100.000-Euro-Schaden

Brandstiftung an Liftstation Treffelhausen: So blickt Inhaber Hubert Lang jetzt auf den nächsten Winter

Die Skilifthütte bei Treffelhausen wurde wohl vorsätzlich angezündet. Inhaber Hubert Lang macht das fassungslos. Wie blickt der 88-Jährige jetzt auf den bevorstehenden Winter? Und: Was hat es mit den Plänen auf sich, dass ab 2025 beim Skilift auch ein Bikepark entstehen könnte?

„Wenn da Geld zu holen gewesen wäre. Aber nur, um was kaputtzumachen? Ich hab hier mit keinem Streit! Ich versteh’ das einfach nicht.“ Hubert Lang schüttelt den Kopf über die sinnlose Zerstörungswut. Am vergangenen Samstagabend wurde eine von Langs Liftstationen am Skigelände bei Treffelhausen mit großer Wahrscheinlichkeit vorsätzlich angezündet. Lang saß an dem lauen Spätsommerabend zusammen mit seiner Frau zu Hause auf der Terrasse bei einem Glas Wein, als im Dorf die Sirene heulte. „Das wird ein Probealarm sein“, vermutete Langs Ehefrau. „So spät am Abend? Das glaub’ ich nicht“, hielt Lang entgegen – und sollte recht behalten. Zumal schon der Nachbar aufgeregt herüberkam und rief: „Dort hinterm Hügel raucht’s!“

Trotz schneller Hilfe nichts mehr zu retten

Entdeckt wurde das Feuer von einer Autofahrerin, die über 112 den Notruf wählte. Um 20.31 Uhr alarmiert, traf die Feuerwehr Böhmenkirch eigenen Angaben zufolge schon um 20.34 Uhr am Brandort ein – und konnte trotzdem nichts mehr retten: „Wir sahen bereits von Weitem, dass die Hütte in Vollbrand stand“, berichtet Daniel Knoblauch.

Der stellvertretende Kommandant der Gesamtfeuerwehr forderte zwar noch Verstärkung an, sodass am Ende rund 60 Feuerwehrleute aus Böhmenkirch und Treffelhausen im Einsatz waren. Doch die konnten die Hütte nur noch kontrolliert abbrennen lassen. „Dabei ist die Hütte noch das Geringste“, klagt Hubert Lang. Viel wertvoller war das Inventar: „Da waren 48 Liftbügel gelagert. Da kostet einer 1500 Euro. Fünf sind vielleicht noch zu gebrauchen“, listet Lang auf. Das 880 Meter lange und 10.000 Euro teure Tragseil: „Durchgeglüht.“ Das große Umkehrrad in der Station: „Von der Hitze komplett verbogen.“ Unterm Strich geht Lang von einem Schaden in Höhe von weit über 100.000 Euro aus.

Die teuren, in der Lifthütte gelagerten Liftbügel haben nur noch Schrottwert. Foto: Thomas Hehn

Neben dem materiellen Schaden schmerzt den 88-Jährigen auch der ideelle Verlust. Die Lifthütte war die erste am Kriegsburren. Mit dem kleinen Schlepper läutete Lang vor 58 Jahren die Skisport-Ära auf dem Albuch ein. „Die beiden anderen, größeren Lifte weiter östlich kamen erst rund zehn Jahre später“, erinnert sich der Wintersportpionier. Ganze Generationen haben seit den 1960er-Jahren am Kriegsburren das Skifahren gelernt. Nicht zu steil ist der Hang bis heute auch dank Flutlicht vor allem bei jungen Familien mit Kindern beliebt. Die wählen lieber die kurze Anfahrt nach Treffelhausen, als sich am Wochenende auf der Autobahn im Stau Richtung Allgäu oder Alpen anzustellen.

