Fest am 15. und 16. März

Hier wird Tradition bewahrt: Der Syrgensteiner Trachtenverein wird 75 Jahre alt

Der Syrgensteiner Trachtenverein wird 75 Jahre alt. Gefeiert wird mit einem Festwochenende am 15. und 16. März. Ein Besuch bei Traditionsbewahrern.

Lust auf ein wenig bayerische Kultur? Dazu muss man nicht nach München, an den Chiemsee oder gar nach Berchtesgaden reisen. Nein, man muss eigentlich nur über die Landkreisgrenze schielen. Denn schon im benachbarten Syrgenstein werden bayerische Traditionen gelebt und bayerisches Brauchtum gepflegt. Dafür sorgen die Trachtler. Der Trachtenverein „Edelweiß Syrgenstein“, wie der Verein ganz offiziell heißt, wird dieses Jahr 75 Jahre alt. Anlässlich dessen lohnt sich ein Besuch.

Wir treffen uns im „Heisle“, wie die Trachtler ihr Vereinsheim liebevoll nennen. Ein Häusle, ein Haus, das idyllisch von Grün umgeben am Hang mitten in Syrgenstein liegt. Ein Platz mitten im Ort, ein Platz, der nicht zu übersehen ist und dennoch für sich steht, ein Ort, der Gemütlichkeit ausstrahlt. Ein Sinnbild. Denn, wie das „Heisle“, gehört auch der Trachtenverein fest zum Leben und zur Vereinskultur in Syrgenstein. Bei Feierlichkeiten im Ort sind die Trachtler selbstverständlich dabei, die eigenen Veranstaltungen gehören fest zum Jahreskalender. Sie leisten Jugendarbeit und öffnen regelmäßig ihr Vereinsheim für gemütliche Stunden.

Adolf Rettenberger war 33 Jahre lang Vorsitzender des Vereins

Und da sitzen sie, die drei Macher des Vereins. So wollen sie eigentlich nicht genannt werden. Doch wohl wissend, dass viele fleißige Helfer zum Bestehen und zum Erfolg beitragen, sind diese drei Männer als langjährige und als neue Vorstände doch tragende Säulen. Sie sind zünftig gekleidet in Hemd und Lederhosen, ein tannengrüner Hut samt Feder sitzt auf dem Kopf. Fesch sind sie.

„Du musst für die Kinder ein Magnet sein, gute Jugendarbeit machen. Dann geht’s auch immer irgendwie weiter.“

Adolf Rettenberger, 33 Jahre lang Vorsitzender der Syrgensteiner Trachtler

Da ist in erster Linie Adolf Rettenberger, der mit dem Verein fest verbunden ist. 33 Jahre lang war er Vorsitzender, noch länger Jugendleiter und aktives Mitglied. Insgesamt ist er seit 50 Jahren dabei. Und dem 64-Jährigen geht die Puste noch immer nicht aus. Die Augen funkeln, als die Blasmusik aus der Box ertönt. Ein konzentrierter Blick auf den Boden, dann wird mit Schmackes auf die Schenkel und die Schuhsohlen „geplattelt“. Adi, wie er eigentlich von allen genannt wird, beherrscht es aus dem Effeff.

„Adi“ hat ganze Generationen das Schuhplatteln gelehrt

Aus der Vereinsverantwortung hat er sich vergangenes Jahr zurückgezogen und den Vorsitz seinem Sohn Holger Rettenberger übergeben. Es soll weitergehen in Syrgenstein. Die jüngere Generation soll ran. „Irgendwann ist es halt so weit“, sagt Adolf Rettenberger und lächelt. Er hat ganze Generationen das Schuhplatteln gelehrt, die richtige Tanzhaltung beigebracht, er hat Zeltlager organisiert und Heimatabende. Er hat Traditionen bewahrt und Menschen verbunden.

