Einbruch in Itzelberger Kiosk

Vermummung zwecklos: Tattoos überführen Einbrecher

Im Kiosk am Itzelberger See erhoffte sich der 30-Jährige, Bargeld zu finden, um seine Drogensucht zu finanzieren. Eine Videokamera sendete die Aufnahmen direkt an das Handy des Pächters.

Vermummung zwecklos: Tattoos überführen Einbrecher

Skimaske, Kappe und darüber die Kapuze, so hatte sich ein sich ein Mann für einen Einbruch ausstaffiert, um nicht erkannt zu werden. Die Polizei kam ihm dennoch auf die Schliche: Auf dem Video, das eine Überwachungskamera aufgezeichnet hatte, waren Tattoos unterhalb seiner Augen und am Hals zu erkennen. Jetzt stand der Mann wegen Diebstahls in einem besonders schweren Fall vor dem Heidenheimer Amtsgericht.

Leugnen wäre zwecklos gewesen, das war wohl auch dem Angeklagten klar, der den Einbruch in den Kiosk am Itzelberger See Anfang April dieses Jahres gegenüber Richter Dr. Christoph Edler gleich zu Beginn zugab.

Anthropologe identifiziert Angeklagten eindeutig

Wie sich im Laufe der Verhandlung zeigte, konnte der Anthropologe Dr. Andreas Düring als Sachverständiger den 30-Jährigen eindeutig anhand der Tattoos und weiterer körperlicher Merkmale identifizieren. Ein zweiter Täter war dagegen nur zu kurz auf dem Video zu sehen.

Die Idee nach Itzelberg zu fahren, und sich im Kiosk nach Bargeld umzuschauen, sei ganz spontan entstanden, berichtete der Angeklagte den Tathergang. „Wir haben Geld gebraucht, um an Stoff zu kommen“, so die Begründung. Wieso man spontan Masken, eine Brechstange und Gartenhandschuhe zur Verfügung hatte, erklärte der Angeklagten damit, dass die Sachen im Auto gelegen hätten.

Über ein aufgehebeltes Fester gelangte der Täter in den frühen Morgenstunden Anfang April in den Innenraum und durchsuchte die Schränke. Weil der Kiosk aber zu dem Zeitpunkt noch in der Winterpause war, bestand die Beute nur aus einem Sparschwein und ein wenig Münzgeld. Das alles war auf dem Video gut sichtbar und wurde dem Pächter des Kiosks auch direkt auf seine Handy-App geschickt. Dem Dieb half es folglich wenig, dass er die Kamera entdeckte und mitnahm.

Vor Gericht ist der Mann kein Unbekannter. Für eine ganze Serie von Einbrüchen, die er gemeinsam mit weiteren Tätern 2022 hauptsächlich im Gewerbegebiet Schnaitheim verübte, hat er bereits eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten kassiert. Auch bei dieser Verurteilung hatte der Angeklagte sein Drogenproblem für die Taten verantwortlich gemacht. Das Gericht hatte deshalb die Unterbringung in einer Entzugsklinik angeordnet, aus der er jetzt in Hand- und Fußfesseln vorgeführt wurde.

Richter Dr. Edler: "Was haben Sie vor mit Ihrem Leben?"

Die dortige Therapie sei aber nicht gut, beschwerte sich der Angeklagte. Er sitze dort nur Zeit ab. Die Therapie, die er 2015 gemacht habe, sei viel besser gewesen. „Aber da sind Sie ja auch wieder rückfällig geworden“, hielt ihm Richter Dr. Edler entgegen und fragte den Angeklagten: „Was haben Sie vor mit Ihrem Leben?“ Die Antwort war eher vage: Er wolle vielleicht seinen Wohnsitz ändern und eine Umschulung machen. Einen Beruf hat der Angeklagte bisher allerdings nicht. Drei verschiedene Lehren hat er abgebrochen. Der Weg in die Sucht begann mit Alkohol, Zigaretten und zunehmend mehr und verschiedenen Drogen schon als Jugendlicher.

Der Staatsanwalt forderte schließlich eine Freiheitsstrafe von neun Monaten ohne Bewährung für den Einbruch in den Kiosk, den er als gemeinschaftlichen Diebstahl in besonders schwerem Fall einordnete. Der Verteidiger schloss sich dem Strafmaß zwar an, verwies aber auf die geringe Beute. Richter Dr. Edler hielt neun Monate ebenfalls für angemessen. Die Suchtproblematik sei nicht aufgearbeitet und es liege nun am Angeklagten. Entweder er schaffe es wieder in ein normales bürgerliches Leben zurück oder aber es werde immer so weitergehen.

Spezialist für Personenerkennung

Die Anthropologie ist kurz gesagt die Wissenschaft über Menschen und umfasst vielfältige Forschungsfelder. Dr. Andreas Düring ist unter anderem forensischer Sachverständiger und darauf spezialisiert Personen anhand von Bildern zu identifizieren.

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