Direkt von Brüssel nach Aalen ist er gefahren und hat sogar eine Videokonferenz verschoben, um dabei zu sein – Rainer Wieland. Der 66-Jährige ist seit 1997 Mitglied des Europäischen Parlaments und seit 14 Jahren auch dessen Vizepräsident. Ein eingefleischter Europäer also. Kein Wunder, dass er kommt, wenn ein neuer Zusammenschluss der Jugendorganisation „seiner“ Europa-Union angekündigt ist – ein Verein, in dem Wieland den Vorsitz innehat.
Aus zwei mach eins
Die Jungen Europäischen Föderalisten (JEF) der Kreisverbände Heidenheim und Ostalb hatten ihn nach Aalen eingeladen, um aus den zwei Kreisverbänden Heidenheim und Ostalb einen einzigen Kreisverband Ostwürttemberg zu machen.
Wenn zwar die Anzahl der Anwesenden nicht immens ist, dann ist ein Kennenlernen Face-to-Face mit „Speed-Dating“ wohl das Mittel der Wahl. „Speed-Dating“ nennt man es, wenn zwei Personen sich gegenüberstehen und nur wenige Minuten haben, um sich vorzustellen und kennenzulernen, dann trifft man auf die nächste Person. Die lockere Atmosphäre ist dabei beinahe schon garantiert – auch wenn zum Beispiel erfahrene Bundestagsgrößen auf junge Schülerinnen und Schüler treffen, die ihre ersten Politikerfahrungen machen. Manch holpriger Gesprächsstart mündete in beherzte Dialoge, bei denen der Wechsel zum nächsten Gesprächspartner viel zu schnell kam.
Die Zusammenführung der zwei JEF-Verbände Ostalb und Heidenheim in einen gemeinsamen Verband war das Kernelement des Abends, ein formeller Akt, bei dem man die neue Satzung beschließen und einige Ämter wählen musste.
Tobias Schied ist Vorsitzender des neuen JEF-Kreisverbands Ostwürttemberg
Die JEF-Mitglieder wählten Tobias Schied zum Vorsitzenden des neu gegründeten Verbands Ostwürttemberg, er hatte erst im Herbst den Heidenheimer Engagementpreis erhalten. Formal korrekt und demokratisch waren die Wahlen, auch wenn – da nichts anderes vorhanden – eine Europa-Tasche als Wahlurne herhalten musste.
Politiker der ersten Reihe konnten dem neuen Vorsitzenden gratulieren: der Vizepräsident des Europäischen Parlaments, zwei Bundestagsabgeordnete, zwei Landtagsabgeordnete, zwei Bürgermeister und zwei Vertreter des Ostalbkreises und des Landkreises Heidenheim.
Stephan Seiter, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Waiblingen, war einer der Gratulanten. „Die JEF soll europäischen Ideen Schwung verleihen“, denn Europa sei wichtiger denn je. Die internationale Kommunikation steige von der politischen bis auf die persönliche Ebene herab – das Austauschprogramm Erasmus sei effektiver als die Datingplattform Tinder, meinte er gewitzt.
Klar, dass auch Vizepräsident Wieland gratulierte und die Jugend motivierte, parteiübergreifend Verantwortung zu übernehmen. „Dazu gehört auch, dass man anderen die komplexen Entscheidungen erklärt“, denn man müsse an alle denken, für Verständnis werben und alle mit einbeziehen. „Jedes Land hat seinen Platz auf der Landkarte, auf der Wetterkarte und im Geschichtsbuch, man muss sich dessen bewusst sein“. Keiner könne von seinem physischen Platz weg, aber zu Kompromissen müsse jeder bereit sein, so Wieland.