Windkraft

Warum der Königsbronner Gemeinderat gegen die Pläne des Regionalverbandes gestimmt hat

Der Königsbronner Gemeinderat stimmt gegen die Pläne des Regionalverbandes zur Ausweisung neuer Vorranggebiete nördlich von Ochsenberg.

Den Anblick von Windrädern bei Ochsenberg ist man mittlerweile gewohnt. Geht es nach dem Regionalverband Ostwürttemberg, sollen allerdings noch weitere dazukommen. Hintergrund ist die Teilfortschreibung des Regionalplans Ostwürttemberg für Windenergie. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral werden und so sind alle Regionalverbände verpflichtet, bis Ende September 2025 zwei Prozent der Regionsfläche für erneuerbare Energien auszuweisen. 1,8 Prozent sollen auf Windenergie und 0,2 Prozent auf Freiflächen-PV entfallen.

„Ostwürttemberg steht bereits gut da, weil 1,5 Prozent der Regionsfläche heute schon für Windenergie vorgesehen ist“, erläuterte Dietmar Komposch vom Bauverwaltungsamt jetzt dem Königsbronner Gemeinderat. Um die Flächen zu erweitern, hat der Regionalverband neue Vorrangflächen erarbeitet. In Königsbronn geht es dabei konkret um Flächen nördlich von Ochsenberg Richtung Ebnat. Allerdings liegt nur ein geringer Teil auf der Gemarkung Königsbronn, der Rest liegt im Ostalbkreis.

Abstand zur Ochsenberger Wohnbebauung

Der Abstand zur Wohnbebauung auf Königsbronner Gemarkung würde mindestens 1240 Meter betragen. „Wir haben uns für die größtmöglichen Abstände eingesetzt“, so Bürgermeister Jörg Weiler. Im Rahmen einer Selbstverpflichtung hat der Verband einen Mindestabstand zwischen Wohnbebauung und dem Standort einer Windkraftanlage auf 1000 Meter festgeschrieben.

Roland Schmid (UWB) wies darauf hin, dass der Plan des Regionalverbandes sehr unübersichtlich sei. Er habe einen eigenen Plan erstellt und daraus gehe hervor, dass der Bestand von derzeit 19 Anlagen (15 bei Ochsenberg und vier bei Oberkochen) auf insgesamt 50 Anlagen anwachsen könnte. Dem widersprach Engelbert Frey (SPD). „Wie kommt man auf eine solche Zahl? An solche Prognosen glaube ich nicht. Wie lange haben wir gebraucht, um überhaupt ein Windrad zu bauen?“

Bürgermeister Weiler: ein Abwägungsprozess

„Was die Planung angeht, sind wir nur für einen Zipfel zuständig, der Rest liegt im Ostalbkreis“, gab Weiler nochmals zu Bedenken. Natürlich bedeute der Plan eine Zunahme der Windenergie, aber: „Als ich gebaut habe, habe ich noch zwei dampfende Kühltürme von meiner Terrasse aus gesehen. Die sehe ich nicht mehr und dafür bin ich auch für meine Kinder froh. Das ist immer ein Abwägungsprozess.“

Schmid kritisierte auch den vorgesehenen Standort. „Wenn man die Windstärke betrachtet, gäbe es einige Stellen, die viel besser geeignet wären.“ Komposch entgegnete, dass es um mehr gehe, als um die Windhöffigkeit. „Der Siedlungsbestand und der Natur- und Artenschutz fließen ebenfalls in die Kriterien mit ein.“ Die Gemeinde könne über den Flächennutzungsplan aber zusätzliche Stellen ausweisen.

Dr. Dietrich Kölsch: „ideologischer Unsinn“

Wolfgang Lutz (SPD) kritisierte die insgesamt ungerechte Verteilung der Gebiete. „Je weiter es Richtung Stuttgart geht, desto weniger werden die Vorranggebiete und rund um Stuttgart dreht sich kein einziges Windrad.“ Und Dr. Dietrich Kölsch (CDU) nannte das Ganze ideologischen Unsinn, den er zwar nicht verhindern könne, dem er aber auch nicht zustimmen werde. „Solange es keine vernünftigen Speichermodelle gibt, ist es irrsinnig, Windräder und Solar in die Landschaft zu pflanzen. Ich werde erst zustimmen, wenn dieses Problem gelöst ist.“

Dr. Martin Völcker appellierte für eine Zustimmung. „Wie sollen wir sonst klimaneutral werden? Windkraft gibt uns die Möglichkeit, diese Aufgabe vor Ort zu realisieren. Ja, es bedeutet mehr Belastung, aber was sind die Alternativen?“ Der Plan sei bis 2040 angelegt. „Bis dahin kommen neue Technologien. Und wir sollten in der Zeit aktiv nach weiteren Flächen suchen.“

„Was passiert, wenn wir dagegen stimmen?“, fragte Michael Bruch in Richtung der Verwaltung. Der Regionalverband werde sich mit der Stellungnahme der Gemeinde auseinandersetzen und in seine Entscheidung einfließen lassen, so Dietmar Komposch. Aber: „Wenn wir dagegen stimmen, heißt das nicht, dass keine Windräder gebaut werden.“ 17 Räte stimmten dennoch gegen den Plan des Regionalverbandes zur Ausweisung der Vorranggebiete und nur fünf dafür.

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