Sebastian Weinert aus Heidenheim übernimmt den Neuhof am See in Gundelfingen
Wenn Sebastian Weinert in der Küche vom Neuhof am See in Gundelfingen steht, macht er das, was ihn seit seinem fünften Lebensjahr mit Leidenschaft erfüllt: kochen. Der 34-Jährige aus Heidenheim ist eigentlich seit August, und seit Oktober auch offiziell auf dem Papier, der neue Pächter des Restaurants bei den Fetzer-Seen in Gundelfingen. Zuvor führte er bereits die Küche, während sich sein damaliger Chef Hendrik Ketter, auf sein neues Restaurant „Nose & Belly“ in Augsburg konzentrierte und dafür vom Restaurantführer Gaut & Millau mit zwei Hauben ausgezeichnet wurde. Nachdem Ketter nun nach Augsburg gezogen ist, um sich auf die Arbeit dort mehr zu konzentrieren, hat Weinert alleinverantwortlich den Neuhof als Pächter übernommen.
Küchenchef beim "Stattgarten" und Hotel NH in Heidenheim
„Es hat sich nicht viel geändert“, sagt Weinert, der 2020 im Neuhof angefangen und von Ketter als Mentor viel gelernt hat. Zuvor arbeitete er als Koch in und um Heidenheim, wo er auch noch heute mit seiner Frau und drei Kindern lebt. Er war unter anderem Küchenchef beim „Stattgarten“ und Hotel NH, aber auch zwei Wintersaisons in Österreich. Das Konzept des Gundelfinger Restaurants ist gleich geblieben. Es wird weiter moderne Gerichte mit saisonalen und regionalen Produkten geben. Weinerts Ziel: Das Niveau halten und die Stammgäste weiter überzeugen. Den Schritt zu wagen, sich selbstständig zu machen, war für ihn besonders. „Ich bin nicht der kleine Heidenheimer, der nur ein bisschen kochen kann“, sagt Weinert, den auch mal Selbstzweifel plagen. Doch wenn er von den Stammgästen höre, dass er es gut mache, dann schwelle seine Brust vor Stolz schon ein wenig.
Gekocht hat Weinert gefühlt schon immer, wie er sagt. „Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört.“ Er habe schon immer gerne gegessen, seine Oma habe ihm viel gezeigt und er habe seiner Mama viel geholfen. Inspirierend war für ihn auch der Fernsehkoch Ralf Zacher, dessen Sendungen er immer gerne schaute. Doch seine Eltern waren von seinem Berufswunsch zuerst nicht begeistert. Sie schickten ihn für Praktika in Küchen, um ihn abzuschrecken. Doch das Gegenteil war der Fall. Er entschied sich für die Ausbildung zum Koch.
Sebastian Weinerts Eltern waren zunächst gegen den Beruf des Kochs
Mittlerweile sind Weinerts Eltern stolz auf die Arbeit ihres Sohnes und sogar Teil seines Teams. Sein Vater kümmert sich um den Garten, seine Mutter hilft mit der Wäsche. Damals seien sie kritisch gewesen, weil die Gastronomie verrufen gewesen sei, auch wegen der langen Arbeitszeiten sorgten sie sich. „Sie haben nicht gesehen, dass es mir genau dabei gut geht“, sagt Weinert, dem man beim Zuhören den Spaß an seinem Beruf anmerkt. Trotz langer Tage und viel Arbeit findet er: „Wenn man etwas mit Leidenschaft und Passion macht, sieht man über viele Dinge hinweg.“
Gelernt hat der Heidenheimer auch viel vom Sternegastronom und seinem Mentor Ketter, dessen Eltern sogar weiterhin für Weinert arbeiten. Der Vater, der gelernter Metzger ist, hilft viel in der Küche, die Mutter wiederum im Service und beim Schriftverkehr und Angeboten für Hochzeiten. „Es ist familiär“, sagt Weinert und lacht.
Als Gastronom hat der 34-Jährige auch schon im Neuhof vieles erlebt. Darunter eine Prügelei der Hochzeitsgäste zu später Stunde oder ein stehen gebliebenes Tablett voller Schnapsgläser auf der Toilette. Und im Kühlhaus sei mal eine dreistöckige Hochzeitstorte umgefallen. Diese hatte eine Trauzeugin, die gänzlich unerfahren im Backen war, selbst gemacht. Dementsprechend schief war diese und stürzte in sich zusammen. „Also haben wir in zwei Stunden eine neue Torte gebacken. Das war knackig“, erinnert sich Weinert und schmunzelt. Doch die Gäste hätten nichts bemerkt. Hochzeiten sind für den Heidenheimer besonders: „Es ist schon schön dazu beizutragen, dass sich die Paare an diesen Tag noch in zehn Jahren erinnern.“ Einige kämen sogar zu ihrem Hochzeitstag jedes Jahr wieder zum Essen in das Restaurant.
Neuhof am See ist besonders als Hochzeitslocation beliebt
In den vergangenen Monaten hat sich Weinert vor allem auf Veranstaltungen konzentriert, darunter 36 Hochzeiten. Das Restaurant hatte seit Juni nur noch am Sonntagmittag und -abend geöffnet. Eine Entscheidung, die er noch zusammen mit Hendrik Ketter getroffen hat. Sie hätten den Stress herausnehmen wollen, um ordentlich arbeiten zu können, auch aufgrund der damals angespannten personellen Situation in der Gastronomie. Nach der letzten Hochzeit dieser Saison soll der Neuhof aber ab dem 10. November wieder zusätzlich zum Sonntag am Freitag und Samstag von 18 bis 22 Uhr das Restaurant öffnen.
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