Liederabend

Was der Tenor Stephan Schlögl dem Publikum in Königsbronn geboten hat

Applaus im Stehen erhielt Stephan Schlögl für sein Können und sein abwechslungsreiches Programm.

Was der Tenor Stephan Schlögl dem Publikum in Königsbronn geboten hat

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Nahezu vollbesetzt war das evangelische Gemeindehaus in Königsbronn beim Liederabend zum Abschluss des Musiksommers am Samstagabend. Das war aufgrund der enormen Temperaturen ganz erstaunlich – einerseits. Andererseits war es auch wieder gar nicht erstaunlich: Denn Tenor Stephan Schlögl hatte sich angesagt. Und der ist einer der „Stimmen der Berge“, die dank vieler Auftritte ihre ganz besondere Fangemeinde in Königsbronn haben. Innerhalb dieses Ensembles konnte Stephan Schlögl bereits mit Kirchenmusik, Schlager und Weihnachtskonzerten seine Vielseitigkeit beweisen. Jetzt schlug er noch ganz andere Töne an: Klassik. Das Publikum war nicht nur überrascht ob seines Könnens, sondern auch sehr angetan.

Ganz große Geste und kraftvoller Tenor

Denn auch innerhalb der Klassik zeigte sich Schlögl, der nach der Gesangsausbildung im Musikgymnasium der Regensburger Domspatzen ganz frisch seinen Master in Gesangspädagogik in der Tasche hat, äußerst wandlungsfähig: Ganz große Geste und kraftvoller Tenor bei „Gern hab ich die Frau’n geküsst“ aus Lehárs „Paganini“, dem Lagunenwalzer aus „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß, verführerisch gar bei „O Colombina“ aus Leoncavallos „I Pagliacci“ – das liegt ihm, das Schmissige, das Heiter-Neckische.

Das Evangelische Gemeindehaus war nahezu voll besetzt. Markus Brandhuber

Aber die anderen Töne liegen ihm auch: Die launische „Forelle“ von Schubert ließ er heitere Kreise ziehen und dem „Lindenbaum“ von Franz Schubert verlieh er jene Ruhe und Größe, dass sich die Zuhörer gewissermaßen in dessen Schatten niederlassen konnten und im Genuss versinken. Deren Seele durfte sich gar beflügeln lassen mit Robert Schumanns „Mondnacht“ nach dem gleichnamigen Gedicht von Eichendorff, so zart und poetisch ließ Schlögl sie erklingen. Das gilt auch für Mozarts „Abendempfindung“, die sich, zumal die Dämmerung bereits nahte, strahlend schön wie schimmerndes Mondlicht auf die Zuhörer legte.

Bei "O sole mio“ strahlte das Königsbronner Publikum

Und dann ging doch nochmals die Sonne auf: Stephan Schlögl griff zur Gitarre und sang „O sole mio“ auf Italienisch und Deutsch und brachte damit sein Publikum zum Strahlen. Ganz besonders gewidmet war diese Sonne aber Erika Sparhuber, die an diesem Tag Geburtstag hatte – einen unglaublichen 93. – und sich nicht nehmen ließ, diesen bei dem Liederabend zu feiern.

Stephan Schlögl hat nicht nur einen warmen, weichen Tenor, in dem jede Menge Volumen steckt, sondern auch das Talent, diesen ganz unterschiedlich zum Klingen zu bringen. Brahms, Fauré, Robert Stolz, Emmerich Kalmán – das alles verstand Stephan Schlögl bestens zu interpretieren. Mitgebracht hatte er nicht nur ein abwechslungsreiches Programm, sondern auch Pianist Josef Huber, der einfühlsam am Flügel begleitete. Und auch der Grund war, warum der Liederabend überhaupt stattfinden konnte: Die eigentlich eingeplante Amelie Weidinger musste aufgrund von Krankheit absagen, und so sprang Josef Huber ein – mit gerade mal einer Woche Vorbereitungszeit. Mit diesem Wissen ist sein Spiel noch höher einzuschätzen, als es ohnehin der Fall ist. Das zeigte er nicht zuletzt bei seinem Soloauftritt mit Chopins „Tristesse“: Feinfühlig in den langsameren, bittersüßen Passagen, markant in den kaskadenartigen Läufen, virtuos immer – da kann Chopin sein Stück nennen, wie er will, Traurigkeit kam da nicht auf.

Am Valentinstag 2024 wird Stephan Schlögl wieder zu Gast sein

Schlögl, der in verschiedenen Chorformationen neben den „Stimmen der Berge“ auftritt, bekannte auch, keinerlei Probleme damit zu haben, neben Klassik auch die Genres Schlager und Pop zu bedienen: „Populär ist ja auch Mozarts Nachtmusik“, so Schlögl. Und dass Pop-Musik von einst auch heute noch zündet, das bewies er mit diesem abwechslungsreichen Programm, nicht zuletzt mit dem „Yolo“ des 19. Jahrhunderts, nämlich „Man wird ja nur einmal geboren“ aus Lortzings komischer Oper „Der Waffenschmied“ und dem ohnehin immergrünen „Vogelhändler“ von Carl Zeller, aus dem er den Gassenhauer „Wie mein Ahnl zwanzig Jahr“ nicht nur sang, sondern auch mit komödiantischem Talent in Szene setzte. Da summte das Publikum sogar mit, nicht nur beim wiederkehrenden „No amal“. Letzteres dürfte auch den Wunsch des Publikums nach einer Wiederkehr Stephan Schlögls unterstrichen haben – die langen Beifallsbekundungen im Stehen taten ein Übriges. Ein Wunsch, der auch erfüllt wird: Ellen Oberdorfer, die auch diesen Abend mit ihrem Helferteam organisiert hatte, gab bereits den neuen Termin bekannt. Am Valentinstag, 14. Februar 2024, wird Stephan Schlögl wieder zu Gast sein. Dann mit Balladen im Gepäck.

Noch ein Wiedersehen an Weihnachten

Beim Weihnachtskonzert am 8. Dezember in der Hammerschmiede gibt es bereits in diesem Jahr ein Wiedersehen und Wiederhören mit Stephan Schlögl – dann wieder zusammen mit den „Stimmen der Berge“.

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