Glosse aus dem Gemeinderat

Snackautomat am „Weissen Rössle“: Warum es in Königsbronn kein Problem ist, „wenn's mal wieder länger dauert“

Um speziell Touristen ein besseres gastronomisches Angebot zu machen, soll am ehemaligen, unter Denkmalschutz stehenden „Weissen Rössle“ in Königsbronn ein Snackautomat aufgestellt werden. Was zunächst nach einem Scherz klingt, ist ernst gemeint. Ernst nehmen muss man es deshalb noch lange nicht. Eine Glosse:

In Königsbronn gibt es ein sehr altes Lied: das Lied der schwindenden Gastronomie. Es wird seit Jahren gesungen, in der Hoffnung, es würde sich endlich etwas ändern. Tat es bislang aber nicht. Und so entschied man sich im Rathaus nun, endlich zu tun, was nötig ist: Das gastronomische Angebot wieder zu erweitern und dem seit Jahren leer stehenden Gasthaus „Weisses Rössle“ das zu geben, was ihm wirklich fehlt: ein Snackautomat. Genau: ein Snackautomat. Mit Snickers, Cola und Paprika-Chips.

Um zu verdeutlichen, wie genial diese Idee ist, waren am Donnerstag zwei Vertreter eines Snackautomaten-Hersteller-und-Betreuer-Unternehmens im Königsbronner Gemeinderat. Sie präsentierten den gebannt zuhörenden Volksvertretern die Funktionsweise und das Sortiment eines Snackautomaten. Sogar ein Video gab’s. Es war erhebend.

Bifi statt Landjäger

Und die Nachfragen aus dem Gremium waren gewohnt kritisch: Ob man denn auch Landjäger im Automaten anbieten könnte, wollte zum Beispiel Wolfgang Lutz von der SPD wissen. Eher schwierig scheint das zu sein, meinte der Snackautomaten-Hersteller-und-Betreuer-Unternehmensvertreter. Aber es gebe ja die Bifi-Roll im Angebot, sagte er. Das sei ja so ähnlich. Eben.

Während nun der Ortsbaumeister bereits heimlich das Snackautomaten-Richtfest plante, gab’s einen einzelnen Miesepeter im Gremium (Michael Bruch, UWB): Der zweifelte daran, ob so ein Snackautomat an der Fassade des unter Denkmalschutz stehenden „Weissen Rössle“, dem letzten richtigen Gasthaus in Königsbronn, das seit Jahren einsam vor sich hin gammelt, wirklich so ein gutes Signal sei. Oder nicht doch eher ein „kulinarisches Mahnmal der fehlenden Gastronomie“ im Ort. In der Seele weh tue ihm das. Wie weit man in Königsbronn gekommen sei, habe er beim Lesen der Sitzungsvorlage gedacht. 

Vielleicht gibt es ja, wenn auch unwahrscheinlich, noch andere da draußen, die so denken mögen. Die das alles unwahrscheinlich peinlich finden. Die es lustig fänden, wenn’s nicht so traurig wär. Diese Kritiker kann Bürgermeister Jörg Weiler beruhigen: Sobald es mit der Sanierung des „Weissen Rössle“ vorangehe, bekomme der Snackautomat natürlich einen anderen Standort.

Also, liebe Königsbronner: Wenn’s mal wieder länger dauert, schnappt euch ein Snickers.

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