenbürger ausgezeichnet werde: „Das liegt an deiner Art, Menschen zusammenzubringen und für die Sache zu begeistern.“ Knöller könne wie kaum ein anderer motivieren und jedem das Gefühl geben, dass das, was er macht, wichtig sei. „Wenn etwas falsch lief, wenn Fehler gemacht wurden, hast du nie nach einem Verantwortlichen gesucht, sondern immer erst versucht, die Fehler zu beheben“, erzählte Ziller von seinen eigenen Erfahrungen mit dem Menschen Ulrich Knöller. Erst später habe man gemeinsam evaluiert, was beim nächsten Mal besser gemacht werden könne.
Ulrich Knöller: ein kompromissbereiter Optimist
Ziller stellte Knöllers ausgleichendes Wesen heraus, seinen schier grenzenlosen Optimismus und seine enorme Kompromissbereitschaft, wenn es darum ging, ein Ziel zu erreichen. Über Jahre und Jahrzehnte hinweg habe er als Unternehmer und als Ehrenamtlicher hervorragende Kontakte aufgebaut, die er stets zum Wohl der Gemeinde Königsbronn genutzt habe. „Unsere Gemeinde hat in den letzten Jahrzehnten ein fantastisches Eigenleben entwickelt, zu dem Ulrich Knöller maßgebend beigetragen hat“, so Ziller. Sein Wirken werde dauerhaft im Ort präsent sein.
Der Titel des Ehrenbürgers ist die höchste Auszeichnung, die eine Gemeinde einem Bürger oder einer Bürgerin verleihen kann. Und so kommt das auch nur sehr selten vor: Knöller, das stellte Bürgermeister Jörg Weiler in seiner Ansprache heraus, ist erst der zehnte Königsbronner seit 1900, dem diese Ehre zuteilwird. „Du bist ein Vorbild für uns alle, ein Beispiel dafür, was eine einzelne Person mit Engagement, Hingabe und einer tiefen Verbundenheit zur Heimat bewirken kann“, so Weiler zu Knöller: „Der Einsatz, der bis heute von unserem Kulturverein für unsere Gemeinde aufgebracht wird, bereichert täglich das Leben in unserem vielseitigen und lebendigen Ort mit unserer wertvollen Geschichte.“
Natürlich braucht es viele Schultern, aber es braucht eben auch einen Kopf und ein Herz.
Marlene Bolz, Erste Landesbeamtin
Als Vorsitzender des Kulturvereins pflegt Knöller auch engen Kontakt zum Heidenheimer Landratsamt. In Vertretung von Landrat Peter Polta war am Mittwochabend die Erste Landesbeamtin Marlene Bolz in Königsbronn. Auch sie würdigte Knöllers „jahrelangen, uneigennützigen Einsatz für das Gemeinwohl“, der nur durch diese höchste Auszeichnung angemessen gewürdigt werden könne. Der Königsbronner habe gemeinsam mit seinen Unterstützern bleibende Spuren hinterlassen: „Natürlich braucht es dafür viele Schultern“, so Bolz, „aber es braucht eben auch einen Kopf und ein Herz.“
Michael Bruch, zweiter stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Königsbronner Musikvereins, sprach stellvertretend für die Vereine in der Gemeinde, die ebenfalls eng mit Ulrich Knöller verbunden sind. Er sei „ein echter Vereinsmensch mit Leib und Seele“. Stehe man vor irgendwelchen Herausforderungen oder Problemen, gelte stets das Credo: „Der Gus wird’s schon richten.“
Ulrich Knöller: „Seit meiner Geburt ein stolzer Königsbronner“
Eineinhalb Stunden lang ging es am Mittwochabend um die enormen Verdienste Ulrich Knöllers um den Erhalt etlicher Denkmäler, um seinen Einsatz für das Gemeinwohl, um seine Leistungen in der Vereinswelt und bei der Wissensvermittlung – im Großen wie im Kleinen. Grundlage all seiner Verdienste ist die Liebe zu und die Verbundenheit mit seiner Heimatgemeinde, die aus alldem lauter spricht als alle Redner und Laudatoren es je könnten. Oder um es mit Knöllers eigenen Worten zu sagen: „Seit meiner Geburt bin ich ein stolzer Königsbronner – vielleicht jedes Jahr ein bisschen mehr.“
Ein Leben geprägt von Engagement und Ehrenamt
Ulrich Knöller wurde am 18. Februar 1945 in Königsbronn geboren, besuchte die Volksschule, später das Hellenstein-Gymnasium in Heidenheim.
Bei der Firma C.F. Maier machte er seine Ausbildung zum Schlosser, studierte anschließend Statik in Augsburg und Ulm. Ab 1970 arbeitete er in einem Heidenheimer Ingenieurbüro, bevor er 1979 sein eigenes Statik-Büro in Königsbronn eröffnete. Er spezialisierte sich auf Industriebauten und später auf die Restaurierung und Renovierung historischer Gebäude. Die Königsbronner Betonfertigdecken GmbH entstand aus der Übernahme der Firma Penner. Noch bis heute ist Knöller Geschäftsführer.
Mitte der 1970er Jahre war Knöller neun Jahre lang Vorsitzender des Skiclubs. Im Tennisclub war er sechs Jahre lang Sportwart und jahrelang Berater und Statiker bei den Baumaßnahmen des Vereins.
15 Jahre lang war Knöller zudem Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins, der maßgeblich an den damaligen Straßenfesten beteiligt war, eine Tradition, die erst in diesem Jahr nach lange Pause wieder aufblühte. Von 2014 bis 2019 engagierte er sich zudem im Heidenheimer Kreistag.
Seit 2008 ist er Vorsitzender des Kulturvereins und hat seitdem gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern und etlichen Unterstützern Industriedenkmäler in Königsbronn restauriert und wieder zugänglich gemacht. Selbst bringt er Königsbronnern und Besuchern die Geschichte des Orts bei Führungen näher.
Ehrungen und Auszeichnungen sind Ulrich Knöller zumindest nicht ganz fremd: 2022 wurde er in der Kategorie „Engagierte Unternehmer“ mit dem Bürgerpreis ausgezeichnet, bereits 2015 erhielt er das Bundesverdienstkreuz am Bande.
Knöller ist verheiratet und Vater von drei Kindern.