Ärztehaus

Was das Amtsgericht in Altheim/Alb zwischen Gemeinde und Eigentümer klären soll

In Altheim/Alb gibt es Ärger um Miet- und Kostenabrechnungen des Ärztehauses zwischen Gemeinde und Eigentümer – Das Amtsgericht soll jetzt klären. Wie es vom einstigen Vorzeigeprojekt zu einem Fall für das Amtsgericht wurde:

Vielerorts wurde der damalige und inzwischen im krankheitsbedingten Ruhestand befindliche Bürgermeister Andreas Koptisch 2015 für das Gewerbeobjekt mit seinen 650 Quadratmetern Nutzfläche und einem großen Parkplatz nebenan gelobt. Eigentlich war es ein Vorzeigeprojekt, das vor neun Jahren in der Ortsmitte gebaute Ärztehaus, in dem eine Hausarztpraxis, ein Zahnarzt, eine Apotheke und eine Logopädie-Praxis ihre Bleibe und auch damit den Weg nach Altheim/Alb fanden.

Koptisch, so schildert es der Eigentümer, der Architekt Bernd Dietrich (Ettlenschieß), habe ihn damals umworben, damit er dieses Projekt realisiere und danach mehrfach hängen gelassen, obwohl er einen auf 25 Jahre befristeten Generalmietvertrag mit der Kommune hat. Mittlerweile sind die Fronten so verhärtet, dass keine persönlichen Gespräche stattfinden, sondern die Streitigkeiten um Mängel sowie den Zustand der Außenanlagen vor dem Amtsgericht Ulm ausgefochten werden.

Beweissicherungsverfahrens beauftragt

Bürgermeisterin Selina Holl berichtete jetzt im Gemeinderat, Ende 2022 habe die Gemeinde einen Anwalt hinzugezogen, der dafür sorgen solle, dass die Streitigkeiten beigelegt werden. Ihren Aussagen zu Folge hat das Gericht inzwischen drei Fachleute im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens beauftragt, bis im Oktober ein Gutachten vorzulegen, um darüber beraten zu können. „Die Verwaltung weiß um die Missstände im, am und um das Gebäude und arbeitet mit Nachdruck daran, Verbesserungen herbeizuführen, auch wenn dies nach außen hin nicht so zu sehen ist“, sagt Selina Holl. Die Gemeinde müsse als Mieterin in Vorleistung gehen, um die Mängel zu beseitigen und die unschönen Außenanlagen fertigzustellen, doch die Gemeinde sieht sich ihrer Aussage nach dazu als Mieterin nicht in der Pflicht und auch finanziell nicht in der Lage. Dennoch wünsche sich die Gemeinde für ihre vier Untermieter, dass sie ein hochwertiges Objekt bewirtschaften könnten.

Bernd Dietrich, Eigentümer und selbständiger Architekt, sieht das anders. „Immer wieder habe es nur teilweise Mietzahlungen in der Vergangenheit gegeben. Wie sollte ich mir das als Vater von sieben Kindern leisten können?“ Er moniert auch, dass Zusatzwünsche für die Ausstattung der Zahnarztpraxis wie runde Wände etc. zu Mehrkosten von 70.000 Euro geführt hätten, die die Gemeinde aktuell zinslos mit 400 Euro pro Monat bei ihm abstottere. Dietrich: „Wir müssen als große Familie ja auch leben können“. Hinzu kämen nochmals etwa 50.000 Euro unter anderem aus nicht bezahlten Nebenkosten. Er habe daher die Notbremse in Form eines Baustopps gezogen und nach der Fertigstellung von elf der 21 Parkplätzen mit der Pflasterung aufgehört, solange, bis die Gemeinde ihre Schulden bei ihm bezahlt habe. Er findet es schade, dass er, der gegen Selina Holl im Herbst 2023 bei der Bürgermeisterwahl kandidierte und ihr unterlag, keine Chance hatte, mit ihr persönlich die Dinge zu klären.

Selina Holl jedenfalls ist stolz darauf, eine hochwertige und qualifizierte medizinische Versorgung für die Bürger anbieten zu können und will dies auf keinen Fall gefährden. Sie, wie auch Bernd Dietrich, sind an einer schnellen und nachhaltigen Lösung interessiert. Vermutlich wird es, so die beiden Kontrahenten, wohl zu einem Vergleich kommen.

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