Der Putz bröckelt, einige der hölzernen Fensterläden hängen bedrohlich schräg an der Fassade, die Farbe des Gebäudes ist kaum noch zu erkennen: Das ehemalige „Weisse Rössle“ in Königsbronn gibt schon seit Jahren ein jämmerliches Bild ab. Kaum vorstellbar, dass hier noch bis 2018 reger gastronomischer Betrieb geherrscht hatte. Doch nachdem der damalige Pächter den Betrieb im Oktober eingestellt hatte, konnte das Gasthaus nicht wiederbelebt werden. Seit dieser Zeit gehört das Gebäude zwar der Gemeinde, doch trotz der exponierten Lage direkt beim Benzursprung ist es seitdem dem Verfall ausgesetzt.
Doch warum ist über so viele Jahre nichts geschehen, lässt die Gemeinde den Zahn der Zeit weiter an dem historischen Gebäude nagen, das erstmals 1714 urkundlich erwähnt wurde? Das größte Problem stellt seit Jahren der Denkmalschutz dar. Etwaige Veränderungen oder Sanierungen sind nur mit Genehmigung des Landesdenkmalamts möglich. Zwar gab es in der Vergangenheit immer wieder Gespräche, zu etwas geführt haben diese jedoch bisher nicht.
Zu viele andere Themen
„Wir können nicht alle Themen gleichermaßen bearbeiten, es geht nicht alles gleich schnell“, räumt Königsbronns Bürgermeister Jörg Weiler ein und verweist auf das Verkehrskonzept Itzelberger See und die Planungen für die Verbesserung der Verkehrssituation auf der B19. „Trotzdem ist das ,Rössle' natürlich nach wie vor ein wichtiges Thema“, so Weiler. Das scheint auch der Gemeinderat so zu empfinden, aus dessen Reihen immer wieder die Forderung laut wird, zu handeln oder zumindest Perspektiven zu entwickeln.
Die Gemeinde befinde sich nach wie vor im Austausch mit dem Denkmalamt, so der Bürgermeister. Doch aufgrund eines fehlenden Konzepts für die Nutzung des Gebäudes sei es schwierig, weitere Untersuchungen am Gebäude vorzunehmen. „Aktuell steht dafür auch kein Geld zur Verfügung“, sagt Weiler. Er hat vor, als nächsten Schritt eine Arbeitsgruppe zu gründen, die sich Gedanken über eine künftige Nutzung und ein gastronomisches Konzept macht. „Das brauchen wir, um das Gebäude für die Zukunft zu ertüchtigen. Wenn wir ein Konzept haben, können wir mit dem Denkmalamt besprechen, wie sich das umsetzen lässt, und was am Gebäude verändert, was erhalten bleiben müsste.“ Wichtig sei, zunächst einmal festzulegen, welche Art der gastronomischen Nutzung möglich und wünschenswert wäre. Eine entsprechende Arbeitsgruppe soll bei der Gemeinderatsklausur im Sommer gegründet werden. 2026, so der Bürgermeister, werde sich der Gemeinderat dann wieder mit dem Thema ,Rössle' beschäftigen.
Wenn wir ein Konzept haben, können wir mit dem Denkmalamt besprechen, wie sich das umsetzen lässt, und was am Gebäude verändert, was erhalten bleiben müsste.
Jörg Weiler, Bürgermeister
Doch bis dahin gibt es auch die Möglichkeit, das Gebäude zunächst zu entrümpeln. „Sobald es die Zeit zulässt, werden wir mit dem Bauhof dafür sorgen, dass die alte Einrichtung ausgebaut wird, eigentlich kann man alles entnehmen, was nicht historisch ist“, so Weiler. Dazu gehöre der Abbau von Trennwänden in den Zimmern in den Obergeschossen ebenso wie der Ausbau von Laminatböden, der Küche und der Einrichtung sowohl des Gastraums als auch in den Zimmern. „Wenn erstmal alles raus ist, sieht man schon deutlich mehr von der historischen Substanz und dann können wir wieder mit dem Denkmalamt reden“, so der Bürgermeister.

Grundsätzlich, sagt er, habe die Gemeinde noch immer ein großes Interesse daran, das „Rössle“ wieder instand zu setzen und hier möglichst einen gastronomischen Betrieb anzusiedeln. Was angesichts der gastronomischen Situation sicherlich erforderlich wäre. „Königsbronn braucht an diesem Standort eine gute Gastronomie und Hotellerie“, betont Weiler. Dass der erst kürzlich aufgestellte Snack-Automat keine Alternative ist, ist klar.
Ein erster Versuch, am Brenzursprung gastronomisch wieder etwas zu bieten, war im vergangenen Jahr recht erfolgreich. Denn der von „Löwen“-Wirt Andreas Widmann inszenierte Popup-Biergarten, der an den Wochenenden im Sommer Essen und Getränke anbot, kam gut an. „In diesem Jahr wird es hier einen geschotterten Biergarten und ein gastronomisches Angebot im Außenbereich des ,Rössle' geben", betont Weiler. Bewirtschaftet werden soll der Garten wieder vom Zanger „Löwen“.
Brauerei-Areal liegt weiter brach
Dass das ans ,Rössle' angrenzende Areal, auf dem früher die Klosterbrauerei stand, brach liegt, liegt nicht in der Verantwortung der Gemeinde. Das Grundstück gehört einem Abbruchunternehmer, der hier auch immer wieder schweres Gerät abstellt. Schon seit Jahren versucht die Gemeinde, zu verhandeln und das Areal zu kaufen. Doch bislang, so Bürgermeister Jörg Weiler, gab es noch keinen Gesprächstermin. Bisher jedenfalls gebe es noch keine verhandelbaren Angebote.
Vor knapp zwei Jahren, im Juli 2023, berichtete Bürgermeister Jörg Weiler zwar, dass es interessierte Investoren gebe, die das Gelände entwickeln könnten. Generell würden Wohnbauflächen gesucht, doch aktuell gebe es nichts Konkretes. Die Gemeinde sei offen für viele Nutzungsformen, so Weiler heute.