Leserbrief

Verkehrsplanung B19: ein großer Wurf?

Zur Verkehrsplanung auf der B19 in Königsbronn und der Versammlung in der Hammerschmiede zu diesem Thema:

Vor einigen Jahren habe ich mal einen Königsbronner Gemeinderat gefragt, ob es – um den Verkehrsfluss auf der überlasteten B19 zu bändigen – sinnvoll wäre, auf dieser Ortsdurchfahrt Tempo 40 einzuführen? Seine Antwort: Da können wir als Gemeinde gar nix machen. Da ist das Land, der Staat zuständig. Jetzt entwirft die Gemeinde für die B19 und die Landesstraße nach Zang Pläne, die gigantisch, ja monströs sind: zwei Kreisel, dazu Abbiegespuren, Querungshilfen, Ampeln, die Verbreiterung der Durchfahrtsstraße, Erweiterung um Geh- und Radwege. Abrisse von Häusern sind dazu nötig.

Die Gemeinde machte das, wie Bürgermeister Jörg Weiler bei der Infoveranstaltung am 17. April sagte: „aus Eigeninitiative“. Da stellen sich Fragen: Es geht um Straßen, bei denen für Planungsentwürfe das Land Baden-Württemberg, ihre Straßenbauverwaltung zuständig sind. Warum macht die Gemeinde also mit einem privaten Ingenieurbüro Entwürfe? Wer bezahlt diese Planungen, in denen ein Jahr Arbeit steckt? Hat die Gemeinde Königsbronn womöglich zu viel Geld?

Wichtiger noch: Was war der konkrete Auftrag an die Planer? War es: Guckt, ob es irgendwie möglich ist, das tägliche Verkehrschaos so zu verbessern, indem weniger Verkehr durch Königsbronn rollt und so für mehr Lebensqualität im Ort sorgt? Oder war die Aufgabenstellung: Sorgt dafür, dass der jetzige Verkehr irgendwie bewältigt und in Zukunft sogar noch mehr Verkehr durch den Ort geschleust werden kann, denn: mehr Industrie Richtung Oberkochen soll ja noch angesiedelt werden. Der Auftrag bestimmt das Ergebnis der Planung. Und das zeigte die Infoveranstaltung: Von weniger Verkehr war nicht die Rede.

Der überbordende Verkehr wird primär verursacht durch Weltfirmen bei Oberkochen – etwa Zeiss, SMT, Hensoldt, Leitz. Warum wurden sie nicht aufgefordert, darüber nachzudenken, wie weniger Verkehr möglich wäre? Etwa, dass sie die Anzahl ihrer Firmenparkplätze verringern? Die Firma Audi in Ingolstadt hat um die 90 Busfahrer, um den individuellen Pkw-Verkehr in der Region zu verringern. Eine Autofirma!

Derzeit quälen sich 19.000 Pkw und Lkw durch den Ort. Die Leistungsfähigkeit von Kreiseln, sagte der Experte des Ingenieurbüros, liegt bei 20.000 Einheiten. Eine der Fragen, die übrigens schriftlich eingereicht werden mussten, wollte wissen, um wie viel Prozent ein Kreisel Erleichterung gegenüber der bestehenden Ampelanlage bringt? Das konnte der Experte nicht beantworten.

Veranschlagte Bauzeit: acht Jahre. In dieser Zeit gehen die Planer von massiven Verkehrsbehinderungen aus, mit monatelangen, ja, jahrelangen Sperrungen und „weiträumigen Umfahrungen“. Für eine „mittelfristige Lösung“ (BM Weiler), die keine ist. Acht Jahre einschneidende Behinderungen, Lärm, Schmutz, Staus, Nervereien – wofür? Damit unter anderem ein Kreisel entsteht, der bei seiner Fertigstellung absehbar überfordert, hinfällig ist. Im Klartext: nichts bringt. Aber das Gesicht von Königsbronn für immer entstellt.

Arno Luik, Königsbronn