Wissen wir zu wenig über unsere Umwelt?
Normalerweise schreiben Journalistinnen und Journalisten Kommentare, wenn sie sich auf der Grundlage ihrer Recherchen eine Meinung gebildet haben. Dann gilt es, einen möglichen Missstand klar zu benennen und bestenfalls Lösungsansätze darzulegen. In diesem Falle ist das schwierig, weil das Wissen über die Egau recht dürftig ist. Es gibt Symptome, aber keine Diagnose.
So nehmen wir erstaunt und vielleicht auch traurig zur Kenntnis, dass ein Flüsschen wie die Egau immer wieder und vor allem immer länger austrocknet. Wir als Gesellschaft haben aber keine Erklärung für dieses Symptom, eigentlich haben wir bislang kaum die Frage gestellt, woran das liegen kann.
Wir wissen wenig über unsere Lebensgrundlagen
Wir wissen grundsätzlich recht wenig über die Welt unter unseren Füßen. Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Grundwasser bis zu 100.000 Arten leben, die zur Reinigung des Wassers beitragen. Diese Unterwasserwelt ist jedoch weitgehend unbekannt, es gibt Schätzungen, Vermutungen. Oder anders gesagt: Wir konnten schon vor Jahrzehnten zum Mond fliegen, das Wissen über unsere Lebensgrundlagen hat aber große Lücken. Was wir über die Egau sicher sagen können, ist, dass die Grundwasserentnahme steigt und die Niederschläge zumindest tendenziell weniger werden.
Wie gehen wir mit Natur und Ressourcen um?
Natürlich könnten wir sagen, ach, die Egau, was soll’s? Was aber, wenn als Nächstes der unscheinbare Pfeffer in Königsbronn trockenfällt? Oder die Lone? Wir müssen uns fragen, an welchem Punkt wir bereit sind, die passenden Fragen zu stellen. Denn wenn uns das Grundwasser fehlt, geht es uns irgendwann wie den Menschen in Südfrankreich, wo das Gartensprengen im Sommer in ganzen Landstrichen bei Strafe verboten wird.
Der aktuelle Zustand der Egau könnte ein Alarmsignal sein, der zum Nachdenken anregen sollte. Darüber, wie wir mit Natur und Ressourcen umgehen, aber auch darüber, was wir wirklich über unsere Umwelt wissen.