Die Videos werden überall in den sozialen Netzwerken geteilt. Auf der Plattform X, früher Twitter, gehen sie viral. Sie zeigen den FDP-Politiker aus dem Ostalbkreis, wie er das Innere einer öffentlichen Toilette ableckt oder wie er nackt die erste Strophe der deutschen Nationalhymne singt und dabei wohl onaniert. Ein Foto zeigt ihn, ebenfalls nackt und am ganzen Körper beschmiert mit einer braunen Substanz, angeblich Fäkalien.
Videos sind mittlerweile teils gelöscht
Andere Videos wurden inzwischen wieder gelöscht. Eines davon ist besonders problematisch und womöglich strafrechtlich relevant. Es zeigt den FDP-Politiker der österreichischen Online-Zeitung derstatus.at zufolge, wie er einen Dildo auf einem Koran platziert und sich diesen ins Rektum einführt. Laut der Online-Zeitung erklärte er dabei auch, dass er eine der Frauen des islamischen Propheten Mohammed „zu Tode schänden“ wollen würde. Auch soll er sich einen Hitler-Schnurrbart aus Exkrementen ins Gesicht geschmiert haben.
Der Mann kandidiert auf der Liste der „FDP Plus“ für eine Kommune im Ostalbkreis. Die FDP Aalen-Ellwangen hat inzwischen eine Stellungnahme zu den Videos veröffentlicht, in denen sie sich in aller Deutlichkeit von den dargestellten Handlungen distanziert.
Offenbar strafrechtlich relevante Themen
Darin heißt es: „In jüngster Zeit wurden in den sozialen Medien Videos veröffentlicht, die einen unserer Kandidaten zur Kommunalwahl in anstößigen und möglicherweise strafrechtlich relevanten Handlungen zeigen.“ Diese Inhalte seien bis zu ihrer Veröffentlichung weder dem Ortsverband Aalen-Ellwangen noch dem Kreisverband Ostalb bekannt gewesen. „Wir möchten weiter betonen, dass wir keinerlei Toleranz und kein Verständnis gegenüber den dargestellten Handlungen oder Äußerungen haben und uns von diesen ausdrücklich distanzieren“, schreibt die FDP Aalen-Ellwangen weiter. Solche Verhaltensweisen widersprächen den grundlegenden Werten und Prinzipien der Partei. „Aus diesem Grund haben wir entschieden, die Unterstützung für den betreffenden Kandidaten mit sofortiger Wirkung zu beenden“, heißt es in der Stellungnahme weiter.
Um den Vorfall vollständig zu untersuchen und entsprechende Sanktionen zu verhängen, sei ein Parteiordnungsverfahren mit dem Ziel des Parteiausschlusses eingeleitet worden. Die Stellungnahme schließt: „Wir verpflichten uns zur Transparenz im Verlauf dieser Untersuchung und werden regelmäßig über unsere Fortschritte informieren.“
Internationales Medieninteresse an dem Fall
Bemerkenswert ist, dass die FDP Aalen-Ellwangen die Stellungnahme auf Deutsch und auf Englisch verfasst hat. Auch nicht-deutschsprachige Medien berichten über den Gemeinderatskandidaten. Beiträge in den sozialen Medien finden sich in verschiedenen Sprachen. Auf der Homepage der FDP Aalen-Ellwangen wird der Kommunalpolitiker mittlerweile nicht mehr als Kandidat vorgestellt.
Die Redaktion der „Schwäbischen Post“ hat auf verschiedenen Wegen versucht, mit dem FDP-Politiker Kontakt aufzunehmen, um ihm Gelegenheit zu geben, in der Sache Stellung zu beziehen. Er war aber telefonisch nicht zu erreichen – und auch nicht auf anderem Wege. Seine Konten in den sozialen Medien sind nicht mehr aufrufbar. Welchen Hintergrund diese Videos haben und wie der psychische Zustand des Mannes ist, ist daher derzeit völlig unklar.
Anzeige wegen versuchter Erpressung erstattet
Wie der „SWR“ berichtet, hat der 45-Jährige inzwischen selbst Anzeige gegen Unbekannt wegen versuchter Erpressung erstattet. Es soll Geldforderungen an ihn gegeben haben, so der Vorwurf. Um Spuren zu sichern, ermittelt die Kriminalpolizei in Zusammenarbeit mit Cybercrime-Spezialisten.