Bürger sind besorgt

Könnte Bartholomä bald von Windrädern umstellt sein?

Im Zuge der aktuellen Windkraftpläne der Region Stuttgart und der Region Ostwürttemberg hatte die Gemeinde Bartholomä zum Infoabend eingeladen: "Energiewende Ja! – aber nicht zulasten der Bartholomäer Bürgerinnen und Bürger". Was die Befürchtungen sind und wie es weitergeht.

Er könne nachvollziehen, wenn die Bartholomäer bei dem Bild "Fracksausen" bekommen, meinte Landrat des Ostalbkreises Dr. Joachim Bläse. Bartholomäs Bürgermeister Thomas Kuhn betonte: "Ich werde alles tun, dass es so nicht kommt." Was sie meinten? Eine von der Gemeinde erstellte Animation, auf der sehr viele Windkraftanlagen rund um Bartholomä zu sehen waren. Sozusagen ein "Worst-Case-Szenario", wenn die aktuellen Windkraftpläne der Region Stuttgart und der Region Ostwürttemberg verwirklicht würden. "Ich habe zwar keine Glaskugel, gehe aber davon aus, dass das in dieser Form nicht kommt", versuchte Bläse zu beruhigen.

Zum Hintergrund

Die Gemeinde hatte am Montagabend unter dem Motto: "Energiewende Ja! – aber nicht zulasten der Bartholomäer Bürgerinnen und Bürger" eingeladen. Mehr als 200 Gäste waren gekommen, um sich zu informieren, Fragen zu stellen und zu diskutieren. Mehr als drei Stunden standen die Verantwortlichen Rede und Antwort. Der Stadionsprecher des FC Heidenheim, Peter Barth, moderierte.

Hintergrund des Infoabends war, dass die Regionalverbände Stuttgart und Ostwürttemberg derzeit ihre Windkraftpläne überarbeiten. Franka Zanek, Verbandsdirektorin beim Regionalverband Ostwürttemberg, erläuterte, dass Baden-Württemberg bis 2040 klimaneutral sein wolle. Deswegen seien in allen zwölf Regionalverbänden "Windkraftoffensiven" gestartet worden, zwei Prozent der jeweiligen Flächen sollten für erneuerbare Energien ausgewiesen werden – und zwar bis 30. September 2025. Vorteilhaft sei, dass die Regionalverbände gleichzeitig planen, so könne man sich abstimmen und sich in Sachen "Überlastungsschutz" absprechen.

Sollten alle Pläne der Regionalverbände Stuttgart und Ostwürttemberg verwirklicht werden, könnten rund um Bartholomä diese Windkraftanlagen stehen. Grafik: rico

An jenem Abend ging es darum, den Weg zu erläutern, wie es zu diesen "Vorranggebieten" kam, wie das Verfahren abläuft und wie sich die Bürger einbringen können. Als Grundlage für mögliche Wind-Vorranggebiete diene der Windatlas des Landes. Natürlich mache es Sinn, Windräder dort aufzustellen, wo die "Windhöffigkeit" ausreichend sei. Allerdings berücksichtige die Planung auch den Artenschutz sowie Schutzgebiete und den, wie Zanek betonte, vergleichsweise weiten Abstand von 1000 Metern zu Siedlungen. Alle Gebiete, die nach Abzug dieser Restriktionen übrig blieben, könnten Vorranggebiete werden. "Solche Potenziale gibt es eben auch um Bartholomä", meinte Zanek.

Weitere Bürgerinfoveranstaltungen geplant

Die Verbandsdirektorin betonte, man sei erst am Anfang des Prozesses, derzeit finde die erste Anhörung besagter "Vorschlagskulissen" statt. Von April bis Juni könnten alle Bürger ihre Bedenken und Anregungen äußern, dazu seien weitere Bürgerinfoveranstaltungen geplant. Im Juni würden im Verband diese Anregungen abgewogen. Danach gebe es eine zweite Anhörungsrunde mit öffentlichen Beteiligungsmöglichkeiten. "Finale Zielsetzung ist, die Vorranggebiete bis 30. September 2025 zu beschließen", so Zanek.

Was die Gemeinde befürchtet

Bürgermeister Thomas Kuhn meinte, die Gemeinde Bartholomä sei eigentlich davon ausgegangen, beim Ausbau der Windkraft "ihre Schuldigkeit getan" zu haben. Schließlich drehten sich rund um die Gemeinde, auf Gemarkung Lauterstein und Essingen und auf dem Falkenberg, insgesamt 24 Windräder. Kuhn erläuterte, dass neuere Anlagen deutlich höher seien als die bestehenden, er sprach von bis zu 285 Metern "in Spitze", also einschließlich des Rotorblatts. "Das ist unvorstellbar", so der Bürgermeister. Kuhn wollte den Gästen zeigen, was im schlimmsten Fall auf Bartholomä zukommen könnte, wenn alle Pläne des Regionalverbands Stuttgart im Bereich Lauterstein und alle Pläne des Verbands Ostwürttemberg verwirklicht würden: Die Stadt Gmünd habe Interesse, den Rechberger Buch für Windkraft auszuweisen, Heubach den Utzenberg, Böhmenkirch im Süden den Ochsenhau.

Kuhn zeigte die Visualisierung auf einem Luftbild und betonte, dies zeige lediglich den Bereich des dann erweiterten Windparks Lauterstein. Nicht zu sehen seien der Windpark Lauterburg und das angedachte Wind-Vorranggebiet Böhmenkirch. Das Foto reichte aber, um ein Raunen unter den Bürgerinnen und Bürger auszulösen. Klar sei, dass der Windkraftausbau „kein Wunschkonzert“ sei, dennoch sei zu überlegen: "Wie machen wir das gut und sinnvoll?" Bezüglich der Stuttgarter Pläne im Bereich Lauterstein "reicht unser Arm nicht so weit", wie Kuhn einräumte. Er gehe aber davon aus, "dass wir in Ostwürttemberg schon gehört werden". Landrat Dr. Joachim Bläse betonte, den Atomausstieg und den Ausbau der erneuerbaren Energien habe die demokratische Gesellschaft miteinander beschlossen. Er sei dankbar, "dass wir das aktiv planen" könnten. Er verstehe, dass es in Bartholomä Vorbehalte gebe, aber irgendwo müssten Strom und Energie eben herkommen.

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