Tierfreunde

Warum die Sings aus Staufen Mini-Rinder, indische Laufenten und viele weitere besondere Tiere halten

Petra und Sepp Sing haben sich in Staufen ein kleines Paradies geschaffen – für sich und ihre Tiere. Dazu zählen indische Laufenten, Hochzeitstauben und hüfthohe Mini-Rinder. Die beiden Letzteren haben ganz entzückenden Nachwuchs. Ein Besuch.

An der Gartentür hängt ein Schild. „Hier wache ich“ steht darauf und ein Hund ist abgebildet. Wenn man sich dem Hof der Sings in Staufen nähert, wird man aber nicht angebellt, sondern angeschnattert. Die wahren Wächter sind Phillip und Phillipine. Ein Gänsepaar. „Die sind schlimmer als ein Hund, wenn man vorbeiläuft“, sagt eine Nachbarin, die mit ihrem Enkel auf dem Arm am Zaun steht. Als nächster nähert sich Kater Peterle und dann erst kommt Hund Basko mit Herrchen Sepp Sing um die Ecke.

Wer dem Haus zu nah kommt, der wird erst mal angeschnattert. Foto: Rudi Penk

Damit hat man aber nur einen Bruchteil der Tiere, die Petra und Sepp Sing um sich geschart haben, kennengelernt. Und dass die Nachbarin mit Enkel am Hof stand, hat neben einem freundschaftlichen Plausch am Gartenzaun noch einen weiteren Grund: die sechs Mini-Rinder der Sings. Ausgewachsenen sind sie gerade einmal hüfthoch und in Staufen kleine Stars. „Morgens und abends laufen wir mit ihnen durchs Dorf wie mit Hunden“, sagt Sepp Sing lachend. „Wir bringen sie zu ihrer Weide oder in Gärten von Leuten, die mal wieder abgegrast werden müssen.“

Die sechs Mini-Rinder sind Besucher gewöhnt und lassen sich streicheln. „Manchmal macht auch der Kindergarten einen Ausflug hierher“, sagt Sepp Sing. „Sie sind wirklich sehr friedlich und freundlich, das liegt aber auch daran, dass wir uns jeden Tag mit ihnen beschäftigen“, sagt der 61-jährige gelernte Schlosser. Dazu kommt, dass sie genetisch hornlos sind. „Das ist im Umgang mit ihnen sicherer für uns und ich wollte sie nicht enthornen müssen, weil das schmerzhaft für die Tiere ist.“

Das ist der sechs Wochen alte Rudi. Foto: Rudi Penk

Und gerade lohnt sich ein Blick auf die grasenden Rinder besonders. Zwei der Kühe haben Nachwuchs. Vor etwa sechs Wochen kam der braune Rudi zu Welt. Und vor etwa zwei Wochen die schwarz-braune Moni. Und die ist wirklich minimini und reicht einem nicht mal bis ans Knie.

Und Moni war genau eine Woche alt, als das Foto gemacht wurde. Foto: Rudi Penk

„Wir hatten früher immer Kühe, bis mein Vater die Landwirtschaft aufgegeben hat“, erklärt Sepp Sing seine Intention, die Mini-Rinder vor ein paar Jahren angeschafft zu haben. „Ich wollte schon lange wieder Kühe haben. Aber eben als Hobby und vor allem wollte ich sie auch artgerecht halten.“ Er las von der Mini-Rasse und kaufte zwei Kälber. „Die sind auch einfacher zu händeln.“ Eine „Aufgabe“, außer die Gemüter zu erfreuen, haben die Rinder übrigens nicht. Man könnte sie melken und auch schlachten, aber das wollen die Sings nicht. „Ihre Milch ist nur für ihre Kinder da.“

Liebevoller Platz für zwei Mini-Rinder gesucht

Allerdings: Mit den beiden Kälbchen wird es im Stall langsam etwas eng. „Sie sind robust und dürfen Sommer wie Winter auf die Weide“, erklärt Sepp Sing. „Im Stall haben sie immer auch Freigang, aber wir sind auf der Suche nach tierlieben Menschen, die zwei Rinder kaufen möchten. Aber nicht, um sie zu schlachten. Wir suchen einen guten Platz, sonst behalte ich sie lieber selber.“

Die Rasse der Mini-Muhs nennt sich Dexter. Laut Sepp Sing ist es die kleinste europäische Rinderrasse und stammt ursprünglich aus Irland. Dexter-Kühe sind etwa einen Meter hoch, die Bullen etwas größer. Kühe kommen auf ein Gewicht von etwa 300 Kilogramm, Bullen etwa 100 Kilo mehr. Damit sind sie halb so schwer wie Rinder der Rasse Fleckvieh.