„Es sind ja noch zwei Lifte da. Und die sind auf jeden Fall einsatzbereit, wenn die Saison wieder losgeht.“

Hubert Lang

Das soll auch weiter so bleiben. „Es sind ja noch zwei Lifte da. Und die sind auf jeden Fall einsatzbereit, wenn die Saison wieder losgeht“, betont Lang. Der Wintersport auf der Alb ist somit nicht gefährdet – zumindest vom Equipment her. Und wenn’s mal wieder richtig Winter wird. Schnee von Anfang Dezember bis Ende Februar gibt’s auch auf der Alb schon lange nicht. Im vergangenen Winter sind die Lifte in Treffelhausen nur an sieben Tagen gelaufen. „Da sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen“, will Lang nicht klagen.

Vor 58 Jahren läutete Hubert Lang die Skisport-Ära auf dem Albuch ein. Der 88-Jährige ist trotz des entstandenen Schadens zuversichtlich im Hinblick auf die Wintersportsaison. Foto: Thomas Hehn

Aufrüstungspläne: Ski- und Snowboard im Winter, biken im Sommer

Für den Klimawandel rüstet man sich aber trotzdem schon. Bereits vor zwei Jahren berichtete die Geislinger Zeitung über Pläne für einen Bikepark am Lift. Nach der Wintersportsaison mit Skifahrern und Snowboardern sollten im Sommer und Herbst Mountainbiker auf einem eigens modellierten Gelände den Kriegsburren hinuntersausen und sich anschließend wieder bequem am Lift noch oben ziehen lassen können.

Mit der Trendsportart hätte man sich ein zweites Standbein geschaffen, das den Bestand der Lifte langfristig sichern könnte. Zwischenzeitlich war es allerdings ruhig geworden um das ehrgeizige Projekt. „Da gab es Probleme bei der Koordination“, räumt Hubert Langs Sohn Hans-Dieter ein. Mittlerweile hat man sich offenbar neu sortiert.

Auch ein erstes von den Behörden gefordertes Umweltgutachten liegt inzwischen vor. Und das bescheinigt laut Lang dem zuvor schon als Sportgelände ausgewiesenen Bikepark keine oder nur geringfügige Auswirkungen auf Vogelarten, die im und rund um den Bereich des Bikeparks brüten. Vor diesem Hintergrund hofft Hans-Dieter Lang, „dass wir im kommenden Frühjahr oder Sommer mit dem Bau des Bikeparks beginnen können“. Möglicherweise können damit schon 2025 oder spätestens 2026 auch die ersten Mountainbiker ihre „Schwünge“ am Kriegsburren ziehen.

Technischer Defekt wird ausgeschlossen

Die Ermittlungen zur Brandursache an der Lifthütte dauern zwar noch an, jedoch deutet derzeit einiges auf Brandstiftung hin. Ein möglicher technischer Defekt wird inzwischen jedenfalls ausgeschlossen. In der Hütte gab es keine Motoren und ein Kurzschluss kann es ebenfalls nicht gewesen sein. Beim Ausbruch des Feuers gab es gar keinen Strom in der Hütte. Der war in der Bergstation schon längere Zeit abgestellt worden, wie Liftbesitzer Hubert Lang erläutert. Hintergrund bildeten Sanierungsarbeiten: Weil die Unterkonstruktion aus Holz morsch war, sollte die Liftstation ein neues Beton-Fundament bekommen.

Kaum war es fertig, brannte die Hütte. „An dem Fundament haben wir seit dem Frühjahr gearbeitet“, ärgert sich Christian Staudenmaier, neben Senior Hubert Lang einer der Macher der Skilifte am Kriegsburren. Da Brandstiftung nicht ausgeschlossen werden kann, bittet die Polizei jetzt um die Mithilfe von Zeugen. Wem am späten Samstagnachmittag oder -abend im Bereich des Skilifts verdächtige Personen oder fremde Fahrzeuge aufgefallen sind oder wer sonstige Hinweise geben kann, soll sich beim Polizeipräsidium Ulm unter Tel. 0731.188-0 melden.

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