Sind Camper ein besonderer Menschenschlag? „Nein“, sagt Hans Morgner. „Ein ganz besonderer.“ Er muss es wissen. Er ist Camper mit Leib und Seele. Seit gut 40 Jahren verbringen der Bietigheimer und seine Frau den Sommer auf dem Campingplatz Amalienhof in Bartholomä. Und in der Nebensaison geht es dann nach Frankreich. „Camper sind einfach gesellige Leute, man findet hier keine Einzelgänger“, erklärt er. „Am Mittwoch hatte jemand Geburtstag. Da wird abends ganz selbstverständlich zusammen gefeiert.“ Man sei eine Gemeinschaft.
Das Wental, die Weiherwiesen und Aalen
Dass man vor 40 Jahren in Bartholomä aufschlug, war eher Zufall. Dass man dem Standort treu geblieben ist, natürlich nicht. „Das ist unser Zweitwohnsitz hier. Heizung, Deko, Kühlschrank – alles da“, sagt Hans Morgner. In seinem Ranking der schönsten Sehenswürdigkeiten belegt das Wental Platz eins. Auf Platz zwei liegen die Weiherwiesen bei Tauchenweiler, gefolgt vom Kocherursprung. „Und man kommt überall mit dem Fahrrad hin, die Steigungen halten sich ja in Grenzen.“ Er fährt auch gern auf Waldwegen, die auf Windkraftanlagen zuführen. Dass andere sich an ihrer Anwesenheit stören, kann er nicht verstehen. „Ich finde sie ebenso imposant wie interessant.“ Und gefragt nach der sehenswertesten Stadt oder der Gemeinde in seiner Urlaubsregion, muss er nicht lange überlegen: „Aalen!“
Viele Gäste aus dem Raum Stuttgart
Erstaunlicher ist seine Antwort auf die Frage nach seinem Alter. 81 ist Hans Morgner und sieht aus wie maximal 70. „Das macht die gute Luft hier“, ist er überzeugt. Also wird er auch die nächsten 20 Jahre in Bartholomä campen? „Mindestens“, meint er breit lächelnd. Die gute Luft ist übrigens verbrieft: Bartholomä ist ein staatlich anerkannter Erholungsort. Und das wissen offenbar insbesondere die Stuttgarter zu schätzen. „Wir haben viele Gäste aus dem Raum Stuttgart“, erklärt Frank Sadlowski, Chef des Campingplatzes. „Im Gegensatz zu hier ist das mit der Kessellage ja ein Moloch.“ Der Campingplatz liegt auf 650 Metern Höhe. „Im Sommer ist es hier nachts fünf Grad kälter als in Heidenheim, kurz die Fenster aufmachen, durchlüften und man schläft wunderbar.“
Frank Sadlowski ist verantwortlich für die 200 Stellplätze auf dem vier Hektar großen Platz. 108 sind Jahresstellplätze. Also für Stammkunden wie Hans Morgner. Sind denn alle Camper so unkompliziert, oder gibt es auch schwierige Gäste? „Die habe ich mittlerweile aussortiert“, sagt der 63-Jährige.
Wie der gelernte Kaufmann aus Westfalen zum Campingplatzchef wurde, will er eigentlich nicht sagen. Dafür erklärt seine Mutter Roswita: „Mein verstorbener Mann und ich haben das Campen geliebt und waren hier zu Gast. Als wir erfahren haben, dass der Platz zum Verkauf steht, stand die Entscheidung schnell fest.“ Das war 1985, zehn Jahre nach der Eröffnung des Platzes.
Arbeit gibt es seitdem mehr als genug. „Wir sind ein Familienbetrieb und da macht jeder alles“, sagt Sadlowski. Vom Empfang und der Betreuung der Gäste, das Kaufmännische und auch die Instandhaltung des Platzes. „Man muss ein Allrounder sein. Ich kann nicht wegen jeder Kleinigkeit einen Handwerker rufen.“ Von Ostern bis Ende Oktober geht die Saison. Von geregelter Arbeitszeit kann in diesem Job keine Rede sein. „Das geht durch, von morgens bis abends.“ Und an Urlaub war die letzten Jahre auch nicht zu denken.
Gute Luft, Ruhe und Natur
Gut, dass er da helfende Hände hat. Auch die von Frank Burghausen. Er lebt und arbeitet mit seiner Frau seit acht Jahren auf dem Amalienhof und unterstützt die Sadlowskis als Platzwart. Und wenn man den 43-Jährigen fragt, warum das hier seine Wahlheimat ist, hört er sich an wie ein Tourismus-Beauftragter: „Gute Luft, Ruhe, Natur. Guck dir doch die Gegend an! Wir leben, wo andere Urlaub machen. Besser geht’s nicht.“
Die Ruhe müsse man natürlich mögen, sagt seine Frau Daniela Burghausen. „Hier ist nicht Party angesagt, sondern relaxen.“ Und das scheint durchaus gefragt zu sein. „Jedes Jahr kommt eine Familie aus Finnland für mehrere Wochen auf den Platz und eine aus Dänemark. Auch Schweizer, Engländer und Niederländer campen hier. Wenn sie abreisen, sagen alle, dass sie schon lange nicht mehr so einen schönen Urlaub gehabt haben.“
Die Burghausens sitzen unter dem Pavillon von Willi Koch – auch ein Stammgast, wenn auch „erst" seit sieben Jahren. Das mit der Entspannung kann der 69-Jährige nur bestätigen. Als Stammgast habe er zwar immer was zu tun – Rasen mähen, Hecken schneiden, jetzt muss das Dach des Pavillons ausgebessert werden. Aber sonst steht sein Aufenthalt vor allem unter einem Motto: „Ausschlafen und chillen.“ Angereist ist er aus dem Kreis Nürtingen. „Auf die Alb komme ich aber so oft und so lange es mein Sheriff erlaubt“, sagt er lachend und meint damit natürlich seine Frau.
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