Wie Pia Nägele aus Altheim/Alb dazu kam, ein eigenes Kinderbuch zu schreiben und zu veröffentlichen

„Ich bin auf dem Land aufgewachsen und habe Schafe und Ziegen mit der Flasche aufgezogen“, erzählt Pia Nägele. Nun hat die 26-Jährige ihre Tierliebe und Naturverbundenheit dazu inspiriert, ein Kinderbuch zu schreiben. „Sean und das Abenteuer im Wald“ heißt der Titel, der im Verrai Verlag (Stuttgart) erschienen ist.

Das von Julia Rilli liebevoll illustrierte Buch handelt von einem Jungen, der anstelle von teuren Urlaubsreisen seiner Mitschüler nach den Ferien feinfühlig von dem erzählt, was er beim Besuch mit seiner Mutter im Wald alles entdeckt hat. Es soll zeigen, dass man auch mit wenig Geld etwas Tolles erleben kann, so die Autorin über ihr erstes Buch.

Eigentlich hat die junge Frau, die seit sieben Jahren als Pharmakantin bei einem großen Arzneimittelhersteller im Ulmer Donautal arbeitet, mit dem Schreiben sonst nichts zu tun: Sie steht alltags im Labor, um in der Endkontrolle zu schauen, ob mit den Medikamenten alles stimmt, zum Beispiel das Aussehen der fertigen Tablette, das Gewicht, der Wassergehalt oder der Geruch.

Kreatives Arbeiten als Ausgleich

„Das ist mein Traumberuf, den ich gerne mache“, sagt Nägele, die aus Treffelhausen bei Göppingen stammt und in Geislingen nicht nur die Realschule besuchte, sondern dort drei Jahre in der Jugendredaktion des Lokalblattes arbeitete. Nägele: „Ich habe einfach einen Ausgleich gesucht, etwas Kreatives, bei dem ich in eine andere Welt eintauchen kann.“

So entstand ihr Buch, das sie in sage und schreibe drei Tagen am Stück schrieb. „Wenn ich aufhöre, verliere ich den Faden“, erklärt Nägele. Weil sie etwas mit Hand und Fuß machen wollte, suchte sie sich eine Illustratorin, um sich mit einem fertigen Werk bei Verlagen zu bewerben. Die beiden Frauen haben sich monatelang mit dem Werk befasst, sich in die Kinder und ihr Denken versetzt, um dann den Lesern eine Geschichte zu präsentieren, die verstanden wird.

„Es war eine Herausforderung“, gesteht Nägele, doch es hat sich gelohnt: Ihr Verlag sagte ihr schon zwei Wochen nach der Präsentation zu und schloss mit ihr einen Vertrag, von den 20 anderen Mitbewerbern hörte sie nichts. Doch dann fing die Arbeit eigentlich so richtig an, weil alles auf die richtigen Formate und Größen gebracht werden musste.Nägele hielt ihr Vorhaben auch in der Familie geheim, denn sie wollte erst davon berichten, wenn das Buch mit seinen 38 Seiten fertig war. 2000 Exemplare wurden als Startauflage gedruckt, das sei das erste vertragliche Pensum, so Nägele.

Inspiration aus der eigenen Kindheit

Sie dachte darüber nach, welche Themen Eltern und Kinder interessieren, wie schön der Tau am Morgen ist und daran, dass sie sich auch mit diesen Fragen befasste und sie schon 13 Jahre alt war, als sie erstmals im Flugzeug saß. So bodenständig ist sie. „Wenn ich nicht mehr weiter wusste, dann fing ich wieder von vorne an zu lesen und dann sprudelte es aus mir heraus“, sagt Nägele. Sie und ihr Lektor achteten stets auf den roten Faden, an dem sich der Erzählstrang orientiert.

Am Wohnort in Altheim/Alb konnte sie in den Herbstferien in der Bücherei bei einem Ferienprogramm mitarbeiten, da wurde gebastelt und Spiele passend zum Buch angeboten. Das gefiel ihr, auch das Vorlesen aus ihrem eigenen Buch, was sie auch im Kinderhaus in Grimmelfingen tun durfte und in große, interessierte Kinderaugen sah.

Momentan hat sie eine kleine Schreibblockade, weil sie sich um ihr Erstwerk kümmert. Doch die Idee für das Zweite steht schon: Eine Geschichte aus ihrer dreiwöchigen Volontariatszeit in einem Kindergarten in Südafrika, die eine Erzieherin dort immer wieder ihren Sprösslingen erzählte und die von Sternen und dem Weltall handelt. In zehn Sprachen will Pia Nägele diese Fantasie demnächst erzählen, wenn sie dann wieder die Kraft zum Schreiben und auch Gestalten hat.