Am häufigsten hat er es mit Ratten und Mäusen zu tun – und im Sommer mit Wespen, die er umsiedelt. Immer öfter wird Robin Ehrhardt aber auch wegen kleinen Blutsaugern gerufen: Bettwanzen. Sie galten in Deutschland als nahezu ausgerottet, doch sie scheinen sich wieder auszubreiten. „Sie sind definitiv auf dem Vormarsch, auch im Kreis Heidenheim“, sagt der Königsbronner Schädlingsbekämpfer. Reiseschädlinge nennt er sie. Denn die Tiere verbreiten sich vor allem beim Transport befallener Gegenstände – das können Koffer, Taschen, aber auch gebrauchte Möbel oder andere Gebrauchsgegenstände sein. „Oft bringt man sie aus dem Urlaub mit. Wenn das Hotelzimmer befallen ist, hat man sie ruckzuck daheim. Auch die Sitze in Reisebussen oder der Bahn können befallen sein.“
Bettwanzenbekämpfung mit Wärme, nicht mit Gift
Und sind sie mal da, wird man sie nur schwer wieder los. Bei der Bekämpfung setzt der Fachmann nicht auf Chemie, sondern auf Temperatur. „Die sicherste Methode ist es, die befallenen Räume mit speziell dafür entwickelten Öfen für 24 Stunden auf 60 Grad zu erwärmen“, sagt Ehrhardt. Den Einsatz von Gift versucht er ganz zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. „Ich kann nicht die chemische Keule schwingen und ein Schlafzimmer einnebeln, in dem am nächsten Tag wieder Menschen schlafen sollen.“
Bettwanzen sind zwischen vier und 8,5 Millimeter groß, platt und kommen am liebsten nachts aus ihren Verstecken. Ihre Stiche können extrem jucken, sie übertragen aber laut dem Umweltbundesamt keine Krankheitserreger. In Frankreich war im vergangenen Sommer eine regelrechte Bettwanzen-Hysterie ausgebrochen. Aus Zügen, Kinos und anderen Orten meldeten Menschen einen Befall. Ein Minister warf daraufhin Russland vor, die Schädlingshysterie über soziale Medien verstärkt zu haben. „Ob das so war, weiß ich natürlich nicht, aber die Wanzen breiten sich seit einiger Zeit in mehreren europäischen Ländern aus.“ Derzeit seien etwa seine Kollegen in Österreich mit der Bekämpfung der kleinen Blutsauger gefordert.
Schämen braucht man sich jedenfalls nicht, wenn man die Dienste von Ehrhardt in Anspruch nehmen muss. „Das kann auch in Haushalten vorkommen, die picobello sauber sind und wo man vom Fußboden essen könnte“, sagt Ehrhardt. Das gelte nicht nur für Bettwanzen, sondern insbesondere auch für Ratten. Um dem Befall der grauen Nager Herr zu werden, nutzt der 29-Jährige Tunnelfallen, präpariert mit einem giftigen Lockstoff. „Für Hunde, Katzen oder Kinder ist das nicht gefährlich, weil sie nicht in die Falle gelangen können.“
Vorbeugung und Ratten-Monitoring
Nicht nur die Bekämpfung zählt zu seinem Beruf, sondern auch die Vorbeugung. „Potenzielle Nahrungsquellen für Ratten und Mäuse müssen beseitigt und Einfallstore ins Haus geschlossen werden. Nur wenn bauliche Mängel beseitigt werden, ist das Problem langfristig gelöst“, erklärt Ehrhardt. Viele Unternehmen, aber auch Privathaushalte setzen auf Monitoring zur Vorbeugung oder zur Nachsorge. „Dabei werden Fallen ständig durch einen Sensor überwacht. Tritt ein Befall auf, bekommt man automatisch eine Meldung per SMS, E-Mail oder über eine App.“
Die Tiere sind kein Problem, sondern unhygienische Zustände zum Beispiel in Messie-Wohnungen.
Robin Ehrhardt
Eigentlich ist Ehrhardt gelernter Zimmermann. Wegen Knieproblemen musste er den Beruf an den Nagel hängen. Durch einen Bekannten kam er auf die Idee, die Umschulung zum Schädlingsbekämpfer zu machen. Erst arbeitete er in einem Unternehmen, vor zwei Jahren machte er sich dann mit PDS Dienstleistungen in Königsbronn selbstständig. PDS steht für Pestcontrol and Desinfection Service (pestcontrol ist englisch für Schädlingsbekämpfung). Im Moment ist er noch Einzelkämpfer, nur seine zukünftige Frau unterstützt ihn bei Bürotätigkeiten. „Wenn die Auftragslage aber weiter so gut bleibt, werde ich noch in diesem Jahr einen weiteren Schädlingsbekämpfer einstellen.“ Zwischen vier und acht Aufträgen pro Tag gilt es derzeit abzuarbeiten. Allerdings ist nicht nur im Kreis Heidenheim, sondern auch im Ostalbkreis und im Alb-Donau-Kreis aktiv.
Ekel befällt Robin Ehrhardt bei seinen Einsätzen übrigens nur selten. „Die Tiere sind kein Problem, sondern unhygienische Zustände zum Beispiel in Messie-Wohnungen.“ Aber zum allergrößten Teil gefällt ihm sein Beruf. „Er ist vielseitig und interessant, weil man sich mit der Biologie der Tiere beschäftigt. Und es freut mich einfach, wenn man den Kunden helfen kann und sie wieder ruhig schlafen können.“
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