400 Kilometer für den guten Zweck
Alles Ansichtssache. Was der normale Hobby-Läufer als utopisch bezeichnet, ist für den erfahrenen Ultra-Läufer ein wahrgewordener Traum: 400 Kilometer in acht Tagen. Diese Strecke will eine Läufergruppe aus dem Kreis Heidenheim Ende August/Anfang September zurücklegen. Von Nattheim führt die Strecke über Ulm, den Tegernsee, das Inn- und Zillertal bis nach Brixen. Bei der Ankunft am 7. September werden die fünf Männer und drei Frauen täglich zwischen 40 und 60 Kilometer zurückgelegt und insgesamt 8000 Höhenmeter bewältigt haben.
Benefizlauf von Nattheim nach Brixen: Warum das Ganze?
„Wir sammeln Spenden für den Förderverein für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Heidenheim und die Südtiroler Kinderhilfe Regenbogen“, sagt Rainer Schroll. Der 66-Jährige ist der einzige unter den acht Läuferinnen und Läufern, der bereits bei der ersten und zweiten Auflage des Benefizlaufs mit an den Start gegangen ist. Damals, 2013 und 2016, war man allerdings von Heidenheim aus losgelaufen. Diesmal übernimmt die Schirmherrschaft Nattheims Bürgermeister Norbert Bereska gemeinsam mit seinem Brixener Amtskollege Peter Brunner.
Die Herausforderung besteht am Ende nicht darin, 50 Kilometer am Stück zu laufen, sondern acht Tage in Folge.
Rainer Schroll, Läufer
Wie bereitet man sich auf einen Extremlauf wie diesen vor?
„Wir sind alle erfahrene Ultra-Läufer mit guten Ergebnissen bei Wettkämpfen“, sagt Schroll. Heftig trainiert werde aber natürlich trotzdem. Jeden Sonntag treffe man sich zum gemeinsamen Laufen. Zwischen 30 und 40 Kilometer werden dann zurückgelegt. Und das seit Monaten. „Die Herausforderung besteht am Ende nicht darin, 50 Kilometer am Stück zu laufen, sondern acht Tage in Folge.“ Besonders der dritte, vierte und fünfte Tag werden laut Rainer Schroll hart werden. Auch weil die Läufer in den Bergen besonders viele Höhenmeter hinter sich bringen müssen. „Entscheidend ist dann das Mentale“, die Stärke also, jeden Tag erneut durchzuhalten. Eine Rolle spielt natürlich auch das Wetter. „Wenig Extreme wären gut“, sagt Schroll. Heißt? Möglichst keine 35 Grad und kein Dauerregen. „Aber gern mal einen Schauer.“
Bekommt man nach so viel Training eigentlich noch Blasen an den Füßen?
„Blasen bekommt man eher nicht mehr“, sagt Schroll. Andere “Wehwehchen” kämen seiner Erfahrung nach aber durchaus vor. Zum Beispiel entzündete Schienbeine. Vor allem aber schmerzende Beine: „Besonders die ersten fünf bis zehn Kilometer einer jeden Etappe tut’s weh“, sagt Schroll, danach gehe es meist wieder besser. Und braucht doch mal jemand ein Pflaster, steht hoffentlich bald das nächste Aufeinandertreffen mit dem Fahrer des Begleitfahrzeugs an. Alle zehn bis 15 Kilometer wartet er auf die Läufer, um sie mit Essen und Trinken zu versorgen. „Wir sind ja bis zu acht Stunden am Tag unterwegs“, sagt Schroll. „Da muss man schon was essen.“ Was genau? Das dürfen sich die Läuferinnen und Läufer selbst aussuchen: Abends werde eine Wunschliste geschrieben, der Fahrer gehe dann einkaufen.
Wie ist die Idee für den Lauf von Heidenheim/Nattheim nach Brixen entstanden?
Das hat mit Laufschuhen zu tun. Die kauft Rainer Schroll in Christian Jochers Sportgeschäft in Brixen. Jocher ist der Trainer der Südtiroler Marathonläufer, Organisator des Brixen-Dolomiten-Marathons und mittlerweile 100-facher Marathonläufer. Zur Zeit plant Jocher für September eine zweiwöchige Südtirol-Umrundung, bei der ihn Rainer Schroll begleiten will. Inzwischen kennen sich die beiden Läufer seit rund 15 Jahren. Vor etwas mehr als zehn Jahren entstand also über diese Verbindung die Idee für den Lauf von Heidenheim nach Brixen. Dort organisiert Jocher auch dieses Jahr wieder einen Empfang auf dem Domplatz. Rainer Schroll hofft auf ein ebenso großes Hallo wie bei den beiden vorherigen Benefizläufen. Da die Heidenheimer Läufer auf ihrer letzten Etappe ab Sterzing von zehn Südtiroler Läufern begleitet werden, wird diese Hoffnung wohl nicht unterfüllt bleiben.
Wir fragen jeden, der uns über den Weg läuft.
Rainer Schroll, Läufer
Kann man die Heidenheimer Läufer auch am Anfang ein Stück weit begleiten?
„Sehr gerne sogar“, sagt Rainer Schroll. Nach einer Ansprache von Schirmherr Norbert Bereska auf dem Nattheimer Martinsplatz fällt am 31. August um 9 Uhr der Startschuss. Auch umliegende Vereine sollen angeschrieben und über die Möglichkeit, mit den Läufern auf die Strecke zu gehen, informiert werden. In Läuferkreisen wird sich die 400-Kilometer-Aktion aber ohnehin schon herumgesprochen haben. Das Interesse an derlei Herausforderungen ist groß: „Wir könnten bestimmt 30 Leute finden, die mitmachen wollen“, sagt Schroll. Organisatorisch sei das aber freilich nur schwer zu stemmen. Außerdem ist der Benefizlauf für die acht Starterinnen und Starter auch nicht ganz billig. „Wir tragen alle Kosten für Unterkunft und Sprit selbst“, sagt Schroll. „Jede Spende soll an die beiden Vereine gehen.“
Benefizlauf Nattheim-Brixen: Wie werden Spenden gesammelt?
Zwei Spendenkonten wurden eröffnet. Außerdem soll unterwegs gesammelt werden. „Wir fragen jeden, der uns über den Weg läuft“, sagt Rainer Schroll. Bei den bisherigen Benefizläufen hat diese Vorgehensweise wunderbar funktioniert. 2013 waren 11.000 Euro zusammengekommen, 2016 rund 10.000 Euro.
Infos zum Spendenkonto
Wer die Aktion der Läufer mit einer Spende unterstützen will, findet entsprechende Infos zum Spendenkonto unter www.kiju-heidenheim.de. Als Betreff sollten Spender “Benefizlauf 2023” angeben. Weitere Infos bekommen Spender und Sponsoren außerdem bei Rainer Schroll, der per E-Mail an rainer.schroll@schroll-finanzierung.de zu erreichen ist.