Neue Bebauung

Warum im Wohnquartier „Brenzquell-Höfe“ in Königsbronn noch nicht gebaut werden kann

Mitten in Königsbronn soll ein neues, großes Wohnquartier entstehen. Warum der Bebauungsplan noch immer nicht rechtskräftig ist und wo die Schwierigkeiten liegen:

Scheint die Sonne und steht sie im richtigen Winkel, kann die große geschotterte Fläche in Königsbronns Ortsmitte schon mal die Augen blenden. Seit im vergangenen Jahr Getränkemarkt, Garagen, das Musikerheim und Wohngebäude abgerissen wurden, ist deutlich, wie groß das Areal an der Brenzquellstraße ist, das darauf wartet, neu bebaut zu werden. Doch darauf wartet es schon eine ganze Weile und noch sind keine Baumaschinen in Sicht, die anfangen würden, die Neubauten, in denen zahlreiche Wohnungen entstehen sollen, zu errichten.

Im August vergangenen Jahres hat der Königsbronner Gemeinderat mit dem Aufstellungsbeschluss das Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht. Damals war dem Gremium erklärt worden, dass, sollte alles gut laufen, der Bebauungsplan noch 2024 beschlossen werden könnte und somit der Weg für die Neubebauung frei wäre. Doch das ist bisher nicht der Fall. „Es gab sehr viele Stellungnahmen, vor allen Dingen von den Trägern öffentlicher Belange. Diese müssen erstmal abgearbeitet werden“, erklärt Dietmar Komposch, Leiter des Königsbronner Bauverwaltungsamts.

Ziegelbach soll renaturiert werden

Dabei habe sich herausgestellt, dass der Plan, den Ziegelbach, der durch das neue Wohnquartier fließt, offenzulegen, die Dinge erschwert. „Bisher fließt der Bach unterirdisch in einem Kanal. Ihn freizulegen, würde das Quartier deutlich aufwerten. Dann könnte man auch die Ufer schön gestalten“, sagt Bürgermeister Jörg Weiler. Dafür allerdings sei ein wasserrechtliches Verfahren notwendig, ergänzt Komposch. Dieses erarbeiteten das Heidenheimer Landratsamt und das Landratsamt des Ostalbkreises gemeinsam. Man sei mit beiden Behörden im Gespräch. Doch diese Gespräche bräuchten ihre Zeit.

Im Wesentlichen gehe es darum, wie groß die Abstände von der Neubebauung zum künftig freiliegenden Ufer des Baches sein müssen. „Würden wir das Gewässer weiterhin in seinem unterirdischen verdolten Kanal fließen lassen, bräuchten wir dieses Verfahren gar nicht“, so Weiler. „Aber wir wollen diese Renaturierung.“

Ich habe noch nie ein Bebauungsplanverfahren mit so vielen Schwierigkeiten erlebt.

Dietmar Komposch, Leiter des Bauverwaltungsamts

Dass das Verfahren nicht einfach werden würde, obwohl es sich offiziell um ein vereinfachtes Verfahren handelt, war schon im Vorfeld der Aufstellung des Bebauungsplans absehbar. Weil bei der ursprünglichen Platzierung der geplanten Wohngebäude Flugbahnen von Fledermäusen im Weg waren, mussten schon damals andere Korridore geschaffen werden. „Darüber hinaus gibt es noch weitere Probleme, ich habe noch nie ein Bebauungsplanverfahren mit so vielen Schwierigkeiten erlebt“, sagt Komposch.

Doch ungeachtet dessen: Komposch und Weiler gehen davon aus, dass der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan noch vor der Sommerpause vom Gemeinderat gefasst werden kann. Da es sich um ein vereinfachtes Verfahren handelt, kann auf eine zweite öffentliche Auslegung verzichtet werden, das spart Zeit. „Ist der Bebauungsplan gültig, kann der Investor einen Bauantrag stellen“, erklärt Komposch.

Dieser Investor ist das Stuttgarter Unternehmen Godel Bau, auf dessen Bedürfnisse hin wurde der Bebauungsplan zugeschnitten. Noch jedoch ist das brachliegende Grundstück, das "Brenzquell-Höfe" genannt werden soll, nicht verkauft, sondern noch immer im Eigentum der Gemeinde. „Grundsätzlich könnte auch jeder andere Investor hier bauen, es gibt auch weitere Interessenten“, so Weiler.

Wann also wird es losgehen mit der Bebauung? „Wenn der Bebauungsplan rechtskräftig ist, liegt das im Ermessen des Investors“, sagt der Bürgermeister. Auch, ob zunächst nur ein Teil des Areals bebaut wird, könne dieser dann entscheiden. „Vielleicht wird es auch mehrere Investoren geben, das ist noch völlig offen. Diese Entscheidung liegt dann beim Grundstückseigentümer.“

Im Bebauungsplan ist vorgesehen, dass auf dem 4000 Quadratmeter großen Areal, das direkt an der Brenz liegt, entlang der Brenzquellstraße längliche Gebäude entstehen. Im inneren Teil sind Punkthäuser vorgesehen. Alle Gebäude dürfen nicht mehr als drei Vollgeschosse aufweisen. Insgesamt sind auf dem Gelände neun Gebäude geplant. In diesen wird es vorwiegend Wohnungen, aber auch kleinere Gewerbeeinheiten geben. Denkbar ist auch ein gastronomischer Betrieb, um einen kleinen Platz zu bewirten, der gegenüber des „Rössle“ entstehen soll.

Große Zustimmung

Viele Jahre hat es gedauert, bis sich die Möglichkeit auftat, Königsbronns Ortsmitte neu zu gestalten. Mit dem Kauf einer großen bebauten Fläche und durch den Kauf weiterer angrenzender Gebäude hatte die Gemeinde die Möglichkeit, hier etwas völlig Neues und Ortsbildprägendes zu schaffen.

Der Gemeinderat entschied sich für den Investor Godel Bau und stimmte im Sommer vergangenen Jahres auch dem Entwurf für den Bebauungsplan zu. Damit konnte das Verfahren beginnen, das immer noch läuft.

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