In Syrgenstein herrscht Diskussionsbedarf über eine geplante Flüchtlingsunterkunft. „Verunsicherung und das Gefühl, ignoriert zu werden, das war auf keinen Fall gewollt“, sagt Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner zu rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Bachtalhalle. Dort findet wegen besagter Unterkunft im Ortsteil Landshausen eine Informationsveranstaltung statt – hauptsächlich aufgrund dessen, wie die Bürgerinnen und Bürger davon erfahren haben. Schon bevor der Gemeinderat eine Bauvoranfrage behandelt hatte, rollten die Container auf das Grundstück im Landshauser Industriegebiet. Die Rathauschefin will davon nichts gewusst haben, erklärte sie schon vor einer Weile im Amtsblatt, wiederholt es in der Bachtalhalle, bei der sich die Menschen direkt zu Wort melden können.
Das erste Mal seien die Investoren Mitte September 2023 auf die Gemeinde zugekommen, Steiner habe sie daraufhin ans Landratsamt in Dillingen verwiesen. Einer der Anwesenden, Franz Uhl, fragt deshalb, warum diese Information nicht bereits im September herausgegeben worden sei. Die Bürgermeisterin entgegnet ihm darauf, dass das Thema bereits bei der Bürgerversammlung im vergangenen Jahr angesprochen worden sei. Zu der seien aber nur gut 50 Einwohnerinnen und Einwohner Syrgensteins gekommen. Deshalb wolle sie künftig verstärkt das Amtsblatt für solche Informationen nutzen.
Syrgensteins Bürgermeisterin Mirjam Steiner will transparent arbeiten
Denn eigentlich wolle sie nah an den Bürgerinnen und Bürgern sein. Transparenz und Teilhabe großschreiben. Egal, ob Fahrradwege, Feuerwehrhaus oder Staufens Klingenplatz, „in diesen Bereichen sind wir gut unterwegs“, sagt Steiner. Es werde nach ihrer Ansicht immer nach der Meinung der Bürger gefragt, es gebe Workshops und weitere Gesprächsmöglichkeiten. „Das hatten wir auch bei diesem Thema vor.“ Das Handeln des Grundstücksbesitzers habe ihnen allerdings dazwischengegrätscht. Denn, egal, wie der Rat diese Bauvoranfrage behandelt hätte, „die Gemeinde wird lediglich gehört“. Ob der Bauanfrage stattgegeben werde oder nicht, entscheide das Landratsamt. Zudem ermögliche die Voranfrage noch lange nicht den Bau. Da die Container von außen schon fast bezugsfertig erscheinen, überprüfte die Gemeinde den Stand zusammen mit dem Landratsamt. Das Ergebnis: Es handle sich noch „um keine Bautätigkeit, die Container werden nur gelagert“.
Die Syrgensteinerin Nadine Schrader erklärt, dass sie den Platz im Industriegebiet für „unwürdig“ halte. Laut Bauvoranfrage seien allerdings ein Aufenthaltsbereich, ein Spielplatz für die Kinder auf dem Gelände und ein Fahrradcontainer geplant, sagt Steiner. Peter Alefeld, der für das Landratsamt Dillingen ebenfalls an der Veranstaltung teilnimmt, ergänzt: „Die meisten Leute kommen aus einem Ankerzentrum oder einer Halle, teils zu Hunderten in einem Raum. Die sind froh um die Privatsphäre in einer solchen Containeranlage.“ Zudem gebe es keine sinnvolleren Alternativen. Die Laufzeit für den Mietvertrag betrage sechs Jahre, sagt Alefeld. Außerdem habe sich der Vermieter bereiterklärt, einen Hausmeisterdienst zu beauftragen und 100 Euro pro Monat an die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe vor Ort zu spenden. Für einige der Anwesenden keine positive Nachricht, teils schütteln die Menschen den Kopf, tuscheln miteinander.
Integrationslotsin sucht in Syrgenstein nach Helferinnen und Helfern
Auch die Integrationslotsin Alexandra Bronnhuber stößt augenscheinlich zunächst auf eine Wand, als sie die Bühne betritt. „Ich suche neue Helfer“, sagt sie und erhält dafür Gelächter aus dem Publikum. Speziell gehe es um Menschen, die den Geflüchteten im Alltag helfen. Den Ort zeigen und erklären, bei Behördengängen unterstützen, Hobbys, etwa in Vereinen, ausüben. Außerdem Dolmetscherinnen und Dolmetscher.
Der Syrgensteiner Boris Bauer fragt, wie mit Schul- und Kita-Plätzen umgegangen werden soll. Die Sorge sei, dass nicht mehr genug Plätze für die Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde übrig bleiben könnten. Bürgermeisterin Steiner entgegnet ihm, dass man das bis jetzt immer hinbekommen habe. Zwar sei die Unterbringung der geflüchteten Kinder für die Integration in öffentlichen Einrichtungen sinnvoller, notfalls müssten aber Gruppen in den Unterkünften gebildet werden.
Bürger appellieren an die Hilfsbereitschaft der Bürger in Landshausen
Es gibt aber nicht nur kritische Wortbeiträge aus dem Publikum. Charles Zastawniak etwa berichtet von seinen guten Erfahrungen als ehrenamtlicher Helfer. Aber anstrengend sei oft der Umgang mit Behörden, sagt der Syrgensteiner Norbert Bach, der eigentlich an die Hilfsbereitschaft der Syrgensteinerinnen und Syrgensteiner appelliert und selbst lange Zeit als Ehrenamtlicher tätig gewesen sei. Denn die würden etwa oft Schalter pünktlich schließen, ohne Rücksicht auf die teils seit Stunden wartenden Menschen zu nehmen und diese heimschicken.
Bürgermeisterin Mirjam Steiner entschuldigt sich im Laufe der Veranstaltung mehrmals für ihre Kommunikation. „Wir wollen alles richtig machen“, sagt sie. „Ängste, Nöte und Sorgen nehmen wir ernst.“
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