Einige Landshausener Bürgerinnen und Bürger fühlen sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Der Grund: Wohncontainer für Geflüchtete wurden auf ein Grundstück im Gewerbegebiet transportiert, schon bevor einer Bauvoranfrage dafür stattgegeben wurde. Beschlossen sei vor der Bauausschusssitzung noch nichts gewesen, sagt die Syrgensteiner Bürgermeisterin Mirjam Steiner (SPD). Außerdem habe sie nicht gewusst, "dass der Antragsteller die Container schon vorher abgeholt und auf sein Grundstück in Landshausen gebracht hat". In einer Facebook-Gruppe hatten sich mehrere Bürgerinnen und Bürger beschwert, dass die Entscheidung, ob dort künftig bis zu 48 Geflüchtete unterkommen könnten, augenscheinlich schon vor der Diskussion im Gremium festgestanden habe.
Zusätzlich fand ein Brief ohne Absender seinen Weg in mehrere Briefkästen in Landshausen, der das mutmaßliche Vorgehen der Gemeinde kritisiert. Die Container seien allerdings nicht auf das Grundstück gebaut worden, sondern würden nur zwischengelagert, erklärt die Bürgermeisterin im Nachgang. Dass es zur jetzigen Situation gekommen ist, liege "allein an einer rechtlichen und zeitlichen Fehleinschätzung" ihrerseits.
Antragsteller wurde ans Landratsamt Dillingen verwiesen
Der Antragsteller habe sich bereits Mitte September an sie und den Syrgensteiner Gemeinderat gewendet, sagt Steiner, wurde jedoch direkt ans Landratsamt verwiesen. Denn das koordiniert die Unterbringung von Geflüchteten. Mit den Zuständigen dort habe der Antragsteller die Pläne ausgearbeitet. Fragen nach genügend Platz und ob alle Auflagen eingehalten werden können, wurden abgeklärt. Die Gemeinde Syrgenstein sei nicht involviert gewesen – bis zu jener Bauvoranfrage.
Und der steht Steiner nach wie vor positiv gegenüber. Denn: "Das Landratsamt muss schauen, wo es die Menschen unterbringt." Stellt sich die Gemeinde quer, wird irgendwann ohne deren Mitspracherecht ein geeigneter Ort bestimmt. "So kann man zumindest noch ein bisschen mitentscheiden", sagt die Bürgermeisterin. Ihr sei klar, dass das Thema "schwierig" ist, eine Alternative sieht sie allerdings nicht.
Standort im Industriegebiet soll Geflüchteten ausreichend Platz bieten
In dem anonymen Brief wird zudem hinterfragt, ob ein Industriegebiet ohne größere Grünflächen ein geeigneter Ort für Familien mit Kindern wäre. "Der Bauherr hat die Freifläche auf dem Grundstück, auf dem die Container stehen werden, eher großzügig gestaltet", sagt die Rathauschefin dazu. Das soll, vor allem an warmen Tagen, die Möglichkeit für einen Aufenthalt im Freien schaffen.
Auch, dass die Familien zusammen etwa grillen können, aber gleichzeitig einen Rückzugsort haben. Das Wichtigste sei: "Die Menschlichkeit muss gewahrt werden." Laut einer Stellungnahme im Gemeindeblatt werde vertraglich geregelt, dass das Containergebäude sechs Jahre lang, also bis 2030, als Unterkunft für Geflüchtete dienen soll. Danach könnte es zu Büroräumen umgebaut werden und "nachhaltig zur Infrastruktur beitragen".
Weitere Unterkünfte in Syrgenstein werden nur "moderat angemietet"
Zudem habe die Entscheidung des Bau- und Umweltausschusses, der Bauvoranfrage stattzugeben, die Zusage seitens des Landratsamts erwirkt, dass weitere Unterkünfte für Geflüchtete "nur noch moderat angemietet werden" sollen. "Das drohende Szenario einer Zeltunterbringung für eine Vielzahl an Geflüchteten in der Gemeinde" sei damit gebannt.
Nicht beeinflussen könne die Gemeinde aber weiterhin, wenn Privatpersonen Wohnungen als Unterkünfte vermieten möchten. Steiner ist allerdings zuversichtlich gestimmt: "Auch unter dem Einfluss der momentan aufgeheizten Stimmung in Bezug auf bundespolitische Entscheidungen sollte es uns in der Gemeinde Syrgenstein möglich sein, gegenüber geflüchteten Familien Solidarität und Menschlichkeit zu zeigen. Ich gehe fest davon aus, dass uns gemeinsam die Integration gelingen wird."
Infoveranstaltung am 29. Februar
Am Donnerstag, 29. Februar, findet in der Bachtalhalle eine Informationsveranstaltung zum Thema "Flüchtlingsunterkunft und Flüchtlingssituation in der Gemeinde Syrgenstein" statt. Dort will Bürgermeisterin Mirjam Steiner den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen. Beginn ist um 19 Uhr.