Schön sei der Wochenmarkt in Königsbronn gewesen, sagt Peter Thorwart von der gleichnamigen Land-Metzgerei in Zöbingen. Es gab Käse, Obst- und Gemüse, Backwaren, Oliven, Geflügel, einen Bio-Metzger. „Jetzt bin ich allein, der letzte verbliebene. Das ist wirklich schade“, sagt er. Jeden Freitag kommt er um die Mittagszeit auf den Platz vor der Kreissparkasse und verkauft für ein paar Stunden seine Waren. Seit etwa 15 Jahren. Allein ist er seit Anfang Januar. „Das ging Schlag auf Schlag. Einer nach dem anderen hat gefehlt“, sagt er. Laut Peter Thorwart liegt das aber nicht an der mangelnden Kundschaft. „Die Leute kommen, aber die Beschicker finden einfach kein Personal oder keine Nachfolger mehr.“
Dass der Markt in Königsbronn erhalten bleibt, oder vielleicht noch einmal auflebt, ist Peter Thorwart ein echtes Anliegen. Er hat sich selbst schon auf die Suche nach Beschickern gemacht und einige Marktleute angesprochen. Bislang allerdings leider ohne Erfolg. Und auch der Verwaltung ist das Problem natürlich bekannt. „Wir haben ebenfalls schon bei mehreren Anbietern angefragt, aber noch keine positive Rückmeldung erhalten“, sagt Sabrina Deberling, Assistentin des Bürgermeisters.
Mit Carlo Dambacher sind es dann schon drei Parteien, die Marktbeschicker für Königsbronn gesucht haben. Carlo Dambacher vom Aalener Fruchthof Dambacher hat das Geschäft von seinen Eltern übernommen und Ende vergangenen Jahres entschieden, dass man auf dem Markt in Königbronn nicht mehr vertreten sein wird. Personal habe er zwar, aber die Märkte seien Chefssache. „Bislang war meine Mutter am Stand in Königsbronn, aber meine Eltern sind jetzt in einem Alter, in dem sie das nicht mehr stemmen können und ich bin freitags schon auf einem anderen Markt und kann mich leider nicht teilen.“ Er habe andere Obst- und Gemüsehändler angesprochen, aber jemanden zu gewinnen, sei schwierig. „Das Marktgeschäft ist ein Knochenjob. 13-Stunden-Tage sind die Regel“, sagt er.
Keine Fahrer, keine Verkäufer
Massive Probleme, Personal zu finden, hat Rudolf Scharer vom Eier- und Geflügelhandel in Ellwangen. Auch er hatte einen Stand in Königsbronn, den er aufgeben musste. „Wir suchen Fahrer, Verkäufer, Leute, die im Betrieb was vorbereiten und finden einfach niemanden“, sagt er resigniert. „Mittlerweile ist es schon so weit, dass wir nicht mehr genügend Fahrer haben, um unsere Kunden zu beliefern.“ Früher sei Personalmangel kein Thema gewesen. Er glaubt, dass mangelnde Motivation das Problem heutzutage sei. „Ich habe den Eindruck, dass keiner mehr was tun will.“
Dambacher nennt das Marktgeschäft einen Knochenjob. Und wenn man sich mit Peter Thorwart unterhält, hat man schnell Gewissheit, dass es wahrlich kein Zuckerschlecken ist. Jeden Morgen steht er um 2.30 Uhr auf. „Wir schlachten selbst und produzieren jeden Morgen frisch“, erklärt er. Wir, das sind seine Frau und ein angestellter Metzger. Seine Frau bestückt das Auto und den Laden in Zöbingen und dann fährt Peter Thorwart los. Er geht auf Märkte in Heidenheim, Aalen, Königsbronnn, fährt Dörfer an, in denen es keine Metzgerei mehr gibt. Jeden Tag geht das so, bis auf sonntags. Feierabend ist meist nicht vor 19.30 Uhr. „Ja, es sind erfüllte Tage“, sagt er und lacht sein ansteckendes Lachen.
Regionalität und Frische sind Peter Thorwart wichtig. „Unsere Tiere sind an der frischen Luft aufgewachsen und stammen von Bauern aus der Region“, sagt der Metzgermeister. „Ich bin Metzger geworden, weil ich wollte, dass die Tiere human sterben, schnell und ohne Qual und Schmerzen.“ Sieht er Szenen aus großen Schlachtbetrieben, in denen Leute arbeiten, die laut Thorwart von Tuten und Blasen keine Ahnung haben, schmerze ihn das.
Qualität und gute Laune
Gestresst wirkt der Metzgermeister trotz seines Pensums nicht. Ganz im Gegenteil. Dass Peter Thorwart mit Herzblut bei der Sache ist, merkt man, sobald sich ein Kunde nähert. „Servus, hallo, ich bin auch mal wieder da“, grüßt ein Königsbronner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Man ist per Du und plauscht über die bevorstehenden Urlaube. Jede Woche kommt er nicht, aber immer, wenn es die Arbeit zulässt. „Sein Vater hat schon bei mir eingekauft“, sagt Peter Thorwart. Der Kunde bestätigt und fügt hinzu: „Ich komme wegen der Qualität, aber auch, wegen der guten Laune, die er immer hat. Die ist ansteckend und man kommt hier einfach gern her.“
Schwätzen und ein Späßle machen, das sei ihm nicht nur wichtig, sondern mache seinen Beruf aus, sagt Peter Thorwart. Daher habe er auch so viele Stammkunden, glaubt er. Er sieht sich nicht nur als fahrenden Metzger. „Ich kenne die Leute, ihre Sorgen und Wehwehchen. Ich freue mich jede Woche, wenn ich sie sehe. In Heidenheim kommen gestandene Männer an meinen Stand, denen ich, als sie noch Kinder waren, Gelbwurst geschenkt habe. Und die kriegen sie heute noch.“ Er wolle seine Kundschaft auch belohnen. Kurz vor Weihnachten habe er etwa auch immer einen Glühwein parat. Seit er allein ist, hat er auch Käse und Eier dabei. „Aber ich kann ja nicht auch noch Salat mitbringen.“
Auch Thorwart wird wohl einmal keinen Nachfolger finden, glaubt er. „Ich habe zwei Mädchen, die sich beruflich ganz anders orientiert haben.“ 54 sei er jetzt. „Ein paar Jahre gehen also noch.“ Jetzt hat er sich erst mal für zwei Wochen in seinen wohlverdienten Urlaub verabschiedet. „Nicht lachen, aber meine Leute, meine Kunden, fehlen mir da immer.“