Herr Stutzmiller, Sie waren 33 Jahre lang Vorsitzender des Historischen Bürgervereins Staufen, seit fünf Jahren ordnen Sie als ehrenamtlicher Gemeindearchivar die Geschichte der Bachtal-Gemeinden. Sie sind der Mann der Stunde, wenn es um die Vergangenheit des Schlosses Altenberg geht. Woher kommt die Begeisterung?
Ich interessiere mich schon immer sehr für Geschichte. Insbesondere für unsere Heimatgeschichte. Das Schloss an sich hat natürlich eine ganz besondere Begeisterung geweckt.
Die Geschichte eines Schlosses zu erforschen, schafft man sicher nicht in einer Woche.
Nein. Ich arbeite schon seit mehreren Jahren dran. Allein aus unseren eigenen historischen Dokumenten filtert man die Geschichte nicht. Ich war etwa einen Tag auf der Harburg, im Archiv von Öttingen-Wallerstein. Altenberg hatte einst zu Öttingen-Wallerstein gehört, hier habe ich einige Dokumente gefunden. Ich war auch mal im Staatsarchiv Neuburg. Das ist viel Arbeit.
1374 wurde Schloss Altenberg erstmals urkundlich erwähnt. Welche Bedeutung hatte der Bau für die Entwicklung der Gemeinde?
Zunächst stand hier 300 Jahre lang nur eine Burg, die mehrmals von Feinden zerstört wurde. In einer Urkunde von 1374 ist die Rede von einem Heinz von Westerstetten, „gesezzen zum Altenberg“. Er war der erste Herrscher hier.
Mit der Burg begann dann auch die Ansiedelung? Oder im Umkehrschluss: Ohne Schloss kein Altenberg?
Nein, das kann man so eigentlich gar nicht sagen. Hier waren lange nur die Herren von Westerstetten. Es gab einen Schafstall am Fuß des Berges, aber lange keine Häuser. Erst 1732/1734 fand die Ansiedlung in Altenberg statt. Nachdem die Linie der Westerstetter ausgestorben war, kamen die Syrgensteiner hierher. Sie haben die in Schutt gelegene Burg zum Schloss ausgebaut. Ein Gotthard von Syrgenstein hat schließlich mit der Ansiedelung begonnen.
Er hat wohl Bedienstete gebraucht.
Genau, er hat Arbeiter gebraucht, die für ihn das Schloss aufbauten. Vor allem Handwerker haben sich hier niedergelassen. Dieser Gotthard war am Ende aber sehr verarmt und mit ihm die Einwohner.
Die Syrgensteiner mussten schließlich an Öttingen-Wallerstein verkaufen, später kam das Schloss dann zu Bayern. Jetzt war es öffentlich zugänglich. Ein wichtiger Schritt?
Ja, unbedingt. Jetzt spielte sich hier oben das öffentliche Leben ab. Hier wohnte dann der Pfarrer. Übrigens sehr lange bis 1972. 1856 kamen Klosterfrauen ins Dorf, für die extra ein Anbau am Schloss entstand. Eine Schule wurde eingerichtet, ein Kindergarten, eine Nähschule. Der Schlossgarten war auch lange Zeit Treffpunkt für Jugendliche – bis das Schloss in den 70er-Jahren an zwei Brüder verkauft wurde, die als ersten Akt ein Tor errichteten. Sie meinten es nicht sehr gut mit dem Schloss, hier kam viel Denkmalgeschütztes zu Schaden. Schlusspunkt war, dass der Staat Bayern das Schloss wieder zu sich nahm.
Heute ist das Schloss in Privatbesitz und nicht mehr öffentlich zugänglich. Es gehört Prinz Hugo von und zu Liechtenstein. Eine gute Lösung?
Für Syrgenstein, das Schloss Altenberg an sich und für die ganze Gegend ist das eine sehr gute Lösung. Die Familie hat das Schloss mit viel Geld hergerichtet, mit viel eigenem Geld muss man sagen. Das dient unbedingt der Erhaltung.
Dann steht der Bau gut da?
Außen wird bald gestrichen, mehr ist aber nicht zu machen. Es wurde wirklich sehr gut hergerichtet. Das Schloss ist in Schuss.
Kennen Sie das Schloss von innen?
Ja, 1994 gab es einen Tag der offenen Tür. Das habe ich natürlich ausgenutzt. Damals war ich schon Vorsitzender des Historischen Bürgervereins.
Wenn Sie entscheiden müssten, was wäre ihr absoluter Lieblingsplatz im Schloss?
Ach, das war damals ein wunderschöner Tag. Das Schloss war eine Wucht, wie das hergerichtet war. Der Stucksaal mit seiner besonderen Wessobrunner Decke hat mich besonders fasziniert.
Wird es im Rahmen des Schloss-Jubiläums nochmal eine solche Möglichkeit geben?
Wahrscheinlich nicht.
Bachtaler leisten Hochwasserhilfe: Festakt zum 650. Geburtstag verschoben
Eigentlich war für Samstag, 8. Juni, ein Festakt anlässlich des Schloss-Jubiläums geplant gewesen. Dieser wurde jetzt aber abgesagt. Das Hochwasser hat einige Nachbargemeinden Syrgensteins teils stark getroffen. Deshalb sind die Feuerwehren aus dem Bachtal zur Unterstützung vor Ort. Bürgermeisterin Miriam Steiner sagt: „Wenn Menschen in unserer direkten Nachbarschaft alles verlieren, können wir hier nicht feiern.“
Der Festakt soll im Herbst nachgeholt werden. Hierbei soll es auch eine Ausstellung zur Geschichte des Schlosses geben. Diese wird vom Gemeindearchiv in Zusammenarbeit mit dem Historischen Bürgerverein erarbeitet.