Direkt vom Hof

Wie in der Zanger Bio-Imkerei Fähnle zehn Tonnen Honig im Jahr produziert werden

Etwa zehn Tonnen Honig werden von der Bio-Imkerei Fähnle in Zang jedes Jahr produziert und verkauft. Einen großen Teil der Arbeit machen dabei freilich die mehr als 250 Bienenvölker, was aber nicht heißen soll, dass es den Fähnles langweilig wird. In Teil zwei unserer Serie „Direkt vom Hof“ werfen wir einen Blick hinter die Kulissen der Honig-Produktion.

Ein wenig wie Schokocreme sieht er aus, der Buchweizen-Honig, wenn er langsam aus der Abfüllanlage in die Gläser fließt. Zähflüssig, dunkelbraun, mit leichten hellen Schlieren darin. Jedenfalls sieht er nicht nach dem aus, was der Laie oder Otto Normalverbraucher so als Honig aus dem Supermarktregal kennt.

Die Farbnuancen der etwa zwölf unterschiedlichen Honigsorten, die in der Bio-Imkerei Fähnle in Zang hergestellt werden, reichen von einem blassen Beige beim Akazienhonig bis zu einem dunklen Braun beim Wald- und Tannenhonig. Ähnlich vielfältig sind die Geschmacksnuancen. Alle sind sie süß, sicherlich, aber vom leichten Frühjahrsblütenhonig für den eher ungeübten Gaumen bis zum intensiven Tannenhonig für diejenigen, die etwas Besonderes auf dem Brot haben wollen, ist hier alles dabei. Honig ist eben nicht gleich Honig. Und: Honig ist Handarbeit. Zumindest in Zang.

Sommer ist Erntezeit, Herbst ist Abfüllzeit

Der Job der Bienen ist jetzt zu Herbstbeginn weitestgehend erledigt: Der Honig ist geerntet und die fleißigen Insekten bereiten sich in den sogenannten Honigräumen auf die Winterruhe vor. Teilweise bringt Fähnle sie ins Remstal, wo die Winter nicht ganz so streng wie in Zang ausfallen. Dort bleiben sie dann bis zum Frühjahr, wenn der Raps und die ersten Apfelbäume blühen.

Die Bienen haben den Hauptteil ihrer Arbeit im Herbst erledigt. Rot markiert ist hier die Königin zu erkennen. Foto: Rudi Penk

Für die menschlichen Mitarbeiter der Imkerei, hauptsächlich also Claus Uwe Fähnle und seine Frau Helena, findet der Hauptteil der Arbeit von Mai bis August statt: Der geerntete Honig wird abgefüllt und für den Verkauf bereit gemacht. Bei der Ernte werden immer 54 Honigwaben in eine große Schleuder gesteckt. Durch Zentrifugalkraft wird der Honig dann aus den Waben geschleudert. „Ein paar Gramm Waben können kiloweise Honig tragen“, erklärt Claus Uwe Fähnle. Ein weiteres Beispiel dafür, wozu die Natur und die Tiere fähig sind.

Nach insgesamt 20 Minuten ist der Honig von den Waben getrennt und kann abgelassen werden. Nachdem er gefiltert wurde, kommt die Qualitätskontrolle im kleinen Labor der Fähnles. „Wir bestimmen hier vor allem den Wassergehalt“, erklärt Helena Fähnle. Der sollte unter 18 Prozent betragen, damit das Endprodukt nicht an Haltbarkeit einbüßt. „Wenn die Bienen den Nektar sammeln, besteht er zu 80 Prozent aus Wasser und nur zu 20 Prozent aus Zucker“, so Claus Uwe Fähnle. Erst durch die Umarbeitung durch die Bienen und durch die hohen Temperaturen im Stock (rund 35 Grad) reduziert sich der Wassergehalt.

Tannenhonig: eine seltene Spezialität

Im Labor kann beispielsweise auch bestimmt werden, ob es sich beim Honig um einen Waldhonig oder um Tannenhonig handelt – je nachdem, wo die Bienen ihren Pollen gesammelt haben. „Es kann sein, dass wir in einem Stock Tannenhonig haben und einen Kilometer weiter nicht mehr.“ Der Tannenhonig ist laut Fähnle mittlerweile sehr selten geworden und dementsprechend auch die teuerste Sorte im Regal.

Besondere Farbe und besonderer Geschmack: Hier wird der Buchweizen-Honig abgefüllt. Foto: Rudi Penk

Die Imkerei ist Direktvermarkter: Die Fähnles verkaufen ihren Honig im eigenen Hofladen in Zang, an zwei Verkaufsautomaten in Zang und im Wental und darüber hinaus in Reformhäusern und Vollsortimentern von Rewe bis Edeka in der Region. „Mittlerweile haben wir auch viele Kolleginnen und Kollegen aus der Landwirtschaft, die unseren Honig in ihren eigenen Hofläden anbieten“, sagt Fähnle.

Wie so ein Bienenjahr verläuft, ob die Ernte gut oder eben dürftig ausfällt, ist schwer vorherzusehen. Maßgeblich hängt das auch mit dem Wetter zusammen. „Die Bienen an sich können sich sehr gut ans Klima anpassen“, sagt Fähnle. „Die Frage ist nur, ob sie genug zu fressen finden.“ Das heißt: „Honigbienen könnten selbst klarkommen. Die Frage ist, ob der Imker klarkommt“, präzisiert der Imkermeister. 2021 und 2022 seien schlechte Honigjahre gewesen. „2023 war schon etwas besser und 2024 war wieder Durchschnitt.“

Asiatische Hornisse: größte Bedrohung für die Honigbienen

Mehr Probleme als das Wetter bereiten den Imkern Schädlinge, insbesondere die sogenannte Varroamilbe, die in die Bienenstöcke eindringt und dort die Bienen und Larven befällt. Sie schwächt die Tiere nicht nur, sie überträgt auch das sogenannte Flügeldeformationsvirus, das seinem Namen alle Ehre macht. Die Milbe gilt als Hauptursache für das Sterben von Honigbienen im Herbst und Winter.

