So ist die Lage bei Heidenheims Nachbarn

Schicht im Schacht im Tiefen Stollen, Donaumoos als CO2-Tresor und Tiny Houses beim Biolandwirt

Nach 35 Jahren hört der bisherige Betriebsleiter des Tiefen Stollen in Aalen auf und eine Nachfolge ist nicht in Sicht, in der bayrischen Nachbarschaft werden die Moore wiederbelebt und in der Nähe von Ulm hat ein Biolandwirt Erfolg mit Tiny Houses.

Der Mann, der den Tiefen Stollen prägte, verabschiedet sich

Eine Ära geht im Besucherbergwerk Tiefer Stollen in Aalen zu Ende, berichtet die "Schwäbische Post": Obersteiger Fritz Rosenstock, diplomierter Bergbauingenieur und seit 35 Jahren Betriebsleiter des Aalener Tourismusmagneten, werde sich planmäßig zum 1. Mai dieses Jahres in den Ruhestand verabschieden. Ein Nachfolger sei allerdings nicht in Sicht.

Laut OB Frederick Brütting habe ein Bewerber kurzfristig wieder abgesagt, daher soll die Stelle erneut ausgeschrieben werden. Einen Eins-zu-eins-Ersatz für den erfahrenen und multitalentierten Fritz Rosenstock werde es eh nicht geben können. Der 63-jährige Rosenstock habe geschuftet und geschwitzt, das überschaubare Personal koordiniert, war jederzeit eingesprungen, falls es klemmte und habe eigene Ideen umgesetzt. Die Besucherinnen und Besucher im Gewölbe habe er als Berggeist bespaßt, auch mal Feuer gespuckt oder mit gnadenloser Stimme aus seinem breiten Brustkorb Elvis Presley imitiert. Er habe sogar Hochzeitspaare unter Tage getraut. Kurzum: Maßgeblich habe Fritz Rosenstock das Besucherbergwerk zu dem gemacht, was es heute ist: ein Tourismusmagnet mit Strahlkraft weit über die Region hinaus, so die "Schwäpo" weiter.

Als Nachfolge wünscht sich Rosenstock jemanden, der oder die die Einhaltung und Umsetzung des geltenden Bundesberggesetzes gewährleisten könne. Wesentliches Element sei die Pflicht zur Führung bergrechtlicher Betriebspläne. „Für den Tiefen Stollen ist er erster Ansprechpartner bei der Bergaufsicht in Freiburg. Er muss wissen, an welcher Stelle im Stollen ein Loch für einen Anker gebohrt werden muss, um den Fels zu sichern. Er muss wissen, wann er die Lok technisch überholen muss, muss für ausreichend Personal sorgen, alle vier Jahre einen Hauptbetriebsplan aufstellen. Und er muss mit den Verwaltungsaufgaben umgehen können, die immer mehr Einfluss nehmen auf den Betrieb. Das alles zu koordinieren, ist gewaltig“, sagte er der "Schwäpo".

Moore werden als natürliche CO2-Speicher gefördert

Intakte Moore gelten als Multitalente für den Klima- und Naturschutz, sie speichern mehr Kohlendioxid als andere Ökosysteme der Erde. Zudem sind sie ein Paradies der Artenvielfalt, berichtet die "Donau-Zeitung". Nun hat das Bayerische Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz bekannt gegeben, dass in Schwaben drei Moorprojekte gefördert werden. Neben einem Moor im Ostallgäu (Gennachhauser Moor und Korbessemooren) gebe es Unterstützung der Moore im Landkreis Dillingen: Im Dattenhauser Ried werden in Kooperation mit dem Zweckverband "Renaturierung Dattenhauser Ried" auf einer Fläche von etwa 100 Hektar Wiedervernässungsmaßnahmen durchgeführt. Für die kommenden fünf Jahre stünden dafür rund 2,9 Millionen Euro zur Verfügung. Mit rund 3,6 Millionen Euro werden das Gundelfinger- und Leipheimer Moos gefördert. Gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Arge Donaumoos werde auf knapp 440 Hektar der Wasserhaushalt optimiert, um den Lebensraum der Wiesenbrüter, wie dem Kiebitz, weiter zu verbessern.

Wiesenbrüter, wie der Kiebitz, sollen wieder eine Chance bekommen.
Wiesenbrüter, wie der Kiebitz, sollen wieder eine Chance bekommen. Bahadir Yeniceri, stock.adobe.com

Die Förderung werde durch das Bayerische Umweltministerium sowie den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung möglich. Laut Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber setzten entwässerte Moore in Bayern pro Jahr rund 6,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente frei. Das seien rund acht Prozent der Gesamtemissionen Bayerns. Hauptziel der drei neuen Moorprojekte in Schwaben sei es, den Wasserstand auf über 600 Hektar in insgesamt fünf Moorgebieten wieder anzuheben. Intakte Moore sind richtige Multitalente: Sie halten Wasser zurück, sie sind Paradiese der Artenvielfalt und wichtige CO2-Tresore. Moore speichern mehr Kohlenstoff als alle anderen Ökosysteme der Erde, pro Hektar etwa sechsmal so viel wie Wald.

Großes Interesse an Tiny Houses auf Bauernhof in der Nähe von Ulm

Seit vier Jahren plant Biolandwirt Uli Schneider an einer Tiny House-Siedlung auf seiner Wiese in Blaubeuren-Seißen. Jetzt habe die Erschließung begonnen, im April soll das erste Tiny House mit gut 50 Quadratmeter Wohnfläche auf eine der zwölf Parzellen kommen, berichtet die "Südwestpresse" in Ulm. Ursprünglich habe er selbst die Tiny Houses auf der Wiese aufstellen und dann vermieten wollen, die Erschließungskosten erwiesen sich allerdings als so hoch, dass der Landwirt entschieden habe, mindestens zehn der zwischen 270 und 370 Quadratmeter großen Parzellen auf der Wiese zu verpachten – an Tiny House-Besitzer für einen Euro pro Quadratmeter im Monat. Weil es für Gebäude bis 50 Quadratmeter keine Dachvorschriften gebe, könnten Eigentümer, die minimalistisch leben wollen, ihr Häuschen sehr flexibel gestalten – meist wohl mit Flachdach.

Der Landwirt habe zusammen mit seiner Frau inzwischen einige Erfahrung mit Tiny House-Interessenten gemacht. Erstaunlich sei für ihn, wie viele sich bei ihm meldeten, ohne dass er aktiv Werbung gemacht hatte. Entgegen der Erwartung der Interessenten sei so ein Vorhaben allerdings nicht billig: Die Kosten lägen schnell bei 150.000 bis 200.000 Euro. Kredite von Banken zu bekommen, ohne den Grund zu besitzen, sei kaum möglich. Die Gemeindeverwaltung stehe dem Projekt positiv gegenüber: „Dem ersten Bauantrag hat der Ortschaftsrat zugestimmt“, berichtet Ortsvorsteherin Barbara Rüd: „Neue moderne Wohnformen werden gebraucht und sind erwünscht.“ Ähnlich kommentiert dies Bürgermeister Jörg Seibold: „Mich überzeugt die Idee und das konkrete Projekt.“ Auch im Sinne der Nachverdichtung sei das Tiny House eine sinnvolle Alternative zum Einfamilienhaus – das könnte künftig in neuen Bebauungsplänen Eingang finden.

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