Halbleitertechnologie

So wirkt sich der Exportbann gegen China auf den Zeiss-Konzern aus

Die Niederlande verbieten den Export nach China von Maschinen des Chipausrüsters ASML, für den Zeiss die Optiken herstellt. Das sind die Folgen des Exportverbots.

Der Handelskonflikt zwischen den USA und China hat erneut Auswirkungen auf einen europäischen Konzern – und die Zeiss AG in Oberkochen. Die niederländische Regierung hat dem Chipausrüster ASML, offenbar auf Wunsch der US-Regierung, mit Beginn des Jahres einige Exportlizenzen für das Geschäft mit China entzogen. Die USA werfen China vor, die Technologie für militärische Zwecke zu missbrauchen. Bei den Maschinen von ASML kommen Optiken von Zeiss zum Einsatz.

Wer von den neuerlichen Beschränkungen betroffen ist

Wie ASML mitteilt, hat die niederländische Regierung die Exportlizenz für die Lieferung der Lithografiesysteme NXT:2050i und NXT:2100i im Jahr 2023 widerrufen. Dabei handelt es sich um Maschinen, die per Deep-Ultraviolet-Lithografietechnologie (DUV) Mikrochips belichten.  Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, hat die US-Regierung auf den vorzeitigen Lieferstopp gedrungen. Laut ASML wirke sich der Exportbann auf eine „kleine Anzahl von Kunden in China“ aus. Chinas Außenministerium kritisierte laut Tagesschau, die USA würden unter einem Vorwand andere Länder dazu zwingen, Technologie-Blockaden gegen China umzusetzen.

Das sagt Zeiss zum Exportverbot

Bei Zeiss beobachtet man die Geschehnisse, gibt sich aber gelassen: „Wir verfolgen die aktuellen geopolitischen Entwicklungen ganz genau und sind hierzu mit unserem strategischen Partner ASML im engen Austausch“, erklärt eine Sprecherin der Zeiss-Halbleitersparte SMT. „Hier sind jedoch viele Szenarien denkbar und daher möchten wir über mögliche Auswirkungen nicht spekulieren.“ Die Chipsparte der Oberkochener hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekordumsatz von 3,55 Milliarden Euro erzielt.

Nachfrage vor allem in China groß

Zeiss hatte im Geschäftsbericht zum Geschäftsjahr 2022/23 konstatiert, dass sich die hohe Nachfrage nach Lithografie-Ausrüstung zur Halbleiterherstellung insbesondere im DUV-Segment fortgesetzt habe. „DUV-Lithografiesysteme sind nach wie vor ein wichtiger Umsatztreiber des Geschäftsbereichs und damit der Sparte, auch aufgrund der hohen Nachfrage durch den Ausbau der Halbleiterindustrie in China“, heißt es weiter.

ASML rechnet 2023 mit Rekordumsatz

Jedoch rechnet Zeiss-Partner ASML ebenfalls nicht damit, dass sich das Exportverbot negativ auf die eigene Geschäftsentwicklung auswirkt. „Wir gehen nicht davon aus, dass der derzeitige Widerruf unserer Exportlizenz oder die jüngsten US-Exportkontrollbeschränkungen wesentliche Auswirkungen auf unseren Finanzausblick für 2023 haben werden“, so ASML in einer Mitteilung. „Die neuesten US-Exportbestimmungen legen Beschränkungen für bestimmte DUV-Lithografiesysteme mit mittlerer kritischer Punktzahl für eine begrenzte Anzahl fortschrittlicher Produktionsanlagen fest“, heißt es weiter. ASML verpflichte sich, alle geltenden Gesetze und Vorschriften, einschließlich der Exportkontrollgesetze, in den Ländern, in denen man tätig sei, einzuhalten.

Trotz der weltweit verhaltenen Nachfrage nach Halbleitern und der bereits seit Beginn des Jahres geltenden Exportbeschränkungen nach China für die DUV-Nachfolgetechnologie EUV hat ASML im dritten Quartal 2023 einen Umsatz von 6,7 Milliarden Euro erzielt. Im Geschäftsjahr 2023 sollen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 30 Prozent steigen. „Die Halbleiterindustrie befindet sich derzeit in der Talsohle. Unsere Kunden erwarten, dass der Wendepunkt bis Ende dieses Jahres sichtbar sein wird. Wir gehen daher davon aus, dass 2024 ein Übergangsjahr sein wird“, so ASML. Für 2025 erwarten die Niederländer hingegen wieder ein „deutliches Wachstum“.

Die Technologie von ASML und Zeiss

Technologie: Aktuell werden mehr als 80 Prozent der Mikrochips weltweit mit DUV- oder EUV-Technologie hergestellt, die auf Zeiss-Optiken beruhen. Mit EUV produzierte Chips kommen etwa in den iPhones von Apple oder den aktuellen Ryzen-Prozessoren von AMD zum Einsatz.

Generation: Ab 2025 folgt die nächste Generation der Lithografiesysteme: die High-NA-EUV. Dank dieser können noch kleinere und leistungsfähigere Chips als bislang hergestellt werden. Die ersten High-NA-EUV-Maschinen sind bereits ausgeliefert, die Serienproduktion könnte laut diversen Technologie-Webseiten 2025 starten.

Partner: Zeiss und ASML gelten in der Branche als Markt- und Technologieführer. Über EUV- und High-NA-Technologie verfügt weltweit kein anderes Unternehmen. Zum Konsortium gehört auch der Ditzinger Trumpf-Konzern, der die Laser für die Anlagen herstellt.

Sparte: Die Zeiss-Halbleitersparte SMT hat im Geschäftsjahr 2022/23 ihren Umsatz um fast 30 Prozent gesteigert. Inzwischen sorgt sie für rund ein Drittel des gesamten Zeiss-Umsatzes von knapp zehn Milliarden Euro.

Beteiligung: An Zeiss SMT ist der ASML-Konzern beteiligt. Im November 2016 übernahmen die Niederländer 24,9 Prozent der Anteile. Kaufpreis damals: rund eine Milliarde Euro. Auch dank dieser Einnahmen wurde der Zeiss-SMT-Standort in Oberkochen massiv ausgebaut.

Konzern: ASML beschäftigt weltweit rund 40.000 Menschen, der Umsatz lag 2022 bei 21,2 Milliarden Euro. ASML gilt inzwischen als das wertvollste Technologieunternehmen Europas. Die Niederländer betreiben auch in Deutschland eine Produktion: Am ASML-Standort in Berlin entwickeln und fertigen mehr als 1700 Mitarbeitende Komponenten für die Lithografiesysteme.