Die führenden Köpfe des Syrgensteiner Trachtenvereins: Adolf Rettenberger (Mitte) übergab den Vorsitz 2024 an Sohn Holger Rettenberger (links), stellvertretender Vorsitzender ist Thomas Lanzinger. Dennis Straub

Mit Holger Rettenberger übernimmt nun einer, der gut in Papas Fußstapfen passt. Er kennt den Verein, jedes Mitglied, jeden Takt der Tänze. Im Trachtenverein ist er, seit er laufen kann, die Schuhplattler hat er intus, bayerisches Lebensgefühl sowieso. Da schwingt immer Stolz mit, wenn es über seinen Verein spricht. Und immer geht es im Wesentlichen darum, die Tradition zu wahren, Brauchtum zu pflegen, es geht um Geselligkeit, um Kameradschaft und gemütliches Zusammensein. All das wird gelebt in Syrgenstein, im „Heisle“, bei den Trachtlern.

Das ist auch das, was Thomas Lanzinger so gut gefällt. Er ist stellvertretender Vorsitzender und ebenso von Kindesbeinen an im Verein aktiv. Er ist sich sicher: „Wir werden auch in 30 Jahren noch hier sitzen.“ Bayerisches Lebensgefühl kann man hier einatmen.

Mit echtem Edelweiß: Die Syrgensteiner Trachtler tragen ein traditionelles Gewand. Foto: Dennis Straub

Die Schuhplattler hatten schon Auftritte auf der Wiesn

Und wie geht es den Trachtlern in Zeiten des demografischen Wandels? In Zeiten eines viel beklagten kollektiven Mitgliederschwundes? In Syrgenstein kann man nicht klagen. Der Verein „steht gut da“, wie Adolf Rettenberger sagt. Kindergruppe, Schuhplattler, Volkstanzgruppe, Gesangsgruppe und Goißelschnalzer, die im Takt mit Peitschen knallen – fünf Gruppen hat der Verein zu bieten. Von drei bis 85 Jahren: Circa 70 aktive Mitglieder sind dabei, rechnet man die passiven mit ein, kommt der Verein auf knapp 400 Mitglieder. Adolf Rettenberger weiß: „Du musst für die Kinder ein Magnet sein, gute Jugendarbeit machen. Dann geht’s auch immer irgendwie weiter.“ Denn auch die Syrgensteiner Trachtler mussten sich in den 75 Jahren immer mal wieder neu finden. Vereinsdynamik eben.

Adolf Rettenberger weiß seine Truppe einzuschätzen und sagt: „Wir sind der stärkste Verein in unserem Gau.“ Plattler gebe es nicht mehr viele. Ja, Tradition gerät zunehmend in Vergessenheit. Umso stolzer ist man in Syrgenstein und die Mühen zahlen sich aus: Die Schuhplattler aus dem beschaulichen Syrgenstein durften schon dreimal auf der Wiesn in München platteln. Eine große Ehre.

Am Wochenende 15. und 16. März wird groß gefeiert

Am Wochenende wird nun groß gefeiert. Der Trachtenverein hat ein ganzes Festwochenende organisiert. Los geht es am Samstag, 15. März, um 17 Uhr mit einem Festgottesdienst in der Kirche St. Wolfgang Syrgenstein. Im Anschluss ist ein Festumzug zur Bachtalhalle geplant. Der traditionelle Heimatabend des Trachtenvereins beginnt dann um 19 Uhr. Am Sonntag, 16. März, findet ein Goißelschnalzertreffen statt. Beginn ist um 11 Uhr. Die Auftritte der Schnalzer aus nah und fern finden zwischen 13 und 15 Uhr statt. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei.

Zahlen und Daten: Wissenswertes zum Verein

Der Trachtenverein Edelweiß Syrgenstein wurde 1950 von den Brüdern Anton und Paul Lanzinger gegründet. Anton Lanzinger war beruflich in Garmisch gewesen und hatte dort das Schuhplatteln gelernt. Er brachte es mit nach Syrgenstein, wo er sein Wissen im neu gegründeten Verein weitergab. 1951 fand der erste Heimatabend des Vereins statt. Seit 1991 war Adolf Rettenberger Vorsitzender der Trachtler, 2024 übernahm Sohn Holger Rettenberger. Das Vereinsheim, das „Heisle“, wurde 1964 gebaut. 1965 fand dort das erste Hüttenfest statt, das wie der Heimatabend fest zum Bachtaler Veranstaltungskalender gehört.

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