Dass es der Carl Zeiss AG gut geht, überrascht wahrscheinlich die Wenigsten. Die Zahlen, die der Vorstandsvorsitzende Dr. Karl Lamprecht nun aber bei der Jahresabschluss-Pressekonferenz nannte, sind schon ordentliche Hausnummern: Das Geschäftsjahr 2022/2023 wartete mit einigen Rekorden auf.
Der Umsatz wächst
Im zurückliegenden Geschäftsjahr durchbrach Zeiss erstmals beim Umsatz die Schallmauer von zehn Milliarden Euro (10,108 Milliarden Euro), ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein erhebliches und zudem profitables Wachstum mit einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 1,7 Milliarden Euro. Zu dem guten Ergebnis beigetragen haben alle Sparten der Zeiss-Gruppe, allen voran die Sparte SMT (Halbleiter-Technik) mit einem Umsatz von mehr als 3,5 Milliarden Euro ( 29 Prozent) – ebenfalls neuer Rekord. Das wiederum, so Lamprecht, sei zum einen aufgrund der Schwankungen auf dem Halbleitermarkt nicht selbstverständlich und ziehe zum anderen gerade in dieser Sparte erhebliche Investitionen sowohl in der Forschung und Entwicklung als auch in die Infrastruktur nach sich.
Sogar in der Sparte, die aufgrund der Inflation derzeit etwas volatiler ist, verzeichnet Zeiss ein Umsatzplus: Im Bereich Consumer Markets, also dem Privatkunden-Geschäft, steigt er um vier Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, wobei vor allem in neue Produktkategorien für Jagdoptik und Naturbeobachtung investiert worden war.
Die Mitarbeiterzahl wächst
Der Umsatz wächst und die Zahl der Mitarbeitenden weltweit tut es auch. Allein in den vergangenen sieben Jahren kamen laut Lamprecht rund 18.000 hinzu, derzeit sind es insgesamt fast 43.000 weltweit und allein in Deutschland mehr als 20.000. Das wird nicht das Ende der Fahnenstange sein: Zeiss sucht händeringend Fachkräfte, allein in Deutschland sind 1500 Stellen bei Zeiss offen, viele davon auf der Ostalb.
Die Standorte wachsen
All diese zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen auch irgendwo arbeiten. Deshalb will Zeiss aktuell und in den kommenden fünf Jahren 3,5 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren, allein drei Milliarden davon in Deutschland. Bekanntermaßen wird derzeit der Standort Oberkochen erweitert, ein Neubau in Aalen-Ebnat soll folgen. „Wir wachsen stark und ein solches Wachstum abzubilden, ist extrem schwer“, so Lamprecht bezogen auf den Ausbau der Infrastruktur: „So ein Bau steht nicht innerhalb eines Jahres.“
Die Herausforderungen wachsen
Überhaupt folgen auf die enorme Entwicklung auch erhebliche Herausforderungen. „Bei einem derartigen Wachstumskurs, knirscht es auch gewaltig“, gab Lamprecht zu. In einem Unternehmen dieser Größe funktioniere nichts mehr auf Zuruf, all die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssten ins Unternehmen eingearbeitet und integriert werden. Deshalb will und muss das Unternehmen sich auch organisatorisch anpassen: „Wir müssen mehr in die organisatorischen Prozesse und in IT-Systeme investieren“, so Lamprecht. „Wenn wir das nicht tun, dann können wir irgendwann einfach nicht mehr wachsen.“
Bei einem derartigen Wachstumskurs knirscht es auch gewaltig. Da funktioniert nichts mehr auf Zuruf.
Dr. Karl Lamprecht
Vorstandsvorsitzender der Carl Zeiss AG
Wohin wächst Zeiss in Oberkochen?
Die Erweiterungskapazitäten am derzeitigen Standort Oberkochen sind erschöpft, zumindest was die östliche Seite der B19 anbelangt. Was aber ist mit der Fläche auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße zwischen Königsbronn und Oberkochen? Konkrete Pläne, so Lamprecht auf Nachfrage, gibt es derzeit nicht. Man befinde sich aber in ständigem Austausch mit den Verantwortlichen des Interkommunalen Gewerbegebiets, sprich mit den Kommunen Königsbronn, Oberkochen und Heidenheim, und beobachte auch die entsprechenden Bauleitplanverfahren. „Zudem ist uns aber auch völlig bewusst, dass die B19 bereits jetzt völlig überlastet ist und wir tun unser Bestes, um das zu entzerren“, so Lamprecht.
1,5 Milliarden Euro für die Forschung und Entwicklung
Mit 15 Prozent des Umsatzes wendete Zeiss im vergangenen Geschäftsjahr eine Rekordsumme von mehr als 1,5 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung auf (Vorjahr: 1,15 Milliarden Euro). In den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen der Zeiss-Gruppe arbeiten mehr als 6200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.