Klassik in Königsbronn

Wo Wald und Wasser rauschen: So war das Konzert der Stuttgarter Saloniker

Konzert mit Leckerbissen: Köstliche Klassik zum lässigen Picknick boten die Stuttgarter Saloniker am Brenzursprung

Wo Wald und Wasser rauschen: So war das Konzert der Stuttgarter Saloniker

Liegestühle, Kühltaschen, Campingtische und Picknickdecke mit ordentlicher Brotzeit drauf auf der einen Seite – Klavier, Cello, Geige, Posaune, Querflöte, Akkordeon auf der anderen – so gestaltete sich der Brenzursprung in Königsbronn am Mittwochabend. Die eine Seite, das waren die vielen Zuhörer, die es sich auch auf den Steinreihen der kleinen Arena bequem gemacht hatten, mit und ohne Vesper, und die andere Seite, die mit den Instrumenten, das waren die Stuttgarter Saloniker in einem fünfköpfigen Ensemble, die diese Idee zu diesem Konzert im Freien mit Picknick hatten. Warum? Zwei Gründe nannte Patrick Siben, der Kapellmeister und Pianist der Saloniker. Der eine Grund: „Wo Wald und Wasser rauschen, hört man den Verkehrslärm nicht“ und der andere „Wir brauchen keine Bühne, keinen Aufbau, keine Technik“.  Und den nicht genannten Grund, den hörte das Publikum gleich beim ersten Stück: Die Saloniker haben einfach Spaß am Musizieren und daran, ihr Publikum zu unterhalten.

Venezianische Gondeln und Wassermusik

Und das taten sie so köstlich, dass vielleicht gar keine Brotzeit damit mithalten konnte. „Funiculi, Funicula“, das Auftaktstück, hierzulande auch bekannt mit dem Text „Schau hin, da liegt ein toter Fisch im Wasser“, war bereits so spritzig und mitreißend, dass man schon fast versucht mal, doch mal in die Brenz zu spickeln, ob da nicht etwa das Objekt da zu finden sei. Mitgesummt wurde da bereits, Patrick Siben stellte sich aber auch noch mehr Interaktion vor: „Damenwahl“ gab er die Losung für die Gondellieder aus der Feder von Mendelssohn-Bartholdy, Leoncavallo und Amedeo Amedei aus. Das Tanzbeinschwingen blieb zwar aus, aber dennoch schwelgte das Publikum in den Darbietungen, die in ihrer Leichtigkeit und ihrem Schwung das Gefühl vermitteln konnten, als säße man direkt in einer Gondel auf einem der vielen venezianischen Kanäle. Zumal ja genügend Wasser um den Platz vorhanden ist. Zur quellenden Brenz steuerten die Saloniker noch Händels Wassermusik hinzu, und Patrick Sibens Motto „Panta rhei“ war bestens umgesetzt: Alles floss an diesem Abend: die Virtuosität der exzellenten Musiker, die Brenz sowieso, die Musik direkt ins Ohr und dazu Tee, Wasser, Bier und was so alles an Getränken mitgebracht wurde. Und auch die Sympathie der Zuhörer, die da so bestens unterhalten wurden, floss den Künstlern zu.

Idyll mit Glühwürmchen

Und auch Patrick Sibens Moderation floss bestens: Heiter rankte er Anekdoten um wissenswerte Details rund um die Musik, die sie für dieses außergewöhnliche Open-Air-Konzert mitgebracht hatten. Der Salonmusik aus Wien, Berlin und Paris hat sich das Ensemble verschrieben, und die geht auch ohne Salon, wie der Auftritt unter der großen Eiche zeigte. Fritz Kreislers „Liebesleid“ wurde mit „Liebesleid“ auch aus Kreislers Feder kompensiert, und aus der Berliner Ecke wurde Paul Lincke aufgegriffen. Sein „Glühwürmchen“ durfte so verführerisch flimmern, dass dann doch noch Tanzschritte zu sehen waren – mit Rollator als Partner.  Am Spielplatz tummelten sich Kinder, im Kneippbecken Wassertreter – ein echtes Idyll war da rund um die Eiche anzutreffen. Ein Idyll, das Patrick Siben spontan zum Akkordeon greifen ließ: „Kein schöner Land“ wurde nicht nur von den Künstlern angestimmt, sondern auch von den Zuhörern, die beachtliche Textsicherheit aufwiesen und sogar hier und da eine zweite Stimme hinzufügten.

Mozart und zwei Schwäne

Und als zum Wasserrauschen noch Grillenzirpen hinzukam und die besungenen Glühwürmchen schon in den Startlöchern standen, da machte Mozarts „Kleine Nachtmusik“ die Abendstimmung perfekt. Von den Salonikern war das als Schlusspunkt gedacht, aber das Publikum wollte mehr: „Wir haben verstanden“, nahm Patrick Siben die Zugabe-Rufe auf. Und zum Idyll gesellte sich noch der Schwan aus dem „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns, und das gleich zweimal: einmal in der ursprünglichen Version und sodann in einer flotten 1920er-Jahre-Version. Und damit war der charmante und bei allem Können des Ensembles so leicht dahinfließende Abend dann wirklich zu Ende, da half auch der Applaus im Stehen nichts mehr. Der Brenztopf als Veranstaltungsort wurde endlich wieder einmal bestens genutzt. Und an diesen heißen Tagen hat er im Angebot, was alle suchen: kühlende Frische.

Moderne Spielleute

Die Stuttgarter Saloniker wurden Anfang der 1990er Jahre von Patrick Siben gegründet, um auf klassischen Instrumenten Musik zu spielen, die dem Publikum und ihnen selbst Spaß macht. Sie sind in allen Sparten der Musik zuhause und verstehen sich als „moderne Spielleute“, die durch die Welt ziehen, um den Menschen Freude zu bringen“.