Strom für das neue Werk

Wo Zeiss bei Ebnat einen 41,8 Hektar großen Solarpark plant

Auf dem „Großkuchener Feld“ bei Ebnat sollen künftig Freiflächen-Photovoltaikanlagen Strom für die Firma Zeiss erzeugen. Auf dem Weg dorthin ist in der Versammlung des Regionalverbands Ostwürttemberg nun ein weiterer Schritt getan worden.

Es ist ein großes Projekt, das sich die Firma Zeiss da vorgenommen hat: Gemeinsam mit dem betroffenen Grundstückseigentümer plant der Konzern auf einer 41,8 Hektar großen Fläche nördlich von Großkuchen den Bau von PV-Anlagen und die hierfür notwendige technische Infrastruktur, etwa ein Umspannwerk. Zum Vergleich: Der Heidenheimer Brenzpark erstreckt sich über rund 15 Hektar. Jetzt hat der Regionalverband Ostwürttemberg bei seiner Verbandsversammlung in Heidenheim eine Stellungnahme zum noch unvollständigen Bebauungsplan und die dafür nötige Änderung des Flächennutzungsplans bei sieben Enthaltungen und zwei Gegenstimmen beschlossen. Damit wurde wichtiger Schritt auf dem Weg zum Solarpark getätigt.

Gelegen ist das „Großkuchener Feld“ auf Aalener Stadtgebiet. Genauer: Südöstlich von Ebnat zwischen Niesitz und der A 7 und eben nördlich von Nietheim und damit der Gemarkung Großkuchen. Das Plangebiet wird derzeit landwirtschaftlich genutzt und ist im Flächennutzungsplan auch dementsprechend dargestellt. Künftig soll es als „Fläche für Anlagen zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien“ festgelegt werden.

Wer würde vom Solarpark profitieren?

Das Projekt liegt zum einen natürlich Zeiss am Herzen. Der Konzern plant nördlich von Ebnat ein neues Werk, in dem eines Tages rund 2500 Mitarbeitende der Sparte Zeiss Industrial Quality & Research (IQR) arbeiten sollen. Unter anderem der geplante Solarpark soll es mit Energie versorgen.

Dass sich auch die Stadt Aalen die Realisierung wünscht, wurde bei der Versammlung schnell klar. Man hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 klimaneutral zu werden – auch indem mehr PV-Anlagen gebaut werden. So sprach der Aalener Oberbürgermeister Frederik Brütting von einer „wegweisenden Entscheidung.“ Man könne froh sein, eine so gut passende Fläche für den Solarpark gefunden zu haben, betonte Brütting, der das Vorhaben gegen Kritik aus dem Gremium verteidigte.

Wäre Windkraft besser?

„Wir als Fraktion haben Bedenken. Windenergie wäre viel flächensparender“, bemängelte etwa Frank Schied von den Grünen. Brütting entgegnete: „Es wird so viel Energie benötigt, dass Windkraft nicht reicht.“ Der Verbandsvorsitzende Gerhard Kieninger betonte: „Wir werden es nicht mittragen, dass Windenergie und PV-Anlagen gegeneinander ausgespielt werden.“ Auch PV-Anlagen auf den Dächern der Zeiss-Gebäude würden dem Strombedarf laut Brütting nicht gerecht werden.

Der Aalener OB erklärte, dass der Strom künftig über ein Erdkabel direkt in das geplante Zeiss-Werk fließen soll, weshalb eine gewisse Nähe des Solarparks zum Werk gewährleistet sein müsse. Im Übrigen könnte auch Windenergie direkt an das Zeiss-Werk angeschlossen werden. Schied hatte zunächst einen Antrag stellen wollen, den Bau der PV-Anlagen auf dem gesamten Aalener Stadtgebiet zu prüfen, zog dieses Ansinnen aber zurück. Dennoch empfiehlt die Verbandsverwaltung in ihrer Stellungnahme „eine Alternativenprüfung mindestens auf Gemarkungsebene, damit die Abwägung auf kommunaler Ebene fehlerfrei erfolgen kann“.

Brütting führte in seinem Plädoyer für den Solarpark außerdem an, dass der PV-Park trotz seiner Größe von Niesitz und der westlich gelegenen Kreisstraße wegen eines Hügels nicht einsehbar sein werde. Nicht zuletzt führte er noch das einstimmige Ja des Ortschaftsrats Ebnat zum Bebauungsplan „Großkuchener Feld“ an: „Die Anlage wird vor Ort gewünscht.“

Verbandsverwaltung: „Keine grundsätzlichen Bedenken“

Zuspruch bekamen Schied und die Grünen von den Freien Wählern: „Wir sehen es ganz ähnlich wie die Grünen“, sagte Herbert Witzany aus Westhausen. Gegen den Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans stimmten Werner Häcker von den Freien Wählern und Michael Hartmann von der AfD. Die Enthaltungen kamen aus den Reihen der Freien Wähler und der Grünen.

„Keine grundsätzlichen Bedenken“ gegenüber dem Vorhaben hat die Verwaltung des Regionalverbands. Auch, weil die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien von überragendem Interesse sei und bei dem Vorhaben lediglich Grundsätze der Raumordnung betroffen seien. Im weiteren Bebauungsplanverfahren sollen unter anderem noch ein Umweltbericht und ein Grünordnungsplan erstellt werden. Es sei jedoch davon auszugehen, dass sich an der Bewertung des Regionalverbands nichts ändert.

Das „Großkuchener Feld“: Welche Eigenschaften hat das Gebiet?

Das „Großkuchener Feld“ – unmittelbar südlich der Hofstelle Diepertsbuch gelegen – ist in der Flurbilanz Baden-Württemberg als Vorbehaltsflur I ausgewiesen und damit eigentlich der landwirtschaftlichen Nutzung vorbehalten. Dass ausgerechnet eine solche Fläche für das Vorhaben ausgewählt wurde, sorgte für Kritik aus den Reihen der Freien Wähler: „Mit solchen Beschlüssen werfen wir unsere Grundsätze über Bord“, sagte Herbert Witzany aus Westhausen. Ansonsten befindet sich das Gebiet außerhalb von Schutzgebieten und geschützten Biotopen.

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