Tauchgang im Brenztopf

Was Forscher in den Tiefen der Königsbronner Brenzhöhle entdeckt haben

Derzeit ist eine Gruppe von Höhlenforschern beim Königsbronner Brenztopf aktiv. Wie weit die Taucher die Höhle schon erforscht und was sie dabei entdeckt haben.

Es gibt sie, jene Orte, von denen mit Sicherheit gesagt werden kann, dass sie noch kein Mensch gesehen oder gar betreten hat. Einer von ihnen ist der Brenztopf in Königsbronn. Und damit ist nicht die schön gestaltete Anlage bei Rathaus und Hammerschmiede gemeint, sondern jener Ort, der tief unter der Wasser- und Erdoberfläche liegt. Jener Ort, durch den das Wasser strömt, bevor es an die Oberfläche kommt: die Brenzhöhle.

Nur wenige Menschen haben je gesehen, was sich in der Dunkelheit verbirgt, nachdem man den unter Wasser liegenden sehr engen Einstieg in die Höhle passiert hat. Es sind die Mitglieder der Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim, und die sind seit Gründonnerstag und noch bis zum Karsamstag in Königsbronn vor Ort, um den vorderen Bereich der Höhle neu zu vermessen und zu kartografieren.

935 Meter Höhle sind erforscht

Regelmäßig kommen die Taucher, manchmal auch nur abends, hierher, um weiter in die unbekannte Höhlenwelt vorzudringen, die vor den Augen der meisten Menschen verborgen ist. 935 Meter weit sind sie bereits vorgedrungen, „wir sind in etwa auf Höhe der Waldsiedlung“, sagt Thomas Kempf, Projektleiter für die Brenzhöhle: „Es ist gigantisch groß da unten, und wir sind noch längst nicht am Ende angelangt.“ Erst vor zwei Jahren haben die Höhlenforscher ganz hinten in der Höhle einen Trockenbereich entdeckt. „Die Königskammer hat eine Fläche von ungefähr 20 auf 20 Meter und ist rund vier Meter hoch“, erzählt Kempf. „Diese Entdeckung war schon etwas Besonderes.“ Doch ist der Trockenbereich noch längst nicht zu Ende erforscht, und kurz bevor er beginnt, haben die Taucher vor nicht allzu langer Zeit unter Wasser einen weiteren Gang entdeckt, der noch tiefer ins Karstgestein führt. „Wohin und wie weit wissen wir derzeit noch nicht, vielleicht führt er bis Zang“, sagt der Projektleiter. Auszuschließen ist das nicht, denn dort gibt es große Dolinen.

Projektleiter Thomas Kempf erläutert den Plan der Brenzhöhle. Rudi Penk

Es ist gigantisch groß da unten, und wir sind noch längst nicht am Ende angelangt.

Thomas Kempf, Höhlenforscher

Bis die Höhlentaucher ins unterirdische Trockene kommen, das oberhalb der Wasseroberfläche liegt, haben sie einen weiten Weg vor sich und passieren höchst interessante Bereiche: die „Mausefalle“ etwa, den „Georg-Elser-Dom“, den „Königspool“, die „Limbo-Spalte“ oder das „Waschbrett“. All diese Namen haben die Höhlentaucher den unterschiedlichen Bereichen gegeben. Entdeckt haben sie bei ihren Tauchgängen beispielsweise auch einen unter Wasser liegenden Tropfstein. „Dieser Stalaktik liegt acht Meter tief im Wasser, das bedeutet, dass der Brenztopf früher viel tiefer gelegen sein muss als heute“, sagt Kempf. Die gesamte Brenzhöhle verläuft keinesfalls parallel zur Wasserlinie des Brenztopfes. Vielmehr führt sie teils 30 Meter unter, an anderer Stelle 20 Meter über den Wasserspiegel.

Bereit zum Tauchgang: Die Höhlenforscher sind bestens ausgestattet. Rudi Penk

Dadurch, und durch die Länge der Brenzhöhle wird den Forschern einiges abverlangt. Inzwischen nutzen sie auch Scooter, die es ihnen vereinfachen, unter Wasser Strecke zu machen. Schüttet der Brenztopf so wie aktuell rund 600 Liter Wasser pro Sekunde, sind die Bedingungen Kempf zufolge relativ gut. Die Sicht unter Wasser ist gut, es wird nicht allzu viel Sediment aufgewirbelt. Geht ein Tauchgang bis zum bisher bekannte Ende der Höhle, kann er schon mal zweieinhalb Stunden dauern. Dementsprechend müssen die Taucher ausreichend Pressluft in ihren Flaschen mitführen, denn die Dekompression muss immer berücksichtigt werden. Dieser Druckausgleich kann je nach Dauer des Tachgangs bis zu 30 Minuten betragen. Über die Jahre hinweg haben die tauchenden Forscher die Brenzhöhle gut kennengelernt. Dennoch: „Es gilt: kein Meter ohne Leine“, betont Kempf. Diese Leine gibt den Tauchern Orientierung, mit ihrer Hilfe finden sie immer zurück zum Ausgang der Höhle.

Mit neuen Erkenntnissen ist während der derzeitigen Tauchgänge eher nicht zu rechnen. „Wir nutzen das diesjährige Forschungslager in Königsbronn auch, um neue Leinen fest anzubringen“, sagt der Projektleiter. Das Hauptaugenmerk liege jedoch darauf, den Höhlenplan zu aktualisieren, deshalb sind neue Vermessungen notwendig. Etwa zwei Tauchgänge macht jedes Mitglied der Gruppe pro Tag, meist sind sie zu zweit unter Wasser.

Von der Gemeinde Königsbronn erhalten die Forscher für ihr Projekt große Unterstützung: „Wir dürfen im Rathaus übernachten und unser ganzes Material dort unterstellen“, so Kempf. Dadurch, dass die Gruppe drei Tage vor Ort ist, dient das Lager auch der Gemeinschaft. „Wir haben alle das gleiche Hobby, und das verbindet.“ Und was treibt die ehrenamtlichen Forscher an, ihrem zeitintensiven, teuren und nicht ungefährlichen Freizeitvergnügen nachzugehen? „Es ist die Neugier auf das Unbekannte, etwas zu entdecken, das noch kein Mensch zuvor gesehen hat“, sagt Kempf.

Großes Einzugsgebiet

Das Einzugsgebiet der Brenz umfasst weite Teile des Albuchs mit den Orten Irmannsweiler, Zang und Bartholomä. Insgesamt schöpft der Fluss sein Wasser aus einem mehr als 880 Quadratkilometer großen Gebiet. Anhand der Größe der Dolinen, also der eingebrochenen Hohlräume, in Zang kann man auch gut
erkennen, wie groß die Hohlräume darunter sein müssen.

Das Quellwasser steigt aus einer Öffnung in mehreren Metern Tiefe empor. Der Zufluss des Wassers zur
Quelle erfolgt durch unterirdische Klüfte, Spalten und Hohlräume im Karstgebirge

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