Nicht nur die Mini-Rinder haben Nachwuchs, sondern auch die Warzenenten. Foto: Rudi Penk

Auf dem Hof der Sings gibt es aber noch weitere tierische Attraktionen. Und zwar einige. Alle Tiere, die dort leben, zu zählen, wird schwierig. Und nicht nur die Mini-Rinder haben gerade Nachwuchs bekommen. Auf dem Hof tummeln sich etliche gelb-schwarze flauschige Knäule. Die Babys der Warzenenten. Neugierig beäugt von Kater Peterle, der zwar schmal, aber dennoch ein sehr guter Jäger ist, so Sepp Sing. „Lass mir bloß die Enten in Ruhe“, sagt er in Richtung Kater und droht mit dem Finger.

Die Laufenten fressen die Schnecken im Garten

Neben Kater Peterle gibt es noch eine Katze auf dem Hof. Und zur Pflege des Gartens sind vier aufrecht gehende indische Laufenten unterwegs. „Die sind super im Schneckenfangen, das ist ihr Lieblingsessen“, erklärt Sepp Sing. Dann gibt es noch Hühner und einen stattlichen Hahn der Rasse Italiener, gut 30 Schafe, die aber gerade auf einer Wiese etwas vom Hof entfernt weiden und es gibt noch einen Taubenschlag, wo gerade auch Babys geschlüpft sind. Noch ohne Federn und etwas unförmig sehen sie ebenso niedlich wie lustig aus.

Und die beiden weichen Herrchen und Frauchen nicht von der Seite. Foto: Rudi Penk

Wenn die Tauben mal groß sind, ereilt sie – bis auf die weißen Hochzeitstauben, die ebenfalls im Taubenschlag sitzen – das gleiche Schicksal wie die Enten. Sie werden gegessen. „Am Anfang konnte ich die Tiere nicht töten, aber mittlerweile geht es“, erklärt Petra Sing. Und ihr Mann ergänzt: „So ist das eben einfach in der Landwirtschaft. Das gehört dazu und war schon immer so. Und die Qualität des Fleisches ist hervorragend.“

Die Sings haben zwar einen kleinen Zoo zu Hause, aber all das ist ihr Hobby, in dem natürlich jede Menge Arbeit steckt. „Erst werden die Tiere versorgt, dann versorgen wir uns und dann wieder die Tiere“, sagt Sepp Sing lachend. Wer ist denn der größere Tierfreund von beiden? „Ganz klar mein Mann“, sagt seine Frau Petra wie aus der Pistole geschossen. „Er ist mit Tieren aufgewachsen, ich bin da reingewachsen. Ich hatte als Kind nur einen Wellensittich.“

So sehen Warzenenten aus, wenn sie erwachsen sind. Foto: Rudi Penk

Doch auch die 59-Jährige will die Tiere wohl nicht missen. Und die viele Arbeit, die teilt sich das Paar. Nicht erst, seit Sepp Sing im vergangenen Jahr eine schwere Herz-OP hatte und etwas eingeschränkt ist. „Der Arzt sagt, ich soll mich viel an der frischen Luft bewegen. Das passt mit den Tieren also wunderbar.“

Ein gutes Team seit 35 Jahren

Und wie ist die Aufgabenverteilung bei den Sings? „Jeder macht alles“, sagt die Ehefrau. Das heißt, der Mann spült auch? „Ich bin nicht der Spüler, sondern der Abtrockner“, erklärt dieser. „Und kochen tun wir oft gemeinsam.“ Ein gutes Team also – und das seit mehr als 35 Jahren. Vor kurzem waren die beiden zum ersten Mal seit vielen Jahren für ein paar Tage im Urlaub. Die Nachbarn sind eingesprungen und auch die drei mittlerweile erwachsenen Kinder – und um dem ungewöhnlich charmanten Leben noch die Krone aufzusetzen: Es sind Drillinge.

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