Geopolitische Spannungen und eine schwächere globale Wirtschaftslage gehen auch an einem Unternehmen wie Zeiss nicht ganz spurlos vorbei. Das führte der Vorstandsvorsitzende der Carl Zeiss AG, Dr. Karl Lamprecht, in der Jahresabschluss-Pressekonferenz am Dienstag aus. „Die Lage ist herausfordernd, das wissen wir alle. Aber trotz Gegenwind und Unwägbarkeiten beenden wir das Geschäftsjahr in Summe mit einem guten Ergebnis und Umsatzwachstum.“ Man sei etwas weniger gewachsen als in den vergangenen Jahren, aber das Ergebnis sei auch Dank des breiten Portfolios noch immer ein gutes.
Zahl der Mitarbeiter in Ostwürttemberg und weltweit gestiegen
In Zahlen heißt das: Der Umsatz stieg um acht Prozent auf knapp elf Milliarden Euro. Insbesondere die Halbleitersparte SMT in Oberkochen boomt, die anderen Geschäftsbereiche wachsen wegen der weltweiten Krisen nur leicht. Vor Zinsen und Steuern blieben als operatives Ergebnis des Konzerns dennoch 13 Prozent, also gut 1,4 Milliarden Euro, weniger als im Vorjahreszeitraum. Das Konzernergebnis sank ebenfalls von fast 1,3 Milliarden auf nun gut 1,0 Milliarden Euro. Die Gesamtzahl der Mitarbeitenden der Zeiss-Gruppe stieg im vergangenen Geschäftsjahr weltweit um 3493 auf 46.485, in Ostwürttemberg um 1500 Mitarbeiter auf rund 14.500.

Das Geschäftsumfeld entwickle sich zunehmend herausfordernd, so Lamprecht. Aber: „Wir sind extrem zukunftsorientiert und setzen auch auf Innovationen und Patente, die erst in fünf Jahren wichtig werden, damit wir auch in 15 oder 20 Jahren noch erfolgreich sind.“ Deshalb blicke er verhalten optimistisch in die Zukunft. Nur mit Innovationen könne man der schwierigeren Situation begegnen. „Wir müssen schauen, dass wir immer die erste Wahl sind.“
Und deshalb investiert Zeiss kräftig weiter. „Unser Erfolg basiert auf unserer enormen Innovationsstärke“, so Lamprecht. „Damit das so bleibt, haben wir 15 Prozent des Umsatzes – und damit mehr denn je – für Forschung und Entwicklung aufgewandt und investieren zusätzlich in den zielgerichteten Aufbau von Mitarbeitenden und Infrastruktur.“ Einer dieser Punkte ist der geplante neue Standort für die Sparte Messtechnik in Aalen-Ebnat. Im September hatte der Gemeinderat den zehn Hektar großen Gewerbepark genehmigt. Rund 2500 neue Jobs sollen dort entstehen.
Die Lage im Werk in Aalen
Von der Brillenglasproduktion gab es zuletzt schlechte Nachrichten. Im Werk Aalen will Zeiss die Wochenproduktion von 55.000 Gläsern auf 20.000 zurückfahren. Das Bestellvolumen geht einfach zurück“, begründete Lamprecht. „Das zeigt sich nicht unbedingt im Umsatz der Sparte, weil höherwertigere Gläser gekauft werden.“ Betriebsrat und Gewerkschaft befürchten, dass viele der 1400 Beschäftigten am Standort gehen müssen. Genaueres wollte Lamprecht am Dienstag nicht sagen. Nur so viel: „Derzeit laufen Gespräche mit dem Betriebsrat, um zu sehen, wie eine sozial verträgliche Lösung aussehen kann.“
Für Lamprecht war es die letzte Jahresabschluss-Pressekonferenz. Nach fast 20 Jahren bei Zeiss und vier Jahren als Vorstandsvorsitzender gab der 59-Jährige kürzlich bekannt, dass er seinen Vertrag nicht verlängert. „Zeiss ist eines der besten Unternehmen, die ich kenne und es war und ist mir eine Ehre, so eine traditionsreiche Firma führen zu dürfen.“ Lamprechts Nachfolger wird der 53-jährige Andreas Pecher mit Wirkung zum 1. April. Pecher ist seit 2013 bei Zeiss und seit 2022 Mitglied des Vorstands, verantwortlich für die Zeiss-Sparte SMT.