Honigbienen könnten selbst mit dem Klima klarkommen. Die Frage ist, ob der Imker klarkommt.

Claus Uwe Fähnle, Imkermeister

Ein anderes Insekt bereitet Claus Uwe Fähnle noch viel mehr Sorgen: die Asiatische Hornisse. Die invasive Art macht aktiv Jagd auf Bienen, breitet sich mittlerweile rasant aus und überlebt im Winter sogar bei Temperaturen bis zu minus 12 Grad. Noch wurde im Kreis Heidenheim keine Asiatische Hornisse festgestellt, aber: „Wir haben bereits welche im Remstal. Man sagt, sie breitet sich in jedem Jahr etwa 20 Kilometer weiter aus“, so der 54-Jährige. In ein bis zwei Jahren, befürchtet er, wird sie auch hier angekommen sein. Für die Imkerei, sagt er, sei sie die derzeit größte Bedrohung.

Helena Fähnle bei der Qualitätskontrolle. Foto: Rudi Penk

Die Fähnles haben zwischen 250 und 300 Bienenvölker. Jedes Bienenvolk besteht im Sommer aus bis zu 60.000 Tieren. Das macht summa sumarum bis zu 18 Millionen Mitarbeiter, die Claus Uwe Fähnle und seine Frau Helena mittlerweile im Sommer quasi beschäftigen. Oder besser gesagt: Mitarbeiterinnen, denn ein Bienenvolk besteht hauptsächlich aus Weibchen. Eine enorm hohe Frauenquote also.

Angefangen haben die Fähnles deutlich kleiner: Ende der 1990er-Jahre hörte der letzte verbliebene Imker in Zang auf, Fähnle und sein Vater Erich beschlossen, selbst ins Honig-Geschäft einzusteigen. „Ein Bekannter hat uns zwei Bienenvölker vermittelt. Von da an wuchsen wir recht schnell“, erinnert sich Claus Uwe Fähnle. Im Jahr 2000 wurde er Imkermeister, seit 15 Jahren ist er zudem Vorsitzender des Imkervereins Heidenheim. „Es ist viel Arbeit“, sagt Helena Fähnle, die landwirtschaftlich-technische Assistentin ist und eine Zusatzausbildung zur Fachberaterin für Bienenprodukte gemacht hat.

Hofladen und Verkaufsautomaten: längst nicht nur Honig im Angebot

Es ist längst nicht nur der Honig, den die Fähnles in ihrem Hofladen und in den Verkaufsautomaten anbieten: Met, also Honigwein, gehört genauso zum Angebot wie selbst gemachte Kerzen aus Bienenwachs, Süßigkeiten oder Kosmetikartikel. Diese wiederum könnte Helena Fähnle zwar ebenfalls selbst herstellen, verkaufen dürften sie diese aufgrund gesetzlicher Regelungen für Kosmetikprodukte allerdings nicht. Stattdessen bietet die 46-Jährige Kurse an und bringt Privatleuten bei, ihre Kosmetik selbst zu machen.

Der kleine und gemütliche Hofladen der Bio-Imkerei in Zang. Foto: Rudi Penk

Der Hofladen läuft gut, auch mit dem Verkauf durch die Automaten sind die beiden zufrieden, auch wenn technisch nicht immer alles reibungslos läuft. Der Absatz in den Supermärkten hingegen habe etwas abgenommen: „Die Nachfrage lässt nach“, sagt Fähnle, wohl auch deshalb, weil generell alles teurer geworden ist. Hier bildet auch der Honig keine Ausnahme. „Allein der Preis für die Gläser, die wir für den Honig verwenden, hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt.“ Das schlägt sich automatisch auch im Endpreis für die Verbraucher nieder.

Draußen bei den Bienen: Claus Uwe Fähnle und seine Frau Helena. Foto: Rudi Penk

Doch wer guten Honig aus Deutschland haben möchte und dazu auch noch zwischen unterschiedlichen, im Geschmack teils völlig verschiedenen Sorten wählen möchte, muss nun einmal den einen oder anderen Cent drauflegen. Dafür weiß man aber auch, woher der Honig kommt. „Was viele nicht wissen: Nur 20 Prozent des in Deutschland verkauften Honigs kommt tatsächlich auch aus Deutschland“, sagt der Imkermeister. Der Rest werde importiert – unter anderem aus Südamerika oder China.

Der Hofladen in Zang

Der Hofladen der Fähnles in Zang hat immer mittwochs von 9 bis 12 Uhr und freitags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Der Regiomat vor der Tür an der Rosensteinstraße 15 steht jederzeit zur Verfügung. Einen zweiten Automaten gibt es im Wental.

Den Zanger Honig kann man zudem in einigen Edeka- und Rewe-Märkten in der Region kaufen oder in einzelnen Dorfläden und Hofläden regionaler Landwirte und Gärtnereien. Auf der Internetseite der Imkerei gibt es zudem Bestellformulare.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar