Besuchermagnet?

Zwischen Freude und Frust: So fällt die Bilanz der Heimattage 2024 auf dem Härtsfeld aus

Die drei Kommunen Dischingen, Nattheim und Neresheim haben sich viel von den Heimattagen auf dem Härtsfeld erhofft. Die Bilanz fällt gespalten aus – zwischen Freude und Enttäuschung.

Vom östlichsten zum fast nördlichsten Zipfel des Bundeslandes: Der Blick Baden-Württembergs, 2024 lag er noch auf dem Härtsfeld, richtet sich dieses Jahr auf die Stadt Weinheim. Sie richtet 2025 die Heimattage aus. Auf der Ostalb nimmt man das zum Anlass, Bilanz zu ziehen. Waren die Heimattage auf dem Härtsfeld all das, was man sich im Vorfeld erhofft hatte? Aus Sicht der drei ausrichtenden Kommunen Dischingen, Nattheim und Neresheim auf jeden Fall.

Für viele der erste Besuch auf dem Härtsfeld

„Der Bekanntheitsgrad und das Interesse sind definitiv gestiegen“, sagt Sina Gerlach mit Blick auf die Popularität des Härtsfelds. Gerlach ist bei der Stadt Neresheim für die Sachgebietsleitung Kultur und Tourismus zuständig und hatte ab März 2023 für die Dauer des Landesfestes zudem die Geschäftsstelle der Heimattage geleitet. Der gestiegene Bekanntheitsgrad scheint allerdings mehr ein gefühlter zu sein. Denn tatsächlich messbare Zahlen im Sinne von Besucherzahlen oder Übernachtungsgästen liegen den Kommunen nicht vor – genaue Statistiken seien nie angedacht gewesen.

„In Gesprächen und im direkten Austausch haben wir insbesondere bei den Heimattage-Veranstaltungen immer wieder Menschen getroffen, die speziell durch die Heimattage aufs Härtsfeld gekommen sind“, erzählt Gerlach. Für viele sei es der erste Besuch gewesen, verbunden mit dem Versprechen, dass es keinesfalls der letzte sein sollte.

In Gesprächen haben wir immer wieder Menschen getroffen, die speziell durch die Heimattage aufs Härtsfeld gekommen sind.

Sina Gerlach, Leiterin der Geschäftsstelle der Heimattage

Rund 250 Veranstaltungen liefen vergangenes Jahr unter dem Banner der Heimattage. Der absolut überwiegende Teil hätte allerdings auch ohne die Heimattage stattgefunden, etwa, weil es sich dabei um jährlich wiederkehrende Events handelte. Dazu gehört unter anderem „Rock am Härtsfeldsee“, die Kinderfeste der Kommunen oder auch Vorträge der Volkshochschulen. „Zwischen 40 und 50 Veranstaltungen“ wurden laut Sina Gerlach speziell für die Heimattage kreiert.

In Nattheim hat beispielsweise der Museumsverein Geschichtswerkstatt einige zusätzliche Vorträge organisiert. „Außerdem gab es unter anderem das Seifenkistenrennen in Auernheim, die ‚Sport Days‘ der TSG, oder auch einen zusätzlichen Tag beim Breamahock“, berichtet Moritz Sachs, der bei der Gemeinde Nattheim federführend die Heimattage koordiniert hat. Dort habe man ebenfalls den Eindruck, dass die Festtage „sehr gut angenommen“ worden sind.

Der Landespreis für Heimatforschung wurde 2024 in Nattheim verliehen. Der erste Preis ging an Reinhold Fischer aus Schechingen. Foto: Rudi Penk

Bereits im Vorfeld war der Aspekt Nachhaltigkeit Thema im Kreise der drei Kommunen: Von den Heimattagen sollte, so der Plan, auch nach Ende des Jahres etwas übrig bleiben. Aus materieller Sicht wurde das in Form einer Mountainbike-Strecke verwirklicht, wie Sina Gerlach erzählt: „Wir haben eine eigens für die Heimattage generierte Radtour entwickelt, welche auch entsprechend mit dem Heimattage-Logo beschildert ist. Die Radtour verbindet die drei Heimattage-Kommunen.“

Freilich soll auch ein immaterieller Wert spürbar bleiben. „Es gibt inzwischen einen intensiveren Austausch zwischen den Kommunen“, ist sich Moritz Sachs sicher. Die interkommunale Zusammenarbeit sei stärker geworden. „Wir hoffen, dass sich das auch in der Bevölkerung widerspiegelt.“

Ganz neue Herausforderung für Dischingen

Zufrieden zeigt man sich auch in Dischingen: „Die Heimattage sind aus Sicht der Gemeinde Dischingen gut verlaufen. Insbesondere die Baden-Württemberg-Tage am ersten Maiwochenende waren ein voller Erfolg. Eine Veranstaltung in dieser Größenordnung ist etwas ganz Neues für uns gewesen“, sagt Theresa Schneidermeier, Hauptamtsleiterin der Gemeinde Dischingen.

Konkrete Besucherzahlen wurden zwar auch in dieser Härtsfeldgemeinde nicht für die gesamten Heimattage erhoben, eine Tendenz lässt sich jedoch anhand der Ticketverkäufe für zwei Konzerte im Rahmen der Baden-Württemberg-Tage ablesen. Rund 2000 Besucher fanden sich beim Open-Air-Auftritt der „Bätscher Buam“ und „The Brassidents“ ein. Bei „SWR 1 Pop & Poesie in Concert – The Power of Love“ waren rund 2500 Besucher vor Ort.

Reger Andrang bei der Landesgewerbeschau, die im Rahmen der Heimattage in Dischingen stattgefunden hat. Foto: Oliver Vogel

Soweit die Eindrücke der Kommunen. Bei drei der größten Tourismus-Attraktionen des Härtsfelds sieht die Sache jedoch etwas anders aus.

„Uns haben die Heimattage nichts gebracht“, erzählt etwa Werner Kuhn, Vorsitzender des Neresheimer Vereins Härtsfeld-Museumsbahn. Nachdem die Schättere 2023 mit mehr als 10.000 Besuchern ein „Spitzenjahr“ erlebt hatte, konnte sie im Heimattage-Jahr 9000 Fahrgäste verzeichnen. An normalen Betriebstagen habe das Landesfest demnach keinen spürbaren Effekt gehabt. „Die Veranstaltungen waren nicht auf uns abgestimmt. Dazu kam, dass wir an den Betriebstagen oft schlechtes Wetter hatten“, so Kuhn.

Bei den Baden-Württemberg-Tagen hatte die Schättere zwei Sonderfahrten für den Pendelverkehr angeboten. Zudem ließ sich die CDU-Landesfraktion am Neresheimer Blaulichtwochenende vergangenen September auf der historischen Bahnstrecke ins Egautal befördern. „Das war super“, sagt Kuhn. „Aber ehrlich gesagt haben wir uns insgesamt mehr erhofft.“

Wir haben überhaupt nicht von den Heimattagen profitiert.

Michael Walter, Eigentümer von Burg Katzenstein

Ähnlich enttäuscht zeigt sich Michael Walter, einer der Eigentümer von Burg Katzenstein: „Wir haben überhaupt nicht von den Heimattagen profitiert.“ Er bemängelt, dass im Vorfeld kaum bis keine Kommunikation mit der Gemeinde Dischingen stattgefunden habe. Einige selbstorganisierte Veranstaltungen hat es laut Walter zwar auf Burg Katzenstein gegeben, jedoch kein explizites Heimattage-Event der Gemeinde Dischingen. Lediglich die Stadt Neresheim habe die Burg als Kulisse für eine Veranstaltung des Landesfestes genutzt.

Ein positiveres Resümee zieht Annemarie Paetzold, die Leiterin des Nattheimer Korallen- und Heimatmuseums. Wurden 2023 noch 429 Besucher im Museum gezählt, waren es im Folgejahr mit 421 ähnlich viele. Der Museumsverein Geschichtswerkstatt sei dem Aufruf der Gemeindeverwaltung gefolgt und habe sich in Form mehrerer Vorträge und Eigenveranstaltungen am Programm der Heimattage beteiligt.

Dokumentarfilm über Nattheimer Korallen

„Insbesondere unser Dokumentarfilm über den Ursprung der Nattheimer Korallen hat viele Menschen ins Museum getrieben“, erklärt Paetzold. Der Film habe nicht nur die Korallen, sondern eben auch den zugehörigen Ausstellungsraum mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt.

Wie viel kosten die Heimattage?

Die genaue Kostenbilanz der Heimattage 2024 liegt noch nicht vor, doch so viel kann verraten werden: „Wir haben grüne Zahlen geschrieben“, sagt Sina Gerlach. Das Budget sei nicht überreizt worden.

Das Land Baden-Württemberg hat die Heimattage mit einem Zuschuss von 200.000 Euro unterstützt. Die drei Ausrichtungskommunen mussten insgesamt weitere 200.000 Euro investieren. Außerdem war geplant gewesen, noch einmal mindestens 200.000 Euro durch Sponsoren zusammenzubekommen.

Jetzt einfach weiterlesen
Jetzt einfach weiterlesen mit HZ
- Alle HZ+ Artikel lesen und hören
- Exklusive Bilder und Videos aus der Region
- Volle Flexibilität: monatlich kündbar