Wer derzeit auf dem Volkmarsberg in Oberkochen unterwegs ist, kann auf Ziegen treffen. Unweit des Turms und der Hütte des Schwäbischen Albvereins sind die Tiere im Wald und am Waldesrand unterwegs. Innerhalb eines eingezäunten Bereichs sollen sie dort traditionelle Weidewirtschaft und modernen Naturschutz miteinander verknüpfen. Ziel ist es, der Artenvielfalt dort nachhaltig neuen Raum zu geben. Woher die Ziegen kommen?
Mit einem Augenzwinkern spricht Ottmar Bihlmaier von „neuen städtischen Mitarbeitern“. Was der Fachmann in Sachen Umwelt- und Naturschutz vom Nabu damit meint, sind 20 Ziegen, die die Stadt in diesem Jahr angeschafft hat. Wozu, mag sich mancher Spaziergänger und Wanderer fragen. Sie sind Teil des Projektes für den Natur- und Artenschutz auf dem Oberkochener Hausberg.
Die Basis für den Hutewald
Schon seit Jahrzehnten beweiden Schafe das Terrain auf dem Volkmarsberg und schaffen die bekannte Kulturlandschaft. Die ist gekennzeichnet durch Wald- und Wacholderheideflächen. Vor zwei Jahren startete im nördlichen Teil des Naturschutzgebiets, unweit des Volkmarsbergturms, offiziell ein Projekt für einen Hutewald. Auf knapp zwölf Hektar soll nachhaltig eine Waldweide entstehen. Dafür wurden zunächst Bäume gefällt und Unterholz beseitigt. Initiatoren waren der örtliche Nabu-Vorsitzende Bihlmaier und Revierleiter Reinhold Vogel. „Mit maßgeblicher Unterstützung der Stadt Oberkochen“, betont der Nabu-Vorsitzende und verweist neben der Anschaffung der Rinder auch auf den neuen Weidezaun. Von diesem sollten sich übrigens Wanderer und Spaziergänger fernhalten, denn er steht unter Strom.
Wie die Waldweide funktioniert
Seit Kurzem ist das Areal eingezäunt und der Wald auf der Hochfläche des Bergs von den 20 städtischen Ziegen in Besitz genommen. Verstärkung sollen die Wiederkäuer durch schottische Galloway-Rinder erhalten, die das gesamte Jahr über im Freien gehalten werden können. „Karl Schneider, im Nebenberuf Landwirt, wird sich um die Tiere kümmern“, sagt Bihlmaier. Die Ziegen seien bereits in seiner Obhut, später gelte das dann auch für die Rinder.
Der Oberkochener Nabu-Vorsitzende erläutert, was die Tiere bewirken: Sie fressen die Früchte der Laubbäume, das wachsende Gras und aktuell im Frühjahr die jungen Knospen und Triebe. Somit halten sie den Wald licht. Der Boden werde wieder besonnt. Diese lichtdurchfluteten Bereiche des Hutewalds werden zu wichtigen und neuen Lebensräumen für Insekten und Vögel, aber auch für diverse Pflanzen.
Die Flora und Fauna im Hutewald
Bihlmaier spricht davon, dass auf dem Volkmarsberg selten gewordene und bedrohte Arten zurückkehren könnten. Er nennt dabei den „russischen Bär“, einen Schmetterling, der den „Wasserdost“ als Nektarpflanze bevorzugt, oder die Heidelerche und den Baumpieper. So seien Hutewälder ein hervorragender Beitrag im Natur- und Umweltschutz.