Trauer vs. Bedürfnis

Wie das Klo-Dilemma auf dem Itzelberger Friedhof gelöst werden soll

Weil es am Itzelberger See an öffentlichen Toiletten mangelt, gehen Besucher bisweilen während Trauerfeiern in der Aussegnungshalle aufs Klo. Jetzt gibt es eine Idee, um dieses Problem zu beseitigen.

Wie das Klo-Dilemma auf dem Itzelberger Friedhof gelöst werden soll

Die Aussegnungshalle auf dem Itzelberger Friedhof dient natürlich vor allem Trauernden dazu, sich von Angehörigen und Freunden zu verabschieden. Das vor 50 Jahren errichtete Gebäude beherbergt aber auch die einzige öffentliche Toilette auf dieser nordöstlichen Seite des Itzelberger Sees. Aus dieser Tatsache sind Probleme entstanden.

Ermöglichte die Toilette ursprünglich vor allem Friedhofsbesuchern das Austreten, sind weitere Nutzergruppen hinzugekommen: Unmittelbar am Gottesacker existiert seit einigen Jahren ein Wohnmobilstellplatz, daneben ist zudem ein Kiosk in Betrieb, der sich bei entsprechender Witterung einiger Beliebtheit erfreut. Dieser Kiosk wiederum war vor seiner Umwidmung eine öffentliche Toilette für die Seebesucher.

"Unangenehme Situationen" auf dem Itzelberger Friedhof

„Es kam zu unangenehmen Situationen“, fasste der Königsbronner Ortsbaumeister Jörg Bielke im Gemeinderat die Lage zusammen. Während Trauerfeiern sei es vorgekommen, dass sich Camper oder Kioskbesucher durch die Trauergemeinde drückten, um das am Rande des Vorplatzes gelegene Klo zu besuchen. Zumindest Trauernden dürfte dies im Zweifel unangemessen erschienen sein, aber auch sensiblen Toilettengästen wird der Vorgang unangenehm gewesen sein.

Diese Tatsache an sich wurde schon in der Vergangenheit im Gemeinderat angesprochen. Was bislang fehlte, war eine Lösung. Die konnten Bürgermeister Jörg Weiler und Ortsbaumeister Bielke nun präsentieren. Sie hatte sich das Örtchen vor Ort angeschaut und einen Plan entworfen, um künftig den menschlichen Bedürfnissen einerseits und der Pietät andererseits gerecht zu werden.

Eine Treppe für den diskreten Toilettengang

Die Gemeinde könne, erklärten sie, von der Straße her eine Treppe bauen und die Toilette so von Südwesten her zugänglich machen. Dann müsse sich niemand mehr durch eine Trauergemeinde schleichen. Da das Klo ohnehin eine Sanierung nötig habe, könnte man diese Arbeiten auch gleich erledigen. Weitere Unkosten entstünden hingegen nicht, weil die Toilettenanlage auch jetzt schon regelmäßig durch einen Dienstleister gereinigt werde.

Die Reaktionen des Gemeinderats waren überwiegend positiv. „Das ist eine geniale Lösung, damit ist jedem geholfen“, freute sich Edith Wagner (UWB). Auch Gabriele Schorcht (SPD) fand den Vorschlag „toll“ und fügte hinzu: „Ich hoffe, dass es barrierefrei wird.“ Barrierefrei wäre das Klo nur vom Friedhof aus, und es wäre auch kein ausgewiesenes Behinderten-WC, erwiderte Bielke.

Eine Investition für Camper und Kioskbesucher?

Jörg Esslinger (CDU) stellte hingegen die Frage in den Raum, ob die Gemeinde wirklich ein WC für Camper und Gaststättenbesucher bereithalten müsse. Aus Sicht von Bürgermeister Weiler würden die Vorteile der Lösung solche Überlegungen überwiegen: „Wir würden alle Gruppen vereinen, und das ohne Zusatzkosten.“ Ortsbaumeister Bielke ergänzte: „Das Problem ist, dass Nichttrauernde durch die Trauergruppen durch müssen, egal, woher sie kommen.“ Durch die Neugestaltung könnten demnach auch Friedhofsbesucher ohne aktuellen Traueranlass während einer Beerdigung diskret zur Toilette gehen.

Der Plan soll nun in der Finanzklausur des Gemeinderats beraten und nach Möglichkeit über den Haushalt für 2024 finanziert werden. Ein Lob in anderer Hinsicht sprach Engelbert Frey (SPD) aus: „Es hat sich wieder einmal bewährt, wenn jemand rausgeht.“ Aus Freys Sicht ist die pragmatische Lösung vor allem deshalb entstanden, weil sich Weiler und Bielke das Problem vor Ort angeschaut hatten.