Der Neubau in Essingen soll die Gesundheitsversorgung im Ostalbkreis zukunftsfähig machen und idealerweise in acht Jahren in Betrieb gehen. Der Kreistag verspricht sich davon eine deutliche Entlastung an der Kostenfront. Jährliche Defizite von mehr als 60 Millionen Euro, das halte der Ostalbkreis nicht durch, zitiert die „Schwäpo“. Am Montag wurden erstmals mehrere Baumassenmodelle präsentiert. Für die Klinik werden insgesamt rund 90.000 Quadratmeter Fläche angenommen. Im Mai soll der Architektenwettbewerb für den eigentlichen Entwurf ausgeschrieben werden. Parallel dazu läuft der Erwerb des Grundes. Rund zwölf Monate dauert es, bis die insgesamt 15 europaweiten Ausschreibungen zu Planungen abgeschlossen sind. In dreieinhalb bis vier Jahren könnte, wenn alles gut läuft, mit dem Bau begonnen werden. 2032, so hofft Landrat Bläse, könne die Klinik eröffnet werden. Bislang geht der Landkreis von 600 Millionen Euro aus.
OB Brütting: „Keine AfD-Show im Aalener Gemeinderat“
Mit großer Mehrheit hat der Aalener Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung einen Antrag der AfD abgelehnt. Die Fraktion hatte nach dem Anschlag in München, bei dem ein 24-jähriger Afghane mit einem Auto in eine Demonstration der Gewerkschaft Verdi gefahren war, eine Schweigeminute beantragt. Oberbürgermeister Frederick Brütting nahm Stellung dazu: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern, wir trauern mit den Hinterbliebenen, den Verletzten wünschen wir eine rasche Genesung.“ Er bat den Gemeinderat jedoch, den Antrag abzulehnen. „Aus meiner Sicht gehört es sich nicht, den Anschlag für politische Zwecke zu instrumentalisieren“, sagte er laut der „Schwäpo“, worauf Applaus aus dem Gremium folgte. Die AfD stelle immer dann solche Anträge auf Schweigeminuten, wenn es zu ihren politischen Zielen passe. „Zum Anschlag in Hanau, der sich jetzt gejährt hat, schweigen Sie seit der Tat.“ Vor fünf Jahren hatte ein Attentäter in Hanau aus rassistischen Motiven neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen, danach seine Mutter und sich selbst.
Unsere Gedanken sind bei den Opfern, wir trauern mit den Hinterbliebenen, den Verletzten wünschen wir eine rasche Genesung.
Frederick Brütting, Oberbürgermeister Aalen
Brütting zitierte aus dem AfD-Antrag. Dort heißt es: „Gedenken möchten wir auch den vielen eher namenlosen Opfern beinahe täglich stattfindender Gruppenvergewaltigungen.“ Brütting warf der AfD-Fraktion vor, dass die Mitglieder auf der anderen Seite aber Anträge zum Haushalt gestellt hatten, um die Mittel für Beratungs- und Unterstützungsangebote für Frauen zu kürzen. Der Oberbürgermeister kam auch auf die Bitte der Hinterbliebenen und Opfer zu sprechen. Sie hatten sich gewünscht, dass die Tat nicht dazu benutzt wird, Hass zu schüren. Vertreter der AfD hätten das bereits am Tatort ad absurdum geführt. Brütting zitierte dann das Video, das in den sozialen Netzwerken aufgetaucht war. Ein AfD-Politiker sagt darauf am Tatort: „Wir hatten unsere Show.“ Ein anderer antwortet: „Ja, das können wir gut verwerten.“ „Was für ein Zynismus“, kommentierte der OB und fügte an: „So eine Show werden wir im Gemeinderat nicht zulassen.“ Anschließend stimmte nur die AfD-Fraktion für den eigenen Antrag. Alle anderen stimmten dagegen.
Aus meiner Sicht gehört es sich nicht, den Anschlag für politische Zwecke zu instrumentalisieren
Frederick Brütting, Oberbürgermeister Aalen
Gastrobranche protestiert in Ulm für bessere Bezahlung
Nach Protesten in Stuttgart gab es am Mittwoch auch in Ulm eine Infoveranstaltung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die Arbeitgeberseite bietet aktuell eine Lohnerhöhung von vier Prozent ab 1. Februar und weitere drei Prozent ab 1. März 2026 an. „Das ist inakzeptabel, insbesondere in einer Branche, die unter massivem Fachkräftemangel und kritischen Arbeitsbedingungen leidet“, so Michael Gutmann, Geschäftsführer der NGG Region Ulm-Aalen/Göppingen. Die NGG fordert eine Lohnerhöhung von 15 Prozent, Wochenendzuschläge und ein Einstiegsentgelt für Fachkräfte von mindestens 3000 Euro, für die Azubis solle es 200 Euro mehr geben.
Das ist inakzeptabel, insbesondere in einer Branche, die unter massivem Fachkräftemangel und kritischen Arbeitsbedingungen leidet.
Michael Gutmann, Geschäftsführer der NGG Region Ulm-Aalen/Göppingen
Eine Auszubildende stand auch am Stand der NGG: Alex Mager ist im dritten Jahr Koch-Lehrling im Maritim in Ulm. Sie betont, dass sie nicht nur während der Öffnungszeiten in der Küche steht, schon am frühen Nachmittag starten die Vorbereitungen, am Ende bleiben alle so lange, bis die Küche wieder blitzt. „Teilweise dauert das bis Mitternacht, wir schieben Überstunden, die werden auch nicht bezahlt. Man kann dafür mal früher gehen.“ Man arbeitet an Silvester und Weihnachten – „das sind extrem stressige Zeiten und am Geld ändert sich nichts – das ist schon krass.“ Mager verdient brutto 1100 Euro, 800 Euro netto. „In der Gastronomie funktioniert das nur noch, weil die Beschäftigten, die noch nicht abgehauen sind, die Last tragen“, sagt Gutmann der „Südwest Presse“. Er weiß von Fällen, in denen Azubis schon ab dem zweiten Lehrjahr als Abteilungsleitung eingesetzt werden. Mehr Geld gibt es in der Regel dafür nicht und für Neulinge ist ein solcher Wurf ins kalte Wasser kein Zuckerschlecken.
Teilweise dauert das bis Mitternacht, wir schieben Überstunden, die werden auch nicht bezahlt. Man kann dafür mal früher gehen.
Alex Mager, Koch-Lehrling im dritten Jahr
Langenau: üble Beleidigung gegen lokalen Grünenpolitiker
Unbekannte haben am Wahlsonntag um 2.30 Uhr eine Scheibe des Hofladens des Grünen-Stadt- und Kreisrats Georg Weith in Langenau-Göttingen eingeworfen. Außerdem wurde die Fassade des Gebäudes mit einem Hakenkreuz, einer üblen Beleidigung und der Aufschrift „AfD“ beschmiert. Die Beleidigung ist strafrechtlich relevant und bezieht sich direkt auf seine grüne Parteimitgliedschaft. Das bestätigt die Polizei auf Nachfrage der „Südwest Presse“. Ein Tatverdacht besteht derzeit nicht, der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Die Sicherheit am Ort ist bereits seit einigen Monaten Thema. Es wurden Drohungen gegen Pfarrer Ralf Sedlak und seine Familie ausgesprochen, begleitet von Hetze gegen Juden und gegen Deutsche allgemein. Außerdem erregten brennende Altpapiercontainer, Bauschaum im Auspuff von Fahrzeugen sowie Einbrüche in Wohnhäuser und Läden im Ort Aufsehen. Bei der Bauschaumaktion klebte an der Windschutzscheibe der Fahrzeuge ein Sticker mit der Aufschrift „Sei grüner“ neben einem Konterfei von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Wie Sicherheitskreise im Januar bestätigten, wurden die Täter von Russland aus angeheuert. Die Männer wurden gefasst, sind aber auf freiem Fuß.