Bücher und Schriften

So kümmert sich Reiner Wieland in Lautern um literarische Zeitzeugnisse auch aus dem Kreis Heidenheim

Reiner Wieland besitzt Deutschlands größte private Literatursammlung und kann mit der von ihm gegründeten Literaturstiftung nun Doppeljubiläum feiern.

Fünf Räume und eine „Museumsstube“ benötigt der Rektor im Ruhestand Reiner Wieland in der Zwischenzeit, um in Heubach-Lautern all seine gesammelte Literatur, alle Schriftstücke und Zeitschriften zu archivieren. Am 24. Juni jährt sich der Tag zum 50. Mal, an dem Reiner Wieland, damals noch Schulleiter in Bartholomä, das Deutsche Literaturarchiv in Marbach am Neckar besuchte. Im Gespräch mit einer Bibliothekarin wurde Wieland klar, dass die ihm bekannten schwäbischen Autoren nicht vollumfänglich in Marbach erfasst und gesammelt werden, da dort nur die „Spitze“ der Literatur Unterschlupf findet.

Unermüdlicher Literatursammler: Reiner Wieland. Oliver Vogel

Die Frage stellte sich ihm: Was geschieht unterdessen mit den Werken und Zeugnissen der Autoren, die Marbach nicht sammelt? Was bleibt von Autoren wie Hermann Weller, Wilhelm Schussen, Agnes Herkommer, Bene Schock und Hans Wulz? Das materielle kulturelle Erbe des Landes werde in über 1000 Heimatmuseen, den großen Museen im Ländle, den Freilichtmuseen und Spezialhäusern gesichert und dokumentiert, erklärt Wieland, doch wie steht es mit dem geistigen Erbe unserer Gesellschaft? Diese Frage ließ den Literaturliebhaber Wieland nicht mehr los. Das geistige Erbe all dieser Autoren drohte verloren zu gehen.

Mit einem Regalfach fing vor 50 Jahren alles an

Mit einem Regalfach gründete Wieland seine persönliche Literatursammlung und kann jetzt nach 50 Jahren, Sammeln, Suchen und Recherchieren mit den Werken von über 6500 Autoren aus Ostwürttemberg auf über anderthalb Kilometer Regalbestand auf das größte private Literaturarchiv Deutschlands zurückblicken. 1979 zogen die Wielands um, ein weiterer Raum wurde für die vielen gesammelten Werke geschaffen, später kam eine professionelle Archivanlage hinzu. Jeder Autor sei hier alphabetisch aufgelistet, erzählt der Pensionär, wenn ein Regalfach voll ist, zieht der Autor in ein anderes Regal. Wieland vermerkt jeden Umzug und jedes Detail in seiner „roten Liste“ und hat so stets den Überblick über seine Sammlung, die auf Regalen für den jeweiligen Kreis geordnet ist. Viele seiner Zeitzeugnisse findet Wieland in Haushaltsauflösungen, bedauerlicherweise haben die Nachkommen oft keine Ahnung, welche kulturell wertvolle und originale Schriftstücke ins Altpapier wandern.

Kulturelle Schätze aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen

Trotzdem wurde die Bücher- und Schriftensammlung mit den Jahren um Bilder, Briefwechseln, Manuskripten, literarischen Nachlässen, Tagebüchern, Presseartikeln und Plakaten, eben jegliche Spuren und Zeugnisse literarischen Lebens der Region erweitert. Das Gesamtgewicht des Archivs könnte von der Statik eines Gebäudes nicht getragen werden, schmunzelt Wieland, die Regalwände stehen auf nicht unterkellerten Räumen im Erdgeschoss. Über 50 Ausstellungen hat Wieland im vergangenen halben Jahrhundert in ganz Ostwürttemberg mit seinen Ausstellungsstücken organisiert, der Zeitaufwand sei nicht mehr messbar.

Stiftung: Dämpfer vom Regierungspräsidium

1999 gründete Wieland die Stiftung Literaturforschung Ostwürttemberg. Wielands ursprünglicher Glaube, die gesammelten Stiftungsgelder in Höhe von 62.000 D-Mark würden zur Gründung einer Stiftung ausreichen, erhielt vom Regierungspräsidium einen mächtigen Dämpfer. Nur die anfallenden Zinsen dürften für die Stiftungsarbeit verwendet werden, wurde ihm vor 25 Jahren beschieden.

Ein wohlmeinender Mitarbeiter genehmigte die Stiftungsgründung trotzdem. Rund 700.000 Euro seien im vergangenen Vierteljahrhundert in die Stiftungsarbeit geflossen, erklärt Wieland.

Es wurden Publikationen veröffentlicht, Buchvorstellungen und Ausstellungen veranstaltet und Erinnerungsstelen für besondere Autoren gestiftet.

„Wielands Weg wird niemals enden“, so zitiert der Archivar die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Mai 2004 mit ihrem Bericht über den außergewöhnlichen Einsatz des Lauterner Sammlers